Welt, wir haben ein Problem!
Kaum Lob, kaum Komplimente – was läuft da schief?
Augsburg Deutschland, wir haben ein Problem! Es fängt in den eigenen vier Wänden an und hört im Supermarkt noch lange nicht auf. Wir verteilen zu wenig Lob, Komplimente, verbale Nettigkeiten. Es reicht halt nicht, der Göttergattin einmal die Woche den Satz hinzuschmettern: „Schön, dass du endlich die Bierflaschen wegräumst“– Stichwort vergiftetes Lob. Oder den Vordermann an der Ladentür schweigend anzustarren, weil dieser sich erdreistet, selbige aufzuhalten – nach dem Motto:
Sei froh, dass ich schweige, ich könnte dich auch anpflaumen, weil es regnet.
Gut 70 Prozent der Deutschen bekommen höchstens alle paar Tage mal ein Lob vom eigenen Partner, zeigt eine Umfrage für die OnlinePartnervermittlung ElitePartner. Gleichzeitig gibt es schon unfassbar viele Smartphone-Apps, die ihre Nutzer, sagen wir, jeden Tag um 6.30 Uhr mit Gedudel und so Sprüchen wecken wie: „Bist ein netter Kerl“oder „Du machst einen guten Job“. Die neueste Variante kommt vom Kulturverein Schloss Bröllin e.V. aus Vorpommern. Weil: „In unserem Landstrich gilt ein Lachen schon fast als Heiratsantrag, und Neuankömmlinge grüßen wir erst ab der dritten Generation“, sagt Projektleiter Bartel Meyer. Deshalb die Komplimente-App. Schmeicheleien wie „Du hast so wunderschöne Augen“interessieren dabei nicht. Es geht um freundliche Worte. Nicht mehr, nicht weniger.
Trösten wir uns damit, dass auch außerhalb Deutschlands Übungsbedarf besteht. Der kanadische Schauspieler Donald Sutherland hat gerade die Geschichte erzählt, wie vor 35 Jahren eine Stewardess zu ihm sagte: „Sie sind Donald Sutherland, nicht wahr? Sie sind nicht annähernd so hässlich wie im Fernsehen.“
Welt, wir haben ein Problem!