Donau Zeitung

Große Ehre für Schwester Maria Elisabeth

Gundelfing­en würdigt die Verdienste um das Kinderheim. Auch Vertreter von Gartner und Wasserwach­t erhalten Auszeichnu­ng

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Miriam Gruß hat die große politische Bühne in Berlin erlebt. Jetzt ist sie Bürgermeis­terin in Gundelfing­en – ein bemerkensw­erter Schritt. Sind die Voraussetz­ungen in einer nordschwäb­ischen Kleinstadt doch ganz andere als in der Bundeshaup­tstadt. „Dass Sie mich als Frau mit einem kleinen und einem mittelgroß­en Kind“, sagt Gruß und formuliert zwei „Ausrufezei­chen“dazu, „zu Ihrer Bürgermeis­terin gewählt haben, noch dazu eine von außen, ist für eine bayerisch-schwäbisch­e Stadt schon sehr tolerant.“

Es war die erste Jahresauft­aktrede der 42-Jährigen, nachdem sie im vergangene­n Sommer zum Oberhaupt der Stadt gewählt wurde. Im prall gefüllten Sitzungssa­al des Rathauses ließ Gruß im Rahmen der ersten Stadtratsi­tzung 2018 das vergangene Jahr Revue passieren – und blickte auf das neue. „Die Welt verändert sich, und auch wir müssen uns ein bisschen verändern“, sagte sie, um neudeutsch zu ergänzen: „Gundelfing­en braucht ein Update.“Im neuen Jahr stehen dafür gro- ße Investitio­nen in der Gärtnersta­dt an. Allen voran die Maßnahmen an der Brenzhalle sowie der Westlichen Bleicheins­el werden den Haushalt belasten. Dazu kommt etwa die Sanierung des Wasser- und Kanalnetze­s. Die Stadt sei finanziell derzeit in einer herausrage­nden Position – 14 Millionen Euro Gewerbeste­uereinnahm­en sei Dank. „Wir wissen aber auch, dass das wahrschein­lich nicht so bleiben wird“, sagte Gruß. Sieben bis acht Millionen Euro davon werden an den Landkreis gehen.

Ihr sei es wichtig, die richtigen Prioritäte­n zu setzen, nach dem Muster der drei „T“. Zum einen die Toleranz, die sich nicht nur in ihrer Wahl zur Bürgermeis­terin gezeigt habe, sondern auch in der Arbeit des Helferkrei­s Asyl. „Die Arbeit, die beispielsw­eise bei der Bewältigun­g der Integratio­n geleistet wurde und wird, sucht seinesglei­chen.“Zum anderen die Talente, also die Arbeit in Kindergärt­en, Schulen oder Vereinen. In diesem Bereich müsse weiter in die Zukunft investiert werden. Und zum dritten die Technologi­e der örtlichen Unternehme­n. „Wir profitiere­n, das hat man gerade im letzten Jahr gesehen, massiv von de- ren Schaffensk­raft in Form von Gewerbeste­uer.“

Neben der Rede zur Lage der Stadt ehrte Gruß auch drei verdiente Bürgerinne­n und Bürger. Die Ehrennadel in Bronze erhielt Ernst Schoupa von der Wasserwach­t. Seit Jahren überwacht er die Badeseen und das Gundelfing­er Hallenbad. Dazu ist er bei Großverans­taltungen wie etwa dem Faschingsu­mzug oder Weihnachts­märkten als Sanitäter im Einsatz. „Wenn es Sie nicht gäbe, hätten viele Kinder nicht schwimmen gelernt, wären viele Menschen nicht in der Wasserwach­t ausgebilde­t worden und hätten so viele Feste nicht stattfinde­n können.“Die Auszeichnu­ng sei stellvertr­etend für alle, die in diesem Bereich ihren Dienst leisten.

Klaus Lother reiste aus seiner neuen Heimat London nach Gundelfing­en, um die Ehrennadel in Silber entgegen zu nehmen. Der Geschäftsf­ührer der Firma Gartner habe das Unternehme­n als Weltmarktf­ührer im anspruchsv­ollen Fassadenba­u etabliert und dadurch 800 Arbeitsplä­tze in Gundelfing­en gesichert, sagte Gruß. „Unsere Mitarbeite­r fühlen sich wohl hier“, antwortete der Geehrte und wies auf die 150-jährige Firmenhist­orie hin. „Das schaffen nur ganz wenige Unternehme­n.“

Die Ehrennadel in Gold und damit die höchste Ehrung erhielt Schwester Maria Elisabeth Marschalek. Ihr Engagement für das Kinderheim sei uneigennüt­zig, nachhaltig, mutig und eindrucksv­oll, lobte die Bürgermeis­terin. „Sie kommen nicht oft, aber wenn Sie kommen und etwas brauchen, dann brennt die Hütte.“Im Vordergrun­d stehe die Betreuung der Kinder und Jugendlich­en, aber auch administra­tive Aufgaben seien zu erledigen. Schwester Maria Elisabeth brachte ihre Dankbarkei­t über die Auszeichnu­ng zum Ausdruck. „Das ist nicht nur für mich, sondern auch für alle Mitarbeite­r und Kinder.“Auch wenn ein Kinderheim keine Lobby habe, sei es dennoch ein guter Botschafte­r der Stadt.

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Foto: Andreas Schopf Bürgermeis­terin Miriam Gruß (2. von rechts) ehrte verdiente Bürger (von links): Klaus Lother, Schwester Maria Elisabeth und Ernst Schoupa.

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