Donau Zeitung

Sturm auf der Koppel, Eis auf dem Teich, Splitt auf der Straße

Kaum ein Tier braucht im Winter eine Spezialbeh­andlung. Pferde drehen sich einfach um

- VON ULRIKE WALBURG

Landkreis Trockene Kälte können die meisten Tiere gut wegstecken. Anhaltende Nässe dagegen nicht. Sommer wie Winter macht Dauerregen den Tieren zu schaffen, besonders wenn sie dadurch zu lange nass sind und nicht mehr trocken werden. „Fasan- und Rebhuhnkük­en halten Dauerregen nicht aus,“berichtet Helmut Jaumann, Erster Vorsitzend­er der Kreisjäger­vereinigun­g Dillingen.

Ab Ende Dezember folgen frei lebende Tiere wie auch Haustiere einem Urinstinkt. Um Energie zu sparen, fahren sie ihren Stoffwechs­el herunter und werden träge. Ihr Energiever­brauch bleibt auf niedrigste­m Niveau. In diesem Ruheprozes­s dürfen im Wald lebende Tiere wie Rehe, Hirsche, Wildschwei­ne und auch das im Kesseltal noch vorkommend­e Muffelwild nicht von Menschen oder durch Lärm gestört werden. „Alle Tiere brauchen in den Wintermona­ten Ruhe,“sagt Jaumann und mahnt Spaziergän­ger und Hundehalte­r, besonders in dieser Zeit darauf zu achten, die Tiere nicht zu stören. Sie sollen die Waldwege nicht verlassen. Hundehalte­r werden gebeten, ihre Hunde an die Leine zu legen. „Die Tierwelt muss als Teil der Natur verstanden werden“appelliert der Jäger an die Vernunft.

Wenn die Tiere während der Wintermona­te flüchten müssen, verbrauche­n sie mehr Energie als vorgesehen und suchen nach Nah- rung. „In der Folge sind im Wald Verbisssch­äden an Bäumen zu beobachten,“warnt Jaumann

In Bayern sind Jäger verpflicht­et, in Notzeiten zu füttern. Was eine Notzeit ist, entscheide­t im Bedarfsfal­l jeder Jäger für sein Revier selbst. Überwiegen­d finden Fütterunge­n in den Wintermona­ten statt, jedoch kann Fütterungs­bedarf auch schon im Herbst bestehen, wenn die Felder abgeerntet und es für Tiere wie etwa Rehe nichts mehr zum Äsen gibt. Die Fütterungs­plätze werden vor Nässe geschützt und überdacht an stillen Orten im Wald angelegt. Allerdings darf kein Kraftfutte­r wie Eicheln, Kastanien, Getreidear­ten, Mais und Zuckerschn­itzel gefüttert werden. Die Tiere bekommen im Winter nur ein Erhaltungs­futter, das aus Saftfutter wie Apfeltrest­er, Gras- und Maissilage und Rüben und aus Raufutter wie Heu, Gras und Grummet, dem zweiten und dritten Schnitt von Gras und aus Laubheu, besteht.

Wildschwei­ne haben mit der Nahrungssu­che selbst bei gefrorenem Boden große Überlebens­chancen. Mit ihrem Gebräch, dem starken Ober- und Unterkiefe­r, brechen sie den Boden auf und wühlen nach Maden, Engerlinge­n und Mäusen. Ein starker Winter mit großer Kälte kann allerdings ihrem Nachwuchs, den Frischling­en, gefährlich wer- den. Vorsorglic­h baut die Bache für ihre Jungen einen Frischkess­el, in den sie sich mit ihrem Nachwuchs legt und so für ausreichen­de Wärme sorgt. Wenn sie während der ersten zehn Tage das Nest verlassen muss, um selbst Wasser zu trinken, kann starke Kälte für Frischling­e kritisch werden. Sie können erfrieren.

Hasen sind widerstand­sfähig und nagen auch im Winter an Rüben. Solange die Zusam, die Egau und die Weiher nicht zugefroren sind, können sich Wildenten und Gänse selber ernähren. Gänse picken zum Leidwesen der Landwirte nach grünen Wintergetr­eidearten. Das Rebhuhn und der Fasan sind mittlerwei­le im Zusamtal selten geworden. Der Jäger füttert Sämereien, Mais und Getreide. „Pferde auf der Koppel, die nicht geschoren sind, können Temperatur­en bis zu minus 15 Grad super ausgleiche­n,“berichtet die Tierärztin Tamara Seifried. „Regen prallt an ihnen ab und läuft am Körper seitwärts herunter.“Bei Schneegest­öber halten Pferde ihr Hinterteil zum Eigenschut­z in Windrichtu­ng.

Gartenbesi­tzer finden im späten Herbst Igel, die vor dem Winterschl­af noch schwach auf den Beinen sind. In der Tierarztpr­axis Scherfling werden sie fit für den Winterschl­af gemacht „Sie werden entwurmt und mit Katzenfutt­er und Eiern aufgepäppe­lt“, berichtet Seifried. Auch Siebenschl­äfer und Gartenschl­äfer gehen tief in der Erde oder an geschützte­n Stellen in den Winterschl­af und schützen sich so vor Erfrierung­en. Meerschwei­nchen und andere Nager, die den Winter im Freigehege verbringen, brauchen eine Rückzugsmö­glichkeit. Fische gehen in eine Kältestarr­e und legen sich tief am Boden ab. Damit sie nicht einfrieren, sollte der Teich mindestens eineinhalb Meter tief sein. „Eiskugeln“halten Öffnungen an der Oberfläche eisfrei und sorgen für die Luftzufuhr. Dem Buchfink, dem Bergfink, dem Grünfink, dem Dompfaff, dem Gimpel, sieben verschiede­nen Meisenarte­n und den Spatzen legt Jaumann Sämereien und Sonnenblum­enkerne in das Vogelhaus. Er weist auf die Notwendigk­eit regelmäßig­er Hygiene hin und rät, die Futterstel­len mit Essigwasse­r zu reinigen und den Boden mit Kalk zu behandeln.

Kälte kann Hunden, mit Ausnahme bestimmter Züchtungen, nichts anhaben. Nur Streusalz macht an ihren Pfoten Probleme. Schutz bieten Vaseline und Hirschtalg.

Auch die Hauskatze wird im Winter träge, legt an Gewicht zu und liebt es, faul am warmen Ofen zu liegen. Jetzt sind ihre Streifzüge kürzer.

Vor Glätte und Eis schützen sie ihre Pfoten: Sie sind warm, und ihre Krallen haken sich wie Stollen am Untergrund ein. Selbst wenn eine Katze ins Eis einbricht, könne sie sich sehr gut selbst helfen, sagt die Tierärztin. Sie warnt davor, „Tiere zu sehr zu vermenschl­ichen, denn sie können sich sehr gut an die Natur anpassen.“

Die Hauskatze wird im Winter träge

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Foto: Ralf Lienert Ganz schön windig: Da stehen sogar dem Pferd alle „Haare“zu Berge. Das macht den Tieren aber nichts. Wenn es, speziell im Winter, auf der Koppel zu stürmisch wird, drehen sich die Vierbeiner einfach um.

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