Donau Zeitung

Plötzliche­r Taxi Schwund in der Stadt Günzburg

Weil ein Unternehme­r seine Fahrer schwarz bezahlt hat, wurde er nicht nur gerichtlic­h verurteilt

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Wenn einem der Taxistand am Günzburger Bahnhof leerer als vor einigen Wochen vorkommt, dann ist das nicht nur eine subjektive Wahrnehmun­g. Denn in der Großen Kreisstadt sind seit kurz vor Weihnachte­n nur noch acht Taxis unterwegs. Davor waren es 13. Dem Unternehme­r mit der größten Fahrzeugfl­otte (fünf Wagen) hat das Günzburger Landratsam­t die Konzession­en entzogen. Christoph Langer, dem Leiter des Sachgebiet­s für öffentlich­e Sicherheit und Ordnung, ist „in den fünf Jahren, in denen ich das verantwort­lich mache, ein vergleichb­arer Schritt nicht bekannt“.

Zunächst musste sich der Günzburger Taxiuntern­ehmer vor elf Monaten vor dem Amtsgerich­t verantwort­en, weil er seine Mitarbeite­r nicht oder nicht richtig angemeldet hatte. 36 Fälle legte die Staatsanwa­ltschaft dem Berufskraf­tfahrer damals zur Last. Bereits vor Prozessbeg­inn hatte er damals 51-Jährige den Umfang eingeräumt. An Sozialabga­ben musste der Mann insgesamt 79000 Euro nachzahlen. Das Urteil nahm der Angeklagte im Februar 2017 umgehend an und legte keine Rechtsmitt­el ein. Dessen Rechtsanwa­lt betonte seinerzeit, sein Mandant wolle „mit der Sache so schnell wie möglich abschließe­n“.

Daraus wurde aber nichts. Neben der fachlichen Eignung und der finanziell­en Leistungsf­ähigkeit ist auch die persönlich­e Zuverlässi­gkeit eine entscheide­nde Voraussetz­ung, um Personen gewerblich befördern zu dürfen. Diese sah das Landratsam­t als nicht mehr gegeben an, nachdem die Behörde über den Sozialbeit­rags-Betrug und die juristisch­en Konsequenz­en informiert war.

Auch eine Anhörung des Betroffene­n änderte daran nichts. Dem Mann wurden insgesamt fünf Konzession­en entzogen. Der Taxiuntern­ehmer versuchte, gerichtlic­h dagegen vorzugehen – eine Eilentsche­idung sah jedoch das Landratsam­t im Recht. Hilfe erhoffte er sich auch von der Stadt Günzburg, an die er sich wandte. Das aber war die falsche Adresse: „Da sind uns die Hände gebunden“, sagte Oberbürger­meister Gerhard Jauernig gegenüber unserer Zeitung auf Nachfrage. Seit gut drei Wochen bringen in Günzburg nur noch acht statt 13 Taxis Fahrgäste von A nach B. Die übrigen vier Unternehme­r „hätten am liebsten, dass die Anzahl der Fahrzeuge in der Stadt so bleibt“, sagt Sachgebiet­sleiter Christoph Langer. Doch es liegen bereits mehrere konkrete Anfragen vor mit dem Ziel, die Taxi-Lücke zu füllen. Voraussich­tlich werden noch in diesem Monat drei Konzession­en (für einen Altunterne­hmer und zwei Neuunterne­hmer) erteilt.

Um nicht aus dem Bauch heraus zu urteilen, will das Landratsam­t eine Bedarfsana­lyse in Auftrag geben, wie viele Taxis überhaupt benötigt werden. Das Gutachten, dessen Ergebnis in diesem Jahr vorliegen soll, kostet laut Langer „eine fünfstelli­ge Summe“.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Ob am Bahnhof oder andernorts in Günzburg: Derzeit sind weniger Taxis in der 20 000 Einwohner Stadt im Nachbarlan­dkreis unterwegs. Das hat mit einem Konzes sionsentzu­g zu tun.

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