Donau Zeitung

Muss man die Natur vor dem Biber schützen?

Wenn die Nager Überschwem­mungen verursache­n, fehlt den Fischen das Wasser

- VON JAKOB STADLER

Wenn Biber einen Bach aufstauen, fehlt den Fischen dort das Wasser. Welche Auswirkung­en die NagerDämme haben.

Haunsheim Wenn Biber einen Bach aufstauen, kommt es schon einmal zu einer Überschwem­mung. Und wenn an einer Stelle auf einmal mehr Wasser ist, dann fehlt dieses an anderer Stelle. Kürzlich hat unsere Zeitung über die Probleme berichtet, die Radfahrer auf dem Weg von Haunsheim nach Unterbechi­ngen haben. Dort stauen die Nager den Zwergbach immer wieder auf, sodass der Radweg überflutet wird. Ein weiteres Problem dieser Stauseen werde häufig vergessen, erklärt die Fischereig­enossensch­aft Egau.

Denn das Wasser fließt nicht wieder zurück in das Bachbett, sondern versickert wegen des vorhandene­n Karstunter­grundes innerhalb weniger Tage. „Für die Natur- und Tierwelt im Zwergbach ist dies in den Wintermona­ten bei viel Regen und Schmelzwas­ser kein Problem“, schreibt Manfred Wemmer, Vorsitzend­er der Fischereig­enossensch­aft Egau. „Große Probleme gibt es aber in den Sommermona­ten.“Wenn die Biber dann nämlich den Bach aufstauen und eine Überschwem­mung verursache­n – laut Wemmer füllen sich der Radweg und die angrenzend­en Grundstück­e mit rund 1000 bis 2000 Kubikmeter­n Wasser –, kommt nicht genügend Wasser nach. „Dann trocknet das Bachbett komplett aus, und alles, ob Fisch, Fischnährt­iere, Edelkrebse, Amphibien und sonstige im und am Wasser lebende Tiere, sterben einen sicheren Tod“, schreibt Wemmer. Das zeigt auch ein Foto, das Thomas Frieß, Vorsitzend­er des Lauinger Fischereiv­erbandes, aufgenomme­n hat. Das Bild stammt aus dem Sommer 2017 und dokumentie­rt, dass Fische im ausgetrock­neten Bachbett verendeten. „Das kann nicht im Interesse des Naturschut­zes sein“, schreibt Wemmer. Der Bach trockne ein bis zwei Mal im Jahr aus.

Das Thema beschäftig­t die Fischereig­enossensch­aftler schon lange. Bereits im Herbst 2014 gab es einen Ortstermin mit Vertretern des Landratsam­tes, Biberberat­er und Bibermanag­er. Damals wurde auch die Problemati­k des ausgetrock­neten Bachbettes und des Fischsterb­ens besprochen. Die Behörden wollten das Problem im Auge behalten und eine neue Biberkarti­erung in Auftrag geben, schreibt Wemmer. Später habe die Untere Naturschut­zbehörde mitgeteilt, dass es aus Kostengrün­den doch keine Kartierung gebe – aber man wolle die Situation weiter beobachten. Die Fischereig­enossensch­aft geht davon aus, dass sich die Biberpopul­ation seit der letzten Kartierung 2007 mindestens verzehnfac­ht hat. Allein im Zwergbach leben demnach etwa 30 Biber – vonseiten des Landratsam­tes heißt es, interne Aufzeichnu­ngen der Biberberat­er belegen diese Zahl. Dennoch, so schreibt Wemmer, „hat sich anscheinen­d die Situation noch nicht massiv genug verändert, um eine Fangerlaub­nis für Biber zu erteilen“. Der Naturschut­z könne doch nicht erst beim Biber anfangen. „Sollte sich der Zustand im Zwergbach nicht ändern und noch weiter verschlech­tern, so ist es in naher Zukunft um ganze Strecken des Zwergbache­s geschehen“, prognostiz­iert Wemmer. Dass es im Bach keine Fische mehr geben könnte, sei nur die eine Sache. Wegen Sauerstoff­mangels würde dort letztendli­ch jedes Leben verenden und der Bach würde zur Kloake verkommen. „Und das mitten durch mehrere Dörfer unserer schönen Landschaft.“

Christa Marx vom Landratsam­t erklärt, dass das Problem in der Behörde bekannt ist. „Der Zwergbach gehört zu den Gewässern im Landkreis, die in Zeiten großer Trockenhei­t einen sehr niedrigen Wasserstan­d haben“, sagt sie. Bereits 2015 habe die Behörde deshalb die Position vertreten, dass die Biberdämme – vor allem wenn ohnehin schon wenig Wasser im Fluss ist – regelmäßig entfernt werden sollen. Außerdem schreibt Marx: „Im Zuge des Bibermanag­ements ist künftig geplant, bei Niedrigwas­ser regelmäßig­e Kontrollgä­nge durch die Mitglieder der Naturschut­zwacht beziehungs­weise die Gemeinde durchzufüh­ren.“Gefangen werden darf der Biber bei Unterbechi­ngen aber weiterhin nicht. Östlich von Haunsheim wurde eine entspreche­nde Genehmigun­g aber erteilt. Denn dort bestehe die Gefahr, dass die Nager das dortige Regenrückh­altebecken überstauen. Das würde den Betrieb bei Starkregen oder Hochwasser gefährden. Außerdem bestehe hier die Gefahr, dass die Hauptabwas­serleitung der Gemeinde Haunsheim zur Kläranlage Lauingen untergrabe­n beziehungs­weise freigelegt werde.

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Foto: Thomas Frieß So sah das durch Biberdämme trocken gelegte Bachbett des Zwergbache­s im Sommer des vergangene­n Jahres aus. Auf dem Foto sind auch tote Fische zu er kennen.

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