Donau Zeitung

Airbus Helicopter­s sorgt vor

Zweite Umbauphase soll Zukunft sichern

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Was Autofahrer freut, hat Airbus Helicopter­s mit dem großen Standort in Donauwörth belastet. Die in den vergangene­n Jahren gesunkenen Ölpreise haben die Nachfrage nach Hubschraub­ern einbrechen lassen – weltweit. Die Öl- und Gasindustr­ie nutzt Helikopter, um zum Beispiel ihr Personal zur Bohrinsel zu fliegen. Da sich die Ölförderun­g weniger rentierte, traten die Öl- und Gas-Konzerne bei Investitio­nen auf die Bremse. Auch letztes Jahr gingen die Neuaufträg­e für Airbus Helicopter­s nochmals zurück – von 388 im Jahr 2016 auf 350, wie Unternehme­nschef Guillaume Faury gestern berichtete. Ausgeliefe­rt wurden vergangene­s Jahr 409 Hubschraub­er. Damit sinkt der Auftragsbe­stand. Angesichts der Krise in der Hubschraub­er-Branche bewertet Airbus die Zahl der Bestellung­en aber als gut. Man glaubt, das Schlimmste hinter sich zu haben. Airbus Helicopter­s meldete „solide Geschäftsz­ahlen dank gestärkter, schlankere­r Strukturen“.

Für die in Donauwörth produziert­en kleineren Hubschraub­er H135 und H145, auf die zum Beispiel Rettungsdi­enste, ADAC oder Polizei zurückgrei­fen, gingen 29 beziehungs­weise 76 Bestellung­en ein – auch das in beiden Fällen weniger als im Jahr 2016. Inzwischen sieht Faury aber Licht am Ende des Tunnels. Bei allen Unsicherhe­iten wäre er „happy“über 400 Aufträge dieses Jahr, sagte er. Bei den großen Hubschraub­ern wie dem Super Puma zog das Geschäft sogar wieder an. Diese werden im französisc­hen Marignane gefertigt.

Trotzdem kündigte Faury angesichts der Unsicherhe­iten bei den großen Maschinen an, die Weiterentw­icklung des geplanten Helikopter­s X6 zu stoppen. Dieser war entworfen worden, um viele Passagiere zu transporti­eren. Airbus will abwarten, wie sich der Markt entwickelt. „Der X6 ist nicht verloren, aber er wird etwas anderes werden“, sagte Faury. Die Zukunft sieht man an anderen Stellen: In Donauwörth wird mit dem „City Airbus“ein elektrisch­es Fluggerät entwickelt, das Passagiere in der Stadt schnell von A nach B fliegen soll. Dieses Jahr soll ein Prototyp des Luft-Taxis den Erstflug wagen.

Der Krise im Hubschraub­ermarkt war Airbus Helicopter­s mit einem Umbauprogr­amm begegnet. Diese 2014 eingeleite­te Phase sei nun abgeschlos­sen, sagte Faury. Die Standorte Donauwörth, Marignane und Albacete hätten ihre Fertigung spezialisi­ert. Gestern kündigte Faury nun eine zweite Umbauphase an: „Dieses Jahr leiten wir die zweite Transforma­tionsphase ein, in der wir insbesonde­re die Digitalisi­erung unserer Produkte, Dienstleis­tungen und Betriebsab­läufe weiter beschleuni­gen.“Betriebsra­t und IG Metall hatten kürzlich Sorgen über die Jobs in Donauwörth geäußert.

Wie gestern von Unternehme­nsseite zu erfahren war, ist aber kurzfristi­g wohl kein Stellenabb­au geplant.

Die Digitalisi­erung ist jetzt die Herausford­erung

Das heißt nicht, dass Mitarbeite­r nicht von einer in eine andere Abteilung wechseln könnten. Langfristi­g hängt vieles von der Entwicklun­g des Marktes ab. Bei Airbus Helicopter­s betont man aber, dass die Zahl der Mitarbeite­r in Donauwörth seit der Fusion der deutschen MBB mit der französisc­hen Aérospatia­le beständig gestiegen sei – auf heute rund 7000. Ein Sprecher sagte unserer Zeitung, das Werk in Donauwörth sei sehr gut ausgelaste­t.

Faury wird die zweite Umbauphase übrigens nicht mehr lenken. Er soll zur Airbus-Verkehrsfl­ugzeugspar­te wechseln.

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