Arme Reich(s)bürger
In Bayern gibt es immer mehr sogenannte „Reichsbürger“. Der Bewegung werden vom Verfassungsschutz inzwischen 3500 Menschen zugeordnet. Ihre Dunkelziffer liegt womöglich deutlich höher.
Diese verschrobenen Zauseln heißen so, weil sie den Freistaat nicht anerkennen und dafür auf ihrer Scholle ihr eigenes Reich ausrufen. Im Grunde wären sie ja ein lächerliches Phänomen, gäbe es da nicht einen zweiten Trend: Die Bayern rüsten privat auf wie der Teufel. Immer mehr kaufen sich eine Waffe, um sich selbst verteidigen zu können.
Jetzt ist gewiss nicht jeder Waffenbesitzer ein Reichsbürger, leider aber die meisten Reichsbürger Waffenbesitzer. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, denn sie müssen ja ihren Staat militärisch schützen, und sei er nur wenige Quadratmeter groß.
Die Lage ist kompliziert, es riecht nach gefährlicher Kleinstaaterei. Denn zu den 2056 offiziellen Städten und Gemeinden in Bayern kommen inzwischen noch mehrere tausend private Reiche hinzu. Oder anders formuliert: In jedem Kaff sitzen statistisch gesehen ein bis zwei militante Reichsbürger-Zausel.
Die Frage ist erlaubt: Müssen wir uns Sorgen machen? Die Antwort lautet: Wenn Ihr Nachbar am, in ländlichen Gegenden beliebten, Fahnenmast im Garten plötzlich nicht mehr weiß-blau ausflaggt, sondern eine Fantasiestaatsflagge hisst, ist Misstrauen angebracht. Seien Sie auch vorsichtig, wenn er vor seiner Einfahrt einen Zollbalken aufstellt und militärischen Stacheldrahtzaun ausrollt. Denn der Reichsbürger versteht in seiner Selbstwahrnehmung alles, aber keinen Spaß.