Die Wolfsburger Aff-äre
Es ist Zeit, von der VW-Krankheit zu sprechen. Denn der Wolfsburger Konzern produziert so regelmäßig und verlässlich Skandale, wie Menschen sich alljährlich eine oder mehrere Erkältungen einhandeln. Einst hat Volkswagen, einem Betriebsratsvorsitzenden eine brasilianische Geliebte gesponsert, um sich sein Wohlwollen zu erkaufen. In der VW-Männerwirtschaft ist nichts unmöglich.
Kleinere und größere Skandale reihen sich aneinander. So soll das Unternehmen dem einstigen Chef Martin Winterkorn eine 60 000 Euro teure Heizung für einen Teich, in dem sündteure Kois leben, bezahlt haben. In Anbetracht des Diesel-Skandals und der Affen-Affäre mutet diese Fisch-Absurdität harmlos an. Doch all diese Auffälligkeiten offenbaren fundamentale Schwächen des Konzerns: VW wird zum Symbol einer „Elitenverwahrlosung“, wie es HandelsblattHerausgeber Gabor Steingart ätzend und treffend nennt. Immer wieder werden VW-Manager ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Sie scheinen in einem Wolfsburger Raumschiff zu leben, sonst hätte irgendein Auto-Mann mit klarem moralischen Restverstand den Affen-Versuch verhindern müssen. Schließlich dürften viele VW-Fahrer Tierfreunde sein, die ihre Hunde und Katzen lieben, aber auch ein Herz für niedliche Affen haben. Die Aff-äre VW wird dem Konzern nachhaltig schaden.