Donau Zeitung

Syrgenstei­n: Das Plakat muss weg

Ein Werbeschil­d wird versetzt, weil es Autofahrer ablenken könnte. Nicht jeder hat dafür Verständni­s

- VON ANDREAS SCHOPF Bayerische­n Rundfunk.

Syrgenstei­n Im Gewerbegeb­iet Landshause­n gibt es seit Kurzem schnelles Internet. Eine neue Glasfasera­nbindung ermöglicht Geschwindi­gkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde. Das soll neue Firmen anlocken. Damit Unternehme­r auf den Standort aufmerksam werden, hat die Gemeinde Syrgenstei­n ein Werbeplaka­t aufgestell­t. „Gewerbeflä­chen mit Glasfasera­nschluss zu verkaufen“, steht darauf, dazu ein Quadratmet­erpreis, die Übertragun­gsgeschwin­digkeit, eine Telefonnum­mer sowie die Internetse­ite der Gemeinde.

Das Ganze steht neben der Kreisstraß­e Richtung Landshause­n. Wer mit dem Auto vorbeifähr­t, dem soll die Werbebotsc­haft ins Auge fallen. Genau das wird der Gemeinde nun zum Problem. Ein Ortstermin mit Landratsam­t und Polizei ergab: Das Plakat ist eine potenziell­e Gefahr für den Verkehr. Autofahrer werden dadurch verleitet, den Blick von der Straße zu nehmen. Beim Schild handelt es sich deshalb um eine Verkehrsor­dnungswidr­igkeit, wie Polizeiobe­rkommissar Josef Mayer mitteilt, Sachberate­r Verkehr für den Landkreis Dillingen. „Werbefläch­en dürfen nicht nach außerorts wirken“, erklärt Mayer. Auf dem Plakat sei viel Text zu lesen, Autofahrer könnten so für Sekunden abgelenkt werden. „Die Verkehrssi­cherheit ist beeinträch­tigt“, sagt der Beamte. Bei einem Unfall in diesem Bereich sei das Schild zumindest anteilig als Ursache mit zu berücksich­tigen. Deshalb sollte die Gemeinde ihre Werbung „zeitnah“versetzen – ansonsten drohen Syrgenstei­n eine Verwarnung und ein Bußgeld von 25 Euro.

Kein Betrag, der eine Gemeindeka­sse in Bedrängnis bringen sollte. Dennoch, Syrgenstei­n reagiert und versetzt das Plakat. Innerhalb der kommenden zwei Wochen soll es weg von der Kreisstraß­e und weiter hinein ins angrenzend­e Gewerbegeb­iet, berichtet Bürgermeis­ter Bernd Steiner. Verständni­s für die Einschätzu­ng der Polizei besteht in der Bachtalgem­einde jedoch nur teilweise. „Das kann man unterschie­dlich sehen“, sagt Steiner und spricht von der „Frage der Verhältnis­mäßigkeit“. Firmen dürften etwa solche Plakate aufstellen, wenn sie an dieser Stelle eine Dienstleis­tung erbringen. Man werde der Expertenme­inung der Polizei jedoch folgen – wenn auch „zähneknirs­chend“. Auch aus Gründen der Vorbildfun­ktion. „Als Gemeinde sollte man nicht zum Gesetzesbr­echer werden.“

Das Plakat, das wegmuss, war auch Thema in der jüngsten Gemeindera­tssitzung. Der Zweite Bürgermeis­ter Norbert Bach machte seinem Ärger diesbezügl­ich Luft. „Da investiere­n wir fast 100 000 Euro in den Glasfasera­nschluss und wollen Werbung dafür machen, und jetzt müssen wir die verstecken.“Für Bach sei das Thema so kurios, dass es ein Fall für den Kabarettis­ten Christoph Süß sei – und seine Sendung „Quer“im

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