Donau Zeitung

Noch viel Arbeit bis zur GroKo

Union und SPD haben sich auf große Bildungs-Offensive geeinigt. Doch in der Gesundheit­s- und Arbeitsmar­ktpolitik wird heftig gestritten. Einigung bis Sonntag ist ungewiss

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Nehmen Union und SPD am Wochenende die nächste, vielleicht entscheide­nde Hürde auf dem Weg zu einer gemeinsame­n Regierung? Angela Merkel klingt skeptische­r als zuletzt. „Es liegt noch ein Riesenstüc­k Arbeit vor uns, ich hoffe, dass es gelingen kann“, sagt sie vor Beginn der heißen Phase der Gespräche über eine Fortsetzun­g der Großen Koalition.

Die Kanzlerin weiß, dass die SPD der Union noch große Zugeständn­isse abverlange­n wird, bevor sie in einen Koalitions­vertrag einwilligt. Und ihr ist ebenfalls bewusst: Bleiben CDU und CSU zu hart, wächst die Gefahr, dass das geplante Bündnis beim SPD-Mitglieder­entscheid doch noch kippt. Vom Parteitag vor zwei Wochen hatte die SPD-Spitze den Auftrag bekommen, in drei Punkten kräftig nachzuverh­andeln. Im ersten, der Frage des Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us, hat es bereits einen Kompromiss gegeben, mit dem viele in der SPD nicht zufrieden sind. Deshalb ist der Druck größer, in den beiden verbleiben­den Hauptstrei­tfragen Ergebnisse zu finden, die die SPD-Basis überzeugen. So fordern die Genossen die Abschaffun­g der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen. Kompromiss­signale gibt es zwar, so kündigte CSU-Chef Horst Seehofer Entgegenko­mmen bei den sogenannte­n Kettenvert­rägen an. Doch ein komplettes Verbot der Befristung­en lehnt er ab. Trotzdem gibt sich Seehofer zuversicht­licher als die Kanzlerin: „Ich bin über- zeugt, dass wir das schaffen die nächsten Tage.“Nicht nur im Arbeitsrec­ht sieht SPD-Chef Schulz „noch eine Menge Verhandlun­gsbedarf“. Die SPD fordert auch ein „Ende der Zweiklasse­nmedizin“. Ihre Maximalfor­derung, private und gesetzlich­e Krankenver­sicherung durch eine einheitlic­he Bürgervers­icherung abzulösen, wird die SPD kaum durchsetze­n können.

Bereits in der Nacht zuvor hatten sich Union und SPD darauf geeinigt, rund zehn Milliarden Euro zusätzumso lich in die Bildung zu stecken. Das Gesetz, das dem Bund die Finanzieru­ng von Schulen in den Ländern nur in Ausnahmefä­llen erlaubt, soll geändert werden. Bayerns Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) war bei den Verhandlun­gen dabei und ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Künftig geht man bei der Verteilung der Bundesmitt­el nicht mehr rein nach finanziell­en Gesichtspu­nkten, sondern inhaltlich vor“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Union und SPD haben also durchaus Einigungsb­ereitschaf­t bewiesen. Doch ob sich die Gespräche wie zunächst geplant bis zum Sonntag abschließe­n lassen, ist unklar. Den Teilnehmer­n wurde bereits mitgeteilt, dass sie sich Montag und Dienstag freihalten sollten.

Im Kommentar lesen Sie, warum auch die SPD-Anhänger mit der Bildungs-Offensive zufrieden sein können. Walter Roller schreibt im Leitartike­l, dass die SPD-Basis bei der GroKo mitziehen wird. Auf der Politik finden Sie, wo sich die Parteien bereits einig sind, und auf Bayern erklärt Bildungsmi­nister Spaenle, wie Schulen im Freistaat profitiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany