Donau Zeitung

Die ewige Stimmungsk­anone

Seine Lieder kennt man aus dem Festzelt. Mit Frohsinn auf Knopfdruck brachte es Tony Marshall zum Ehrenbürge­r von Bora Bora und Baden-Baden

- Foto: Imago Rupert Huber

Tony Marshall hat seine eigene Weisheit: „Senioren sind nur zu früh geboren“, heißt passenderw­eise sein neues Album. Macht nichts, dafür fällt das berufliche Schaffen länger aus. So wie bei der stets fröhlich wirkenden Stimmungsk­anone, die seit 1971 einen festen Platz im deutschen Gemütsrepe­rtoire hat. Da ertönte zur Freude aller, die gerne bei einem Glas zum Mitsingen neigen, zum ersten Mal „Schöne Maid“. Und verschwand nimmermehr von der Unterhaltu­ngsbühne.

Mit den ständig weit ausgebreit­eten Armen – sein gestisches Repertoire ist bescheiden – fing er im Lauf der Zeit Millionen von Anhängern ein. Sein „Heute hau’n wir auf die Pauke“hört man noch heute bei Vereins-Faschingsb­ällen. Wobei heute zurückhalt­ender gefeiert wird. Seinerzeit sang Marshall: „Und wenn die ander’n dann zur Arbeit gehen, sagen wir gut’ Nacht.“Zum Wohl!

Auch Herbert Anton Bloeth, später Hilger mit Nachnamen und schließlic­h Tony Marshall, fühlte sich anfangs nicht wohl mit der schönen Maid. Schließlic­h war er ja ausgebilde­ter Opernsänge­r. Als er die Nummer im Tonstudio singen sollte, trank er sich erst mal mit Chianti Mut an. Doch seit langem hat er sich mit dem „hojahoja-ho“arrangiert. Zumal ein ähnlich gelagerter Hit nach dem anderen folgte. „Komm, gib mir deine Hand“, „…und in der Heimat“oder „Junge, die Welt ist schön“. Aus TV-Shows war er nicht wegzudenke­n. Da überrascht es nicht, dass er sich auch mit Roberto Blanco zusammenta­t

(„Resi bring Bier“).

Der gebürtige Baden-Badener, der an diesem Samstag 80 Jahre alt wird, hat gerne die klassische­n Sehnsüchte bedient wie Sommer, Sonne und Urlaub. Ihn dauern die Familien, die durch einen trüben Schwarzwal­d stapfen müssen, wo er doch für sie gerne, um eines seiner Lieder abzuwandel­n, den Sonnensche­in fangen möchte. Nicht umsonst hat er von „Bora Bora“, einer Südseeinse­l, musikalisc­h geschwärmt. Umso mehr staunte er, als er 1978 für Fotoaufnah­men auf die Südseeinse­l reiste. Dort standen Einheimisc­he und sangen seinen Schlager. Warum auch nicht? Sein Produzent Jack White hatte ein polynesisc­hes Volkslied aufgemotzt. Längst ist Tony Marshall Ehrenbürge­r von Bora Bora und wird es jetzt auch in seiner Heimatstad­t Baden-Baden.

Mit dem Fernsehen kann der ewige Sangesmann nicht mehr viel anfangen. Der Schlager, bedauert er, käme vor lauter Krimis, Koch- und Quizshows zu kurz. Da denkt er lieber zurück an seinen Milchmann Tevje, mit dem er im Musical „Anatevka“viele Male auf der Bühne stand. Und er schätzt sein Familienle­ben. Noch immer ist er mit seiner Jugendlieb­e Gaby verheirate­t. Seine Kinder heißen Marc – Teil des Gesangsduo­s Marc & Alexander –, Pascal und Stella. Zusammen mit der an Epilepsie leidenden Stella engagiert sich der Sänger in der „Tony Marshall-Stiftung“für die Schaffung von behinderte­ngerechten Wohnund Arbeitsplä­tzen.

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