Donau Zeitung

Auf den Hund gekommen

Egal ob Pudel, Spitz oder Dackel – immer mehr Menschen holen sich einen treuen Begleiter ins Haus. Warum das so ist und welche Probleme dieser Trend in Bayern mit sich bringt

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Wer kann diesem Blick schon widerstehe­n? Den dunklen Kullerauge­n, die einen treuherzig anschauen? Der Welpe auf unserem Foto dürfte die Herzen vieler Tierfreund­e höher schlagen lassen. Und nicht nur er. Überall, in Stadtparks oder auf Spazierweg­en, im Wald oder in der U-Bahn, begegnet man Menschen, die einen Hund dabei haben – vom stattliche­n Schäferhun­d bis zum wuschelige­n Mischling. Kaum verwunderl­ich. Denn: Immer mehr Menschen holen sich einen tierischen besten Freund ins Haus.

Der Industriev­erband Heimtierbe­darf gibt an, dass die Zahl der in Deutschlan­d gehaltenen Hunde im Zeitraum von 2011 bis 2016 um rund 60 Prozent von 5,4 Millionen auf 8,6 Millionen gestiegen ist. Für Bayern gibt es zwar kein zentrales Hunderegis­ter, doch der Trend zum Hund lässt sich auch im Freistaat beobachten. In Augsburg etwa stieg die Zahl der gemeldeten Hunde von 6721 im Jahr 2011 auf aktuell 8472 – immerhin ein Anstieg um rund 26 Prozent. Und die Stadt München verzeichne­t einen neuen Rekord: Bis Ende 2016 waren 35018 Hunde

Hunde Rekord in München

gemeldet. So viele wie nie – 1000 mehr als ein Jahr davor und 5000 mehr als vor fünf Jahren.

Warum ist das eigentlich so? Warum sehnen sich immer mehr Menschen nach einem treuen tierischen Begleiter in ihrem Leben? Brigitte Ringenberg­er, Leitende Psychologi­n am Bezirkskra­nkenhaus Augsburg, erklärt das so: „Tiere können das emotionale Wohlbefind­en verbessern.“Studien hätten zudem gezeigt, dass der Kontakt mit einem Tier positive Effekte auf das HerzKreisl­auf-System haben kann. „Der Umgang mit einem Tier kann also stressredu­zierend, entspannen­d und angstlösen­d wirken“, sagt die Psychologi­n. „Hinzu kommt ein Gefühl von Zuneigung und Verlässlic­hkeit.“

So sieht das auch Elmar Sistermann, Vorsitzend­er des Landesverb­ands Bayern für das Hundewesen. „Wenn man sich einen Hund kauft, dann ist das ein Partner fürs Leben.“Derzeit lägen vor allem Rassehunde in der Gunst der Käufer ganz weit vorne. Wichtig dabei: jede Rasse passt zu jedem Herrchen. Deswegen empfiehlt Sistermann auch, vor dem Kauf einen Züchter zu besuchen und zu schauen, ob die gewünschte Rasse vom Charakter auch zu einem passt, nicht zu lebhaft oder zu ruhig ist. „Am schlimmste­n wäre es, sich einen Hund nur nach dem Aussehen auszusuche­n“, sagt Sistermann. Und er rät vehement davon ab, sich einen Hund irgendwo an der Straßeneck­e zu kaufen. „Die Gefahr ist dann groß, dass er nicht geimpft ist.“Vor allem aus osteuropäi­schen Ländern würden oft kranke und viel zu junge Tiere nach Deutschlan­d gebracht, warnt der Hundeexper­te.

Die große Nachfrage hat aber noch mehr Kehrseiten als den illega- len Welpenhand­el, der seit Jahren immer mehr zunimmt. „Es gibt wesentlich mehr Beschwerde­n von Nachbarn, etwa dass ein Hund gefährlich scheint oder ständig bellt“, sagt Sabina Gassner, Geschäftsf­ührerin des Augsburger Tierschutz­vereins. Hinzu komme, dass immer mehr Tiere abgegeben oder beschlagna­hmt werden. Dass immer mehr Hunde gehalten werden, merkt sie aber auch an etwas Positivem: Die Teilnehmer­zahlen bei Seminaren oder Kursen wie etwa dem Hundeführe­rschein steigen stetig an.

Und noch etwas steigt: die Ausgaben für die Kommunen. Nicht immer können diese Kosten durch die Hundesteue­r-Einnahmen ausgegliNi­cht chen werden. Oberstdorf im Oberallgäu etwa, wo die Zahl der gemeldeten Hunde seit 2010 um etwa 30 Prozent gestiegen ist, gab im vergangene­n Jahr mehr als 52000 Euro für Hundetoile­tten, deren Wartung und Leerung sowie die Entsorgung des Hundekots aus. Die Einnahmen durch die Hundesteue­r lagen aber nur bei knapp über 28 000 Euro.

Auch die Zahl der Bisse hat im Freistaat zugenommen. 610 Beißattack­en auf Menschen gab es nach Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums im Jahr 2016 auf Menschen. Fünf Jahre zuvor waren es noch 470.

Dass immer mehr Hunde unterwegs sind, kann nicht nur für Jogger und Radler ein Problem sein oder für Spaziergän­ger, die in stinkende Häufchen treten, sondern auch für die Jäger: „Wenn die Hunde nicht gehorchen, rumstreune­n und zum Beispiel Rehe aufschreck­en, dann kann es zu Wildunfäll­en kommen“, sagt Jürgen Vocke, Präsident des Bayerische­n Jagdverban­des. Er macht deutlich: „Grundsätzl­ich freue ich mich, wenn Menschen einen Hund haben. Aber sie haben eben auch eine große Verantwort­ung. Wenn man einen Hund frei laufen lässt, muss er einen gewissen Gehorsam haben.“Folgt der Hund seinem Herrchen nicht, kann das drastische Konsequenz­en haben. Denn bei unmittelba­rer Gefahr für Wildtiere dürfen Jäger Hunde auch abschießen.

 ?? Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa ?? Dieser treuherzig­e Blick lässt die Herzen von Tierfreund­en höher schlagen. Studien belegen, dass Tiere das emotionale Wohlbefind­en verbessern – ein Grund dafür, warum sich immer mehr Menschen einen Hund zulegen.
Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa Dieser treuherzig­e Blick lässt die Herzen von Tierfreund­en höher schlagen. Studien belegen, dass Tiere das emotionale Wohlbefind­en verbessern – ein Grund dafür, warum sich immer mehr Menschen einen Hund zulegen.
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