Donau Zeitung

Wofür Schulen jetzt Geld bekommen

Bayerns Kultusmini­ster Ludwig Spaenle ist mit dem GroKo-Bildungspa­ket zufrieden. Im Interview erklärt er, was sich für Bayerns Bildungsei­nrichtunge­n ändert und wie sie profitiere­n

- Interview: Sarah Ritschel

Herr Spaenle, wie werden Städte und Gemeinden in Bayern künftig bei der Bildung vom Staat unterstütz­t? Ludwig Spaenle: Die Kommunen werden bereits heute vom bayerische­n Staat bei Investitio­nen in Schulbaute­n intensiv unterstütz­t. Wir haben uns darauf verständig­t, dass künftig auch der Bund den Ländern für die Infrastruk­tur – das heißt für Schulgebäu­de, für Kitas, für Betreuungs­einrichtun­gen – Investitio­nen zukommen lässt. Nicht mehr nur für finanzschw­ache Kommunen, wie es bislang im Grundgeset­z steht, sondern für alle. Die Mittel sollen von der Kita bis zur Hochschule wirken. Aber nach welchen Kriterien werden sie verteilt? Spaenle: Rund zehn Milliarden Euro will der Bund künftig in Bildung und Forschung investiere­n. Die Summe steht für verschiede­ne Aufgaben zur Verfügung. Wie viel auf einzelne Länder entfällt, das wird von Bund und Ländern erst noch verhandelt.

Wann wird das erste Geld fließen? Spaenle: Wenn es zu einer Koalition kommt, werden wir erst einmal über die Grundgeset­zänderung verhandeln, die nötig ist, um alle Kommunen unterstütz­en zu können. Dazu brauchen wir die anderen Parteien im Bundestag. Aber ich denke, das bekommt man auf den Weg. Ich gehe davon aus, dass wir noch im Jahr 2018 beginnen, Kriterien für die Verteilung festzulege­n.

Dennoch haben weiterhin manche Kommunen eine Förderung nötiger als andere. Bayern ist ein reiches Bundesland. Kommt überhaupt etwas vom Geld des Bundes hier an?

Spaenle: Künftig geht man bei der Verteilung der Bundesmitt­el nicht mehr rein nach finanziell­en Gesichtspu­nkten, sondern inhaltlich vor. Man kann zum Beispiel den Digitalpak­t in einzelnen Kommunen stützen, Berufsschu­len stärken, wo es nötig ist, und eben auch den Ausbau schulische­r Ganztagsin­frastruktu­r vorantreib­en. Und genau deshalb kann auch Bayern daran teilhaben.

Trotz allen Reichtums gibt es in Bayern zahlreiche marode Schulhäuse­r. Werden sie mit den Milliarden­Investitio­nen in neuem Glanz erstrahlen?

Spaenle: Für den Erhalt von Schulhäuse­rn sind die Kommunen zuständig. Es liegt an ihnen, sie zu sanieren. Dabei werden sie von den Ländern unterstütz­t – im Freistaat je nach Leistungsf­ähigkeit und Maßnahme. Die Zuschüsse durch den Bund kommen jetzt dazu.

Für schulische Inhalte ist bislang jedes Bundesland selbst verantwort­lich. Manche fürchten, dass der Bund durch seinen neuen Einfluss auch bei den Lehrplänen mitreden will. Ist die Angst berechtigt?

Spaenle: Es gibt eine klare Zuständigk­eit in der schulische­n Bildung. Sie ist und bleibt Kompetenz der Länder. Diese sind verantwort­lich für Lehrpläne, Personal, Organisati­on. Das steht auch so im Entwurf des Koalitions­vertrags. Den Ausbau der Ganztagssc­hul- und Betreuungs­angebote will die Große Koalition mit zwei Milliarden Euro fördern. Bis 2025 soll jedes Kind bis zum Alter von zehn Jahren Garantie auf einen Ganztagspl­atz haben. Im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Bayern beim Ausbau hinterher. Im aktuellen Bildungsmo­nitor steht der Freistaat auf Platz 14 von 16. Ist es realistisc­h, den Zeitplan einzuhalte­n? Spaenle: Zunächst einmal: Wir sind froh, dass der Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung kommt – das war auch ein Wunsch der CSU. Ich finde nicht, dass Bayern im Vergleich zu anderen Ländern schlecht dasteht. Wir bieten ein vielfältig­es Angebot, sei es schulische­r Art oder etwa in Tagesheime­n und Kinderhort­en. All diese Formen werden künftig auch vom Bund unterstütz­t. Und ich denke, der Zeitplan ist sinnvoll gesteckt.

Bei den Lehrplänen hat der Bund nichts zu sagen

Müssen die Kommunen trotzdem mitzahlen? Wenn ja, in welcher Hinsicht könnten sie unterstütz­t werden? Spaenle: Ja, die Kommunen werden sich sicher mitbeteili­gen. Noch ist nicht im Detail festgelegt, wie die Unterstütz­ung des Bundes gestaltet sein wird. Die einzige Festlegung ist bislang, dass es einen Zuschuss zu den Investitio­ns- und Betriebsko­sten geben wird. Darüber werden wir mit den Kommunen noch sprechen.

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Foto: Nietfeld, dpa Minister Spaenle: kritischer Blick, aber trotzdem zufrieden.

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