Fabers Todessehnsucht
Tatort: Tollwut
ARD, 20.15 Uhr Man kann den „Tatort“vollstopfen mit mehreren parallel geführten Handlungen. Verständlicher werden in der Regel die Krimis dadurch nicht. Was aber nicht auf „Tollwut“zutrifft. Stammautor Jürgen Werner und der renommierte Regisseur Dror Zahavi schaffen es immerhin – abgesehen von dem merkwürdigen Ende–,aus der Ballung von Themen heraus die übertrieben vielschichtige Story packend zu erzählen.
Dabei ist der Hauptstrang schon dramatisch genug: Ein Häftling stirbt bei einer Auseinandersetzung durch ein infiziertes Messer an einem Tollwut-Erreger. Der Gefängnisarzt Dr. Zander (Thomas Arnold), früher Kollege bei der Dortmunder Mordkommission, hat sich dabei auch das Virus eingefangen. Und dann trifft Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) in der JVA auch noch auf den verurteilten Serienmörder Markus Graf (Florian Bartholomäi). Was hat der mit dem Unfalltod von Fabers Frau und Tochter zu tun? Die Auseinandersetzung zwischen Graf und Faber gibt auch die stärksten Momente her, nicht die Knast-Deals einer albanischen, klischeehaft vorgeführten Gangsterorganisation.
Faber, der mit seinem Umgangston schon Oberkommissar Kossik vergrault hat, ist auch seinen Kolleginnen gegenüber bockig und ruppig. Fragt sich, ob ein solcher Typ in der Realität jemals in einer Mordkommission überleben könnte.
Nora Dalay (Aylin Tezel) schlägt zurück: „Dass Sie Todessehnsucht haben, das weiß ich ja inzwischen, aber ich wache morgens ganz gerne auf.“Derweil agiert Martina Bönisch (Anna Schudt) als sensible Sterbebegleitung von Dr. Zander.
Es kommt zum Showdown zwischen Graf und dem gegen seine seelischen Dämonen kämpfenden Faber: der vom Häftling bis aufs Blut gereizte Ermittler kontra einen Möchtegern-Mephisto, der sich mit seinen Psychospielchen übernimmt.
Regisseur Dror Zahavi nutzt die Filmsprache schon im Intro ebenso brutal wie gut, indem er den Schaum spuckenden sterbenden Häftling mit einem Wischwassereimer und einem hechelnden Schäferhund kontrastiert.