Wie viele Regeln braucht ein Faschingsumzug?
Nach dem tragischen Unfall in Donauwörth ist die Diskussion um Vorschriften wieder aufgeflammt. Was Verantwortliche und Organisatoren sagen
Höchstädt Es war kurz nach Ende des Faschingsumzuges. Ein 21-Jähriger aus dem Landkreis DonauRies hat versucht, ein laufendes Stromaggregat eines Faschingswagens mit Benzin zu füllen. Dabei kam es zu einer Verpuffung, und der Wagen fing Feuer. Der junge Mann soll laut Augenzeugenberichten mit brennender Kleidung vom Wagen gesprungen sein, er wurde anschließend mit schweren Verletzungen mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht. Neuesten Angaben der Polizei zufolge ist er nicht mehr in Lebensgefahr. Ein tragischer Unfall, der den Gaudiwurm in Donauwörth überschattet.
Bernhard Veh, Vorsitzender der Höchstädter Schlossfinken, hat von dem Vorfall auch gehört, seine Mannschaft war beim Umzug in der Nachbarstadt dabei. „Es ist wirklich schlimm, wir wünschen dem jungen Mann gute Besserung. Aber es war ein Einzelfall“, sagt Veh und spricht damit die dadurch ausgelöste Diskussion um die Reglementierung bei Faschingsumzügen an. Der Vorsitzende findet, dass man den Donauwörther Vorfall deutlich differenzieren müsse. Es sei tragisch, stehe aber in keinem Zusammenhang mit den vorgeschriebenen Auflagen. „Das hat nichts mit einem mangelnden Sicherheitskonzept zu tun“, so Veh.
Dieses gibt es auch für die Umzüge im Landkreis Dillingen – auch für den Höchstädter Gaudiwurm am morgigen Sonntag. Ab 14 Uhr schlängeln sich die Faschingswagen dann wieder durch die Innenstadt – und die Verantwortlichen und Teilnehmer wissen, was erlaubt ist und was nicht, wie Bernhard Veh betont. Denn: Dieses sogenannte Merkblatt wurde bei einer großen Zusammenkunft zwischen Vertretern der Faschingsvereine, Wagenbauer, der Polizei, des TÜVs und des Landratsamtes schon im Jahr 2010 erarbeitet, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt. 2015 wurde es zuletzt aktualisiert – es gab eine Änderung zum Thema Warnwesten. Demnach müssen aus Sicht der Sicherheitsbehörden alle Begleitpersonen eines Wagens – je Rad neben der Zugmaschine – die Mäskerle Warnwesten überziehen. Damit sie, so steht es in der Pressemitteilung, eindeutig erkennbar sind. Schlossfinken-Vorsitzender Veh sagt, dass die Faschingsgesellschaf- ten dieses Thema gerne anders geregelt hätten, mit ihren Vorschlägen aber kein Gehör gefunden hätten. Veh: „Wir haben ja Kostüme und müssen da drüber die Westen ziehen. Vielleicht hätten auffällige Armbinden gereicht.“
Trotz aller Auflagen und Konzepte kommt ein Faschingsumzug nicht ohne Polizei aus. Auch am Sonntag in Höchstädt werden Beamten die Veranstalter unterstützen – wie bei allen anderen Gaudiwürmern im Landkreis auch. Friedrich Nothofer ist bei der Polizei Dillingen zuständig für Ordnungs- und Schutzaufgaben, er koordiniert auch den Umzug in Höchstädt. Aus Erfahrung weiß er, dass die Auflagen notwendig sind: „Wir machen die ja nicht aus Spaß an der Freude. Es gab Anlässe, die diese Regeln erforderten. Wir wollen die Faschingsfreunde damit ja nicht ärgern.“Umso erfreulicher sei es, dass die Tendenz in den vergangenen Jahren dazu geht, dass die Verstöße weniger werden. Nothofer sagt, dass es sich gebessert habe, die Einsätze weniger geworden seien. „Wir sind zufrieden, bereiten uns aber dennoch gut vor“, erklärt er. Das heißt: Besprechungen intern und mit den Veranstaltern, Einteilung der Einsatzkräfte, Organisation am Veranstaltungstag, Regelverstöße aufnehmen … „Wir kontrollieren stichprobenartig auch die Bauten der Wagen. Es muss alles vom TÜV abgenommen sein.“
Ein besonderes Augenmerk lege die Polizei dieses Mal auch auf mögliche politische Gruppen. Diese, so Friedrich Nothofer, werden beim Faschingsumzug nicht geduldet. Aufgekommen ist diese Problematik ebenfalls beim Umzug in Donauwörth vor einer Woche. Mindestens acht Personen reihten sich nach übereinstimmenden Aussagen in den Umzug ein. Die Mitglieder der Gruppe waren arabisch-orientalisch verkleidet. Auf einem Transparent stand: „Frauenrechtsbewegung Burkaria 2022, gleichberechtigt, selbstbestimmend, frei.“Die Unbekannten verteilten zudem Flugblätter, auf denen unter anderem zu lesen war: „Die Deutschen werden durch eine nie dagewesene Masseneinwanderung ausgetauscht.“
Bernhard Veh kennt die Gruppen, die sich bei seinem Umzug in Höchstädt angemeldet haben. Trotzdem habe er seine Schlossfinken für dieses Thema sensibilisiert. „Wir haben ein Auge drauf.“Dem Vorsitzenden ist eines am wichtigsten: der Spaß. „Wir brauchen Regeln, man kann sich aber auch totreglementieren. Sonst ist der Grundgedanke der Fasnacht vorbei. Alles mit Maß und Ziel.“
Letzte Aktualisierung vor drei Jahren