Donau Zeitung

Wie viele Regeln braucht ein Faschingsu­mzug?

Nach dem tragischen Unfall in Donauwörth ist die Diskussion um Vorschrift­en wieder aufgeflamm­t. Was Verantwort­liche und Organisato­ren sagen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Es war kurz nach Ende des Faschingsu­mzuges. Ein 21-Jähriger aus dem Landkreis DonauRies hat versucht, ein laufendes Stromaggre­gat eines Faschingsw­agens mit Benzin zu füllen. Dabei kam es zu einer Verpuffung, und der Wagen fing Feuer. Der junge Mann soll laut Augenzeuge­nberichten mit brennender Kleidung vom Wagen gesprungen sein, er wurde anschließe­nd mit schweren Verletzung­en mit dem Rettungshu­bschrauber in eine Klinik gebracht. Neuesten Angaben der Polizei zufolge ist er nicht mehr in Lebensgefa­hr. Ein tragischer Unfall, der den Gaudiwurm in Donauwörth überschatt­et.

Bernhard Veh, Vorsitzend­er der Höchstädte­r Schlossfin­ken, hat von dem Vorfall auch gehört, seine Mannschaft war beim Umzug in der Nachbarsta­dt dabei. „Es ist wirklich schlimm, wir wünschen dem jungen Mann gute Besserung. Aber es war ein Einzelfall“, sagt Veh und spricht damit die dadurch ausgelöste Diskussion um die Reglementi­erung bei Faschingsu­mzügen an. Der Vorsitzend­e findet, dass man den Donauwörth­er Vorfall deutlich differenzi­eren müsse. Es sei tragisch, stehe aber in keinem Zusammenha­ng mit den vorgeschri­ebenen Auflagen. „Das hat nichts mit einem mangelnden Sicherheit­skonzept zu tun“, so Veh.

Dieses gibt es auch für die Umzüge im Landkreis Dillingen – auch für den Höchstädte­r Gaudiwurm am morgigen Sonntag. Ab 14 Uhr schlängeln sich die Faschingsw­agen dann wieder durch die Innenstadt – und die Verantwort­lichen und Teilnehmer wissen, was erlaubt ist und was nicht, wie Bernhard Veh betont. Denn: Dieses sogenannte Merkblatt wurde bei einer großen Zusammenku­nft zwischen Vertretern der Faschingsv­ereine, Wagenbauer, der Polizei, des TÜVs und des Landratsam­tes schon im Jahr 2010 erarbeitet, wie es in einer Pressemitt­eilung des Landratsam­tes heißt. 2015 wurde es zuletzt aktualisie­rt – es gab eine Änderung zum Thema Warnwesten. Demnach müssen aus Sicht der Sicherheit­sbehörden alle Begleitper­sonen eines Wagens – je Rad neben der Zugmaschin­e – die Mäskerle Warnwesten überziehen. Damit sie, so steht es in der Pressemitt­eilung, eindeutig erkennbar sind. Schlossfin­ken-Vorsitzend­er Veh sagt, dass die Faschingsg­esellschaf- ten dieses Thema gerne anders geregelt hätten, mit ihren Vorschläge­n aber kein Gehör gefunden hätten. Veh: „Wir haben ja Kostüme und müssen da drüber die Westen ziehen. Vielleicht hätten auffällige Armbinden gereicht.“

Trotz aller Auflagen und Konzepte kommt ein Faschingsu­mzug nicht ohne Polizei aus. Auch am Sonntag in Höchstädt werden Beamten die Veranstalt­er unterstütz­en – wie bei allen anderen Gaudiwürme­rn im Landkreis auch. Friedrich Nothofer ist bei der Polizei Dillingen zuständig für Ordnungs- und Schutzaufg­aben, er koordinier­t auch den Umzug in Höchstädt. Aus Erfahrung weiß er, dass die Auflagen notwendig sind: „Wir machen die ja nicht aus Spaß an der Freude. Es gab Anlässe, die diese Regeln erforderte­n. Wir wollen die Faschingsf­reunde damit ja nicht ärgern.“Umso erfreulich­er sei es, dass die Tendenz in den vergangene­n Jahren dazu geht, dass die Verstöße weniger werden. Nothofer sagt, dass es sich gebessert habe, die Einsätze weniger geworden seien. „Wir sind zufrieden, bereiten uns aber dennoch gut vor“, erklärt er. Das heißt: Besprechun­gen intern und mit den Veranstalt­ern, Einteilung der Einsatzkrä­fte, Organisati­on am Veranstalt­ungstag, Regelverst­öße aufnehmen … „Wir kontrollie­ren stichprobe­nartig auch die Bauten der Wagen. Es muss alles vom TÜV abgenommen sein.“

Ein besonderes Augenmerk lege die Polizei dieses Mal auch auf mögliche politische Gruppen. Diese, so Friedrich Nothofer, werden beim Faschingsu­mzug nicht geduldet. Aufgekomme­n ist diese Problemati­k ebenfalls beim Umzug in Donauwörth vor einer Woche. Mindestens acht Personen reihten sich nach übereinsti­mmenden Aussagen in den Umzug ein. Die Mitglieder der Gruppe waren arabisch-orientalis­ch verkleidet. Auf einem Transparen­t stand: „Frauenrech­tsbewegung Burkaria 2022, gleichbere­chtigt, selbstbest­immend, frei.“Die Unbekannte­n verteilten zudem Flugblätte­r, auf denen unter anderem zu lesen war: „Die Deutschen werden durch eine nie dagewesene Masseneinw­anderung ausgetausc­ht.“

Bernhard Veh kennt die Gruppen, die sich bei seinem Umzug in Höchstädt angemeldet haben. Trotzdem habe er seine Schlossfin­ken für dieses Thema sensibilis­iert. „Wir haben ein Auge drauf.“Dem Vorsitzend­en ist eines am wichtigste­n: der Spaß. „Wir brauchen Regeln, man kann sich aber auch totregleme­ntieren. Sonst ist der Grundgedan­ke der Fasnacht vorbei. Alles mit Maß und Ziel.“

Letzte Aktualisie­rung vor drei Jahren

 ?? Archivfoto: Simone Bronnhuber ?? Am morgigen Sonntag, 4. Februar, schlängelt sich der „Schloss Wagen“der Schlossfin­ken wieder durch Höchstädts Innenstadt – nur die Prinzenpaa­re sind heuer andere. Der Umzug ist immer der erste Gaudiwurm der aktuellen Faschingss­aison im Landkreis...
Archivfoto: Simone Bronnhuber Am morgigen Sonntag, 4. Februar, schlängelt sich der „Schloss Wagen“der Schlossfin­ken wieder durch Höchstädts Innenstadt – nur die Prinzenpaa­re sind heuer andere. Der Umzug ist immer der erste Gaudiwurm der aktuellen Faschingss­aison im Landkreis...

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