Den Islam besser verstehen
Um die Gepflogenheiten der Menschen in andern Kulturen ging es bei einem Vortrag des Helferkreises
Dillingen Islam – allein schon das Wort erfährt seit Beginn der Flüchtlingsdebatte vor rund zweieinhalb Jahren bei vielen Menschen in Deutschland, in Europa Ablehnung oder erzeugt Furcht und Unsicherheit. „Das ist nur zu verständlich“, sagt Salah Arafat zu Beginn seines Vortrags im Rahmen des Rundengesprächs „Asyl/Migration“zum Thema „Gepflogenheiten im arabischen und islamischen Raum“.
Die im Vorfeld aufgestellten Stühle reichten nicht aus im Kirchenzentrum St. Ulrich, denn viele Interessierte waren neben dem Helferkreis gekommen, um mehr über die Sitten und Gebräuche in der islamischen Welt sowie den Islam als Religion zu erfahren. „Wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, entstehen ungewollt und durch Unwissen Vorurteile und in vielen Fällen auch Ablehnung“, sagte Georg Schrenk vom Helferkreis bei der Vorstellung des Referenten. „Wenn jedoch beide Seiten diese Wissenslücke schließen, dann fällt es leichter, einiges am Verhalten des anderen besser zu verstehen“.
Nachdem sich der gebürtige Palästinenser Salah Arafat kurz vorgestellt hatte, stellte er fest, dass alle Religionen Einfluss auf das Leben der Menschen und deren Sitten und Gebräuche nehmen. So auch der Islam im arabischen Raum und überall dort, wo er als Religion verbreitet ist. Dabei erzeugten besonders die verschiedenen Konfessionen und Gruppierungen des Islam Spannungen untereinander, die im Ergebnis zu Konflikten und Hass auch unter Landsleuten führten.
Die stärkste Konfession unter den Moslems stellten mit rund 90 Prozent die Sunniten mit ihren Gruppierungen. Darunter die fundamentalistischen Whabiten (Saudis) und Salafisten, die auch lange Zeit den sogenannten IS finanziert hätten.
Daneben gebe es die Schiiten, die in mehreren Staaten die Glaubensmehrheit stellten. Beispielsweise im Iran mit rund 92 Prozent und zu zwei Dritteln im Irak. Eine schiitische Gruppierung seien unter anderem auch die Alawiten, der beispielsweise in Syrien die politische und militärische Elite angehörten.
Nach kurzer Erläuterung der konfessionellen Unterschiede erklärte Arafat die fünf Säulen des Islams als die wichtigsten Regeln für einen Moslem. Sie setzen sich aus dem öffentlichen Glaubensbekenntnis, dem täglichen rituellen Gebet, der sozialen Spende, dem Fasten während des Ramadan und der Wallfahrt nach Mekka zusammen.
Zu den absoluten Tabus gehörten im Islam Schweinefleisch und Alkohol, die jedoch mehr oder weniger fallen, je westlicher ein Muslim lebt. Der Umgang mit der Zeit, wie etwa Pünktlichkeit, lässt nach den Worten des Referenten zu wünschen übrig. Bei der Begrüßung zwischen Mann und Frau werde Körperkontakt vermieden. Frauen würden häufig nicht vorgestellt, dabei genüge ein kurzes Kopfnicken.
Des Weiteren stellte er fest, dass sich Menschen im arabisch-islamischen Raum hauptsächlich mit dem Vornamen anreden. Darüber hinaus sei die arabische Welt äußerst gastfreundlich, wobei private Einladungen, mehrmals wiederholt ausgesprochen, als höchste Ehre gelten.