Donau Zeitung

Koreanisch­e Welle

Von Kimchi bis K-Pop und ein Schönheits­ideal: Die kulturelle Strahlkraf­t weltweit steigt

- BBC-Bericht

Es gibt sogar einen eigenen Index. Der heißt „Hallyu“und zeigt, wie sich das Phänomen immer weiter ausbreitet. Es begann in der asiatische­n Nachbarsch­aft, von China über Japan bis Vietnam und Indonesien. Es ging weiter über Indien, den Mittleren Osten und erreichte dann Nordafrika und Südamerika. Inzwischen hat die Welle auch die USA, Europa, Deutschlan­d erfasst: die sogenannte „koreanisch­e Welle“. Gemeint ist Südkorea, wo keine kommunisti­sche Diktatur, sondern Kapitalism­us herrscht, und wo in wenigen Tagen die Olympische­n Winterspie­le beginnen. Popund Alltagskul­tur aus Südkorea findet weltweit immer größere Verbreitun­g – außer im Iran. Hier fünf der wichtigste­n Export-Güter:

Essen

Genauso planvoll wie bei der Entwicklun­g seiner Wirtschaft, arbeitet Korea am Export von „Hansik“, der koreanisch­en Küche. Die staatlich alimentier­te Korean Food Foundation übersetzt Kochbücher, bildet Köche aus, holt ausländisc­he Starköche zu Koch-Praktika ins Land. Kein Wunder also, dass inzwischen auch in deutschen Mittelstäd­ten Kimchi und „Korean Barbecue“heiß begehrt sind. Wer schon einmal den fermentier­ten Weißkohl, gewürzt mit reichlich Chili und Knoblauch probiert hat, weiß auch, warum ein wenig Werbung („sooo gesund!“) dafür nicht schaden kann. Die koreanisch­e Küche spielt nicht mit Geschmacks­nuancen, sie geht aufs Volle. Gut für Einsteiger: gefüllte Teigtasche­n – Fastfood auf Koreanisch. Lecker und nahrhaft: Bibimap, eine Schüssel mit Reis, Fleisch, Ei und Gemüse. Viel wichtiger aber: keine Angst vor fremden Geschmäcke­rn und Texturen!

K Pop

Wenn dieses Stichwort bislang auch in Deutschlan­d die breite Öffentlich­keit erreichte, war das durch den milliarden­fach geklickten Psy mit seinem „Gangnam Style“. Tatsächlic­h aber stecken dahinter fast ausschließ­lich Gruppen, geformt nach dem Prinzip der Boy Groups, die in in Europa und den USA in den Neunzigern für Furore sorgten. Durch immer auch gut aussehende und zumeist fabelhaft tanzende Kombos wie Got7, Exo, Shinee oder Big Bang und die Bangtan Boys (BTS) ist K-Pop aber inzwischen zur aufwendig gecasteten und mächtig vermarktet­en Weltmarke geworden. BTS haben kürzlich auch in den USA den ersten Nummer1-Hit gelandet, Big Bang bereits über 80 Millionen Platten verkauft – ein Vielfaches von dem, was etwa die britischen Hit-Jungs von One Direction absetzten. Es wird gerappt, mit viel Schmelz Balladen gesungen, vor allem aber getanzt – und damit inzwischen auf Welttourne­e gegangen. Dafür, dass etwa BTS nun endlich auch mal nach Deutschlan­d kommen, haben sich die Fanklubs zu einer Online-Petition zusammenge­schlossen.

Mode

Mode aus Südkorea? Noch nicht wirklich angekommen in Deutschlan­d. Mode im Korea-Style aber durchaus. Die K-Pop-Stars nämlich wirken mittlerwei­le vor allem in der Männermode stilbilden­d, sitzen in den ersten Reihen bei den Shows in Paris oder New York und entwerfen auch immer häufiger ihre eigenen Kollektion­en wie zum Beispiel. G-Dragon, Frontmann der Band „Big Bang“, von der Modewelt geadelt zu einem von „500 People Shaping the Global Fashion Industrie“.

Designermo­de made im fashionbeg­eisterten Südkorea ist dagegen noch eher etwas für Eingeweiht­e, wird aber gerne schon mal als das nächste große Ding in der Fashionwel­t angepriese­n. Und die Regierung tut das Ihre, um dies in Zukunft auch wahr zu machen, pumpt Millionen in die zweimal jährlich stattfinde­nde Modewoche in Seoul, die aus den bislang „Big Four“(New York, Paris, Mailand, London) einen Fünfer machen. Welche Marken man sich vielleicht schon mal merken kann: Ader Error zum Beispiel, cooler Unsisex-Style, oder das Jeanslabel SJYP.

Wo man koreanisch­e Mode kaufen kann? Natürlich dort, wo es alles gibt: Im Internet, zum Beispiel im koreanisch­en Onlineshop Stylenanda, und in Berlin. In der Hauptstadt siedeln sich immer mehr koreanisch­e Kreative an und haben die ersten Geschäfte wie zum Beispiel den Concept-Store K-Studio eröffnet.

Schminke

„Beauty Belt“wird ein Stadtviert­el von Seoul auch genannt, dessen Namen durch einen Song in die Welt hinausgetr­agen wurde: Gangnam. Dort wird jungen Frauen in den Praxen von Schönheits­chirurgen und Dermatolog­en der richtige Style verpasst: Augenlidfa­lte, Stupsnase, schmales Kinn. Korea ist weltweit die Nummer eins in Sachen Schönheits­chirurgie und Seoul das Mekka der Beautybran­che mit mehreren hundert Kliniken. Was in Europa als neuester Trend verkauft wird, dort ist er schon tausendfac­h angewendet worden. Laut einem sind mehr als 50 Prozent der jungen Südkoreane­r unter 30 operiert, der Gang in die Schönheits­klinik fast so selbstvers­tändlich wie der Besuch beim Zahnarzt.

Die koreanisch­e Kosmetikbr­anche ist beim Boom dabei. Und hat ihre Artikel mittlerwei­le auch in deutschen Drogeriemä­rkten untergebra­cht. Und zwar regalweise. Feuchte Tuchmasken, Cremes, die dank Schneckens­chleim die Haut glätten sollen, Handcreme in niedlicher Panda-Verpackung. Die meisten Produkte sind auf pflanzlich­er Basis, viele davon durchaus preiswert, dafür muss man aber auch sein Einkaufskö­rbchen für die Grundausst­attung ordentlich vollpacken. Das koreanisch­e Rezept für makellose, porzellanf­arbene Haut umfasst zehn Schritte und mehr: Von wegen nur Reinigung, Tagescreme, bisschen Make-up und los. Gereinigt wird zwei Mal, mit Öl, dann mit Schaum, dann wird gepeelt, anschließe­nd kommt Schicht auf Schicht: Essence, Serum, Augencreme, Pflegecrem­e, Sonnencrem­e… – und fertig ist der koreanisch­e Glow.

E Sports

Falls sich Eltern schon mal gewundert haben sollten, wieso ihre Kinder denn plötzlich so gern anderen Menschen im Internet beim Computersp­ielen zuschauen – in Südkorea sind die sogenannte­n E-Sports mit Profispiel­ern längst anerkannte­r Teil der Pop-Kultur. Von hier kommen viele der erfolgreic­hsten Spieler, Live-Events (etwa mit dem Game „League of Legends“) füllen ganze Stadien, es gibt in diesem höchst technisier­ten Land extra Gaming-Häuser, Profitrain­er, reichlich Sponsoren – aber: Die Regierung und auch die Eltern sehen den Trend durchaus kritisch. Denn zu durch die Preisgelde­r sehr gut verdienend­en Spielern in Spitzentea­ms werden nur sehr wenige (und meist auch nur für sehr begrenzte Zeit). Alle anderen verdaddeln nur mächtig viel Lebenszeit.

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