Donau Zeitung

Zwei Männer und ihr Weltall

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Der eine warf seinen Job als Rechtsanwa­lt hin, der andere brach die Schule ab und machte sich als Maultiertr­eiber nützlich. Gemeinsam revolution­ierten sie dann unser Weltbild. Vor ihnen hatten große Geister mit dem Irrtum aufgeräumt, dass wir und unsere Erde den Mittelpunk­t der Welt bilden und dass sich die Sonne um uns dreht. Dann stellte sich heraus, dass unser ganzes Sonnensyst­em etwas abseits am Rand unserer galakti- schen Heimat, der Milchstraß­e, lag. Und nun rückten die beiden Amerikaner Mensch und Erde noch weiter weg vom Zentrum des Weltgesche­hens: Edwin Powel Hubble und sein Assistent Milton Humason, der Maultiertr­eiber, fanden heraus, dass es im All nicht nur unsere, sondern noch jede Menge anderer Milchstraß­en gibt.

Edwin Hubble hatte sich 1913 nach Physikund Jura-Studium als Anwalt in Kentucky niedergela­ssen. Ein Jahr hielt er es aus, dann gab er sich seiner eigentlich­en Liebe, der Astronomie, hin. Er fand Arbeit am Mount-Wilson-Observator­ium in Kalifornie­n, wo in luftiger Höhe das größte Teleskop der Welt stand. Die Höhe war so luftig, dass nur ein Maultierpf­ad hinaufführ­te. Das brachte Hubble, den Astronomen, mit Humason, dem Mann zusammen, dessen Maultiere wichtige Ausrüstung auf den Berg transporti­erten.

Milton Humason war nicht nur geschickt mit Tieren: Er lernte, mit den Präzisions­instrument­en des Observator­iums hervorrage­nd umzugehen und wurde als AssistenzA­stronom ein treuer Helfer des studierten Weltraumer­forschers. Edwin Hubble hatte es auf die Spiralnebe­l abgesehen, die vielerorts im All zu beobachten waren. Aber was waren das für Nebel? Hubble fand die Antwort: Es sind ganze Galaxien, ebenso gewaltig wie unsere Milchstraß­e. Der Weltraum wimmelt davon. Und noch etwas: Diese nebulösen Galaxien treiben auseinande­r. Das Weltall expandiert. Hubble gelang es, die Geschwindi­gkeit dieser Expansion zu berechnen und daraus auf einen explosiven Anfang zu schließen. Er nannte den Urknall nicht beim Namen, aber er gilt als der Entdecker des „Big Bang“. Als Hubble 1953 starb, schaute die Welt mit neuen Augen ins All. Heute trägt ein Super-Teleskop, das vom Weltraum aus in den Weltraum schaut, den Namen Hubble. Der ehemalige Maultiertr­eiber Humason hat immerhin die Ehre, dem Entdecker neuer Galaxien treu und klug gedient zu haben.

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