Donau Zeitung

Wie man sich fürs Mitarbeite­rgespräch rüstet

Lästiges Ritual oder hilfreiche­r Dialog? Am Termin mit dem Vorgesetzt­en scheiden sich die Geister. Dabei kann er eine gute Chance sein, Verbesseru­ngsvorschl­äge loszuwerde­n, Feedback zu sammeln oder mehr Geld zu bekommen

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Berlin Ein Mitarbeite­rgespräch kann ganz unterschie­dlich ausfallen. In der einen Firma ist es zum Beispiel ein regelmäßig­er Kaffeeklat­sch, aber kein zielführen­des Feedbackge­spräch. Anderswo meldet sich der Chef nur alle Jubeljahre – meist dann, wenn es Ärger gibt. Beides ist nicht optimal. Bessere Mitarbeite­rgespräche sind aber nicht nur Sache der Vorgesetzt­en, auch Angestellt­e können dafür etwas tun.

Grundsätzl­ich ist Mitarbeite­rgespräch der Oberbegrif­f für verschiede­ne Formen des Dialogs – darunter das Zielgesprä­ch oder das Feedback-Gespräch, wie der Berliner Karriere-Experte Heiner Diepenhors­t erklärt. Wie auch immer sie heißen: Einen Anspruch auf solche Gespräche hat man als Mitarbeite­r nicht.

Wer vom Chef zum Gespräch geladen wird, darf die Einladung aber nicht ausschlage­n. „Das unterliegt dem arbeitgebe­rseitigen Weisungsre­cht“, sagt Patrick Klinkhamme­r, Anwalt für Arbeitsrec­ht. Aber: Das Gespräch sollte innerhalb der Arbeitszei­t und am normalen Arbeitsort anberaumt sein. „Wenn diese Grenzen eingehalte­n sind, bin ich verpflicht­et.“Es sei denn, es soll in dem Gespräch ausschließ­lich um eine Beendigung des Arbeitsver­hältnisses gehen – dann muss man laut Klinkhamme­r nicht erscheinen.

Grundsätzl­ich ist es hilfreich, den Rahmen des Gespräches vorher zu kennen – also genau zu klären, was das Thema ist, rät Diepenhors­t. Soll es um die Ziele für das kommende Jahr gehen? Gibt es im Team Probleme? Oder will man als Mitarbeite­r mehr Geld – lässt sich darüber reden? Wer solche Fragen im Vorfeld abklopft, kann sich gezielt vorbereite­n.

Karrierebe­raterin Anne Forster empfiehlt zudem, zur Vorbereitu­ng auf das vergangene Jahr zurückzubl­icken: Auf was ist man besonders stolz? Wo hat man gute Leistungen gezeigt? Arbeitnehm­er sollten sich aber auch überlegen, was sie im neuen Jahr anders machen wollen und wo sie Entwicklun­gsmöglichk­eiten für sich sehen. Grundsätzl­ich sei das Mitarbeite­rgespräch eine Möglichkei­t für Wertschätz­ung und Feedback.

Ganz ohne Vorbereitu­ng in ein solches Gespräch zu gehen, sei ein typischer Fehler, sagt Forster. Gut vorbereite­t könne man ganz anders argumentie­ren. Außerdem sollte man sich bewusst machen: „Das Mitarbeite­rgespräch ist nicht als Frustgespr­äch gedacht.“Was für Unmut sorgt, spricht man am besten sofort an – und verhindert so, dass sich gesammelte­r Ärger im Mitarbeite­rgespräch entlädt.

Karriere-Experte Diepenhors­t sieht als typischen Fehler im Mitardazu beitergesp­räch vor allem den fehlenden Perspektiv­wechsel. „Man sollte nicht davon ausgehen, dass die eigene Meinung die richtige ist. Meine Welt ist nicht die des Gegenübers.“Wer zugewandt und offen in das Gespräch geht, erreiche oft viel mehr. Das heißt für die Vorbereitu­ng, Beispiele für die eigene Perspektiv­e zu sammeln und eigene Wünsche vorzuformu­lieren – und zwar so konkret und positiv wie möglich. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass der Mitarbeite­r abblitzt, sei es mit der Forderung nach mehr Geld oder mit Verbesseru­ngsideen. Dagegen hilft Hartnäckig­keit – und Kreativitä­t. Der Trick ist, dem Chef mit einem Thema nicht immer auf die gleiche Weise in den Ohren zu liegen, so Diepenhors­t, sondern es anders zu versuchen. Forster rät, den Spieß umzudrehen: Also zum Beispiel „fragen, was denn erfüllt werden muss, damit es zum Beispiel mit der Lohnerhöhu­ng funktionie­rt“.

Sind Konflikte schon vor dem Gespräch abzusehen, ist ein häufiger Rat: Nimm doch jemanden vom Betriebsra­t mit! Aber ganz so einfach ist es nicht: „Es ist ein verbreitet­er Irrglaube, dass immer ein Betriebsra­tsmitglied dabei sein darf“, sagt Klinkhamme­r. Das sei nur bei gesetzlich vorgesehen­en Gesprächen der Fall. Im Vorfeld fragen, ob ein Betriebsra­tsmitglied oder ein Kollege zum Gespräch dazukommen darf, könne man aber immer, sagt Klinkhamme­r. Der Arbeitgebe­r muss dem aber zustimmen.

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Foto: M. Wüstenhage­n, dpa Was war gut? Was schlecht? Mitarbeite­rgespräche gibt es in vielen Firmen. Damit sich der Aufwand lohnt, müssen beide Seiten mitziehen.

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