Schluss mit dem Theater!
Heute sind es übrigens 132 Tage. Seit der Bundestagswahl erleben wir Politik in Zeitlupe. Und nicht nur das: Es wird ja auch noch dauernd zurückgespult. Oder wir bekommen sogar die Wiederholung alter Episoden vorgesetzt. Zugegeben, die ersten Folgen waren ja ganz spannend: Am Wahlabend verlässt mit Martin Schulz einer der Hauptdarsteller ebenso überraschend wie fluchtartig die Bühne. Regisseurin Angela Merkel muss sich nach einer neuen Besetzung umschauen. Sie lädt Liberale und Grüne zum Vorsprechen ein und nennt das Ganze Sondierung. Das Publikum hofft auf einen Neuanfang. Es kommt anders.
Die Folge „Jamaika“gerät zur Seifenoper. Nach ein paar herzergreifenden Szenen auf einem Berliner Balkon streiten sich die Nebenrollen-Darsteller von CSU, FDP und Grünen hinter den Kulissen so lange um den Text des gemeinsamen Stückes, bis die einstigen liberalen Publikumslieblinge nicht mehr mitspielen wollen. Spätestens, als der Abspann der Episode „Lieber nicht regieren als falsch“läuft, sucht das ermüdete Publikum verzweifelt nach der Fernbedienung. Hilft aber nichts. The Show must go on.
Die SPD, die ja eigentlich nur noch im Publikum sitzen und ab und zu mal buhen wollte, muss doch wieder ran. Aber das sozialdemokratische Ensemble will sich nicht mit der zugedachten Rolle abfinden. In der Folge „Verhandeln, bis es quietscht“fordert es mehr Bühnenpräsenz. An der Regisseurin würde das nicht scheitern. Doch da sind ja noch die Volksschauspieler aus Bayern – und die wehren sich lautstark gegen jeden Versuch, das Drehbuch zu ändern.
Unter den Zuschauern macht sich Unruhe breit. Sie haben immer weniger Verständnis für die langatmige Inszenierung. Die ersten verlassen entnervt ihre Plätze oder schalten auf eine vermeintliche „Alternative“um. Es wird Zeit für den Schlussakt des Großen Koalitions-Theaters – so oder so.