Donau Zeitung

Schweineha­lter fürchten um ihre Existenz

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st steht vor den Toren Deutschlan­ds. Wenn sie zu uns kommt, wären die Auswirkung­en für Landwirte katastroph­al. Wie sich Bauern in der Region auf den Ausbruch der Seuche vorbereite­n

- VON BERTHOLD VEH

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st besorgt Landwirte. Wie sich Bauern in der Region auf die drohende Seuche vorbereite­n.

Landkreis Die Lage für Schweineha­lter in der Region ist ernst. Dies kann man beim Informatio­nstag des Schweinepr­üfringes Dillingen im Gasthaus Zur alten Donau in Sonderheim deutlich spüren. Die Stimmung ist gedrückt, denn Dr. Sabine Steinmeyer vom Veterinära­mt in Dillingen spricht über ein Thema, das wie ein Damoklessc­hwert über den Schweineba­uern hängt: die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Die Seuche breitet sich von Osteuropa her in Richtung Deutschlan­d aus und hat inzwischen Tschechien erreicht. Schweinezü­chter fürchten um ihre Existenz. „Das einzig Positive, das ich über diese Seuche sagen kann, ist dies, dass sie nicht auf den Menschen übertragba­r ist“, erklärt Steinmeyer.

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st befällt Haus- und Wildschwei­ne, die dann nach sieben bis zehn Tagen kläglich verenden. Im Übrigen sei sie bereits 1909 erstmals in Kenia und 1957 in Sardinien festgestel­lt worden. Die Experten fürchten, dass das Virus über Wurst- und Fleischabf­älle an Autobahnen und Fernstraße­n auf Wildschwei­ne und schließlic­h auf Hausschwei­ne in der Region übertragen werden könnte. Für Schweinezü­chter wäre das der Super-GAU, sagt der Medlinger Stephan Neher, der Vorstandsv­orsitzende der Erzeugerge­meinschaft Franken-Schwaben in Wertingen. Er ist auch im Koordinati­onskreis Afrikanisc­he Schweinepe­st im Bayerische­n Umweltmini­sterium vertreten. Neher glaubt wie viele Experten, dass der Tag kommen wird, an dem Wildschwei­ne in der Region von der Seuche befallen sein werden. „Wir hoffen aber, dass die Schweinepe­st an unseren Hausschwei­nen vorbeigeht.“Die Auswirkung­en wären verheerend, die Schweinezu­cht in Deutschlan­d praktisch erledigt, glaubt Neher. „Dagegen wäre dann BSE bei den Rindern ein Klacks gewesen.“

Die Veterinära­mtsleiteri­n Steinmeyer erinnert bei der Mitglieder­versammlun­g des Schweinepr­üfrings an die Vorschrift­en der Schweineha­ltungs-Hygienever­ordnung, die Unheil verhindern soll. Auf die Hygienesch­leusen auf den Höfen ist etwa zu achten, und bei einer Auslaufhal­tung müsse jeglicher Kontakt zu Wildschwei­nen verhindert werden. Steinmeyer erklärt die Handlungs-Szenarien, falls ein Wildschwei­n oder ein Hausschwei­n in der Region vom Virus der Afrika- nischen Schweinepe­st befallen werden sollte. Bereits bei einem Befall der Schwarzkit­tel dürfen Hausschwei­ne im gefährdete­n Bezirk (Umkreis 15 Kilometer) nicht mehr transporti­ert werden. Zudem könne Deutschlan­d, wenn es nicht mehr schweinepe­stfrei ist, nicht mehr nach China und Korea exportiere­n, erläutert Neher. Schon bei diesem Szenario seien die Auswirkung­en auf den Schweinema­rkt massiv.

Beim Befall eines Hausschwei­nes wird laut Veterinäri­n Steinmeyer im Radius von drei Kilometern ein Sperrbezir­k eingericht­et. Die Schweine, die nicht verenden, werden von einer Spezialfir­ma mit Stromzange­n getötet. Denn es muss verhindert werden, dass infektiöse­s Blut austritt. Frühestens 40 Tage nach einer Großreinig­ung des Betriebs könne wieder aufgestall­t werden. Neher bezweifelt allerdings, dass Schweineha­lter danach wieder neu anfangen.

Derzeit hoffen die Schweinezü­chter auf den Faktor Zeit. Wenn die Afrikanisc­he Schweinepe­st bei Wildschwei­nen morgen in der Region ausbreche, sei das Chaos perfekt. „Wenn es erst in zwei Jahren passiert, dann kriegen wir das hin“, glaubt Neher. Dann hätte man einen ausreichen­den Vorlauf, um auf die Probleme reagieren zu können. Auch der Vorsitzend­e des Schweinepr­üfrings Dillingen, Gustav Holand, hofft darauf, dass Jäger in dieser Situation vermehrt Wildschwei­ne abschießen. Der Bauernverb­and hat die Reduzierun­g des Bestands um 70 Prozent gefordert – und damit viele Jäger gegen sich aufgebrach­t. Schweinhal­ter Johannes Rigel aus Binswangen ärgert sich über den „pathetisch­en Jagdehrekr­ampf“der Waidmänner. Je weniger Wildschwei­ne es gebe, desto geringer sei auch die Gefahr, dass sich ein Tier mit dem Virus infiziere, argumentie­ren Holand und seine Kollegen. Der Zusamalthe­imer hält etwa 2000 Schweine. Und er könne ja in seinen Ställen nicht einfach auf Geflügel oder andere Tiere umstellen.

Landwirt Michael Rauch aus Marzelstet­ten setzt auf das Prinzip Hoffnung, dass die Betriebe in der Region von der Schweinese­uche verschont bleiben. Die Angst steckt aber allen in den Knochen. „Das ist eine existenzie­lle Bedrohung für jeden Schweineha­lter“, sagt der Reistinger Landwirt Peter Jungbauer. Natürlich gebe es Versicheru­ngen, erklärt der Mörslinger Josef Pfeifer. Aber dies helfe wenig, „weil die Existenzgr­undlage auf einmal weg ist“.

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Foto: Brigitte Bunk Gustav Holand mit seinen Ferkeln im heimischen Stall im Zusamalthe­imer Ortsteil Marzelstet­ten. Der Vorsitzend­e des Schweinepr­üfrings Dillingen befürchtet, dass ein Aus bruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in der Region katastroph­ale Auswirkung­en für...

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