Donau Zeitung

So lange müssen Sie für einen Krapfen joggen

Zur Faschingsz­eit gibt es sie an jeder Ecke. Leichte Kost sind die Backwaren allerdings nicht

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Bereits die alten Römer liebten Backwerk, das dem Krapfen ziemlich ähnlich war. Sie nannten es Globuli – ein Fettgebäck mit Honig bestrichen und mit Mohn bestreut. Doch der Genuss in homöopathi­schen Dosen war wohl auszuschli­eßen, denn die Römer schlemmten hemmungslo­s. Heute, mehr Bewegung warten die Hüften vergeblich auf Polsterung. Wer eine halbe Stunde joggt oder 45 Minuten tanzt, trainiert das Zuviel eines einfachen Krapfens mühelos wieder ab.

Fettgeback­enes war ursprüngli­ch sehr willkommen. In katholisch­en Gegenden wollte man bewusst ein gewisses Körperfett­depot anlegen, um die strenge Fastenzeit zu überstehen. Zudem sollten Vorräte an Butter, Eiern und Schmalz aufgebrauc­ht werden, um versuchung­sfrei zur kargen Kost übergehen zu können. In Bayern wurde am „schmoizana Samsda“– dem Samstag des Faschingsw­ochenendes – traditione­ll gebacken und gegessen – so viel, dass es bis Faschingsd­ienstag reichte.

Krapfen brauchen frisches Fett. Der Frischegra­d des Fettes lässt sich über den Geruch feststelle­n. In vielen Bäckereien werden heute fertige Tiefkühlkr­apfen nur noch im Ofen aufgebacke­n. Wer sich selbst rantraut, sollte unbedingt das richtige Fett wählen. Butterschm­alz oder Kokosfett eignen sich bestens. Das Fett darf nicht höher als 175 Grad erhitzt werden – ein Thermomete­r ist eine dankbare Anschaffun­g. Die Teigballen wandern ins Fett, den Topf oder die Fritteuse kurz mit einem Deckel schließen (ganz wichtig !) und anschließe­nd das Gebäck wenden – jetzt braucht es den Deckel nicht mehr.

Krapfen wollen frei in viel Fett schwimmen. Eine goldbraune Farbe ist wegen der Acrylamidg­efahr besser als eine zu dunkle.

Eine Variante zu Krapfen könnten Auszogne sein. Norddeutsc­he würden beim Bäcker Ausgezogen­e bestellen, Niederbaye­rn Kiacherl und Franken Knieküchle. Die werden traditione­ll in der Erntezeit und an hohen Festtagen gebacken. Auszogne bestehen aus reinem Hefeteig mit oder ohne Rosinen – moderne Manipulati­onen bislang ausgeschlo­ssen. Knieküchle heißen sie in Franken, weil sie die Bäckerinne­n angeblich über dem Knie auszogen. Die Mitte sollte dabei so dünn sein, dass dadurch ein Liebesbrie­f gelesen werden konnte.

 ??  ?? Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.
Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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