Volles Haus
Beim Snowdance Festival in Landsberg laufen Filme und Serien neun Tage am Stück. Auch die Partys locken viele Besucher an. Wie die Streifen ankommen und was der Veranstalter sagt
Landsberg In Zeiten von Streamingdiensten wie oder
haben Kinos große Konkurrenz bekommen. Das Snowdance Festival in Landsberg zeigt aber: Es müssen keine aufwendig produzierten Hollywoodstreifen sein, um Menschen in die Kinos zu locken.
Ein Bild, das sich am Samstagnachmittag in der Filmstadt bestätigt: Mehrere Aufsteller machen in Landsberg auf das letzte Wochenende des Festes aufmerksam. Insgesamt 23 Independent-Filme wurden auf dem Festival gezeigt. Vor dem Olympiakino tummeln sich viele junge Menschen, sind gut gelaunt, kaufen sich Karten. Das kleine Theater ist trotz der unbekannten Filme und der Tageszeit gut besucht.
90 Minuten später ist der Film „Poor Agnes“– ausgezeichnet für die beste Regie – zu Ende. Er beschreibt die Geschichte einer Serienkillerin, die mit ihrem nächsten Opfer eine unerwartete Verbindung hat. In den Gesichtern der Gäste ist jedoch weniger Schrecken als vielmehr Freude zu sehen. Ein junges Paar, das zum ersten Mal auf dem Fest zu Gast ist, spricht von einem „super Streifen“. Vor dem KinoGebäude steht auch Rita Huber. Bereits im dritten Jahr besucht sie das Festival: „Die Filme haben Authentizität, man merkt ihnen die Leidenschaft an, mit der sie gedreht worden sind. Es sind keine abgedrehten Actionfilme.“Eine Meinung, die in Landsberg oft vertreten ist – die wissen es zu schätzen, dass sich die alternativen Streifen von den Mainstream-Filmen aus Hollywood abheben.
Das Landsberger Filmfestival umfasst noch mehr als klassisches Kino: Es gibt ein sogenanntes Speed Casting, bei dem Jungschauspieler mit Regisseuren und Agenturen in Kontakt treten können, einen Serienmarathon oder eine Podiumsdiskussion. Und natürlich gehören zu Filmfestspielen auch die Partys. In Cannes oder Venedig präsentieren sich Frauen in schönen Abendkleidern und Männer im Anzug. Sehen und gesehen werden – auch das spielt auf solchen Veranstaltungen eine wichtige Rolle. Da verwundert es kaum, dass in Landsberg während des Festivals ebenfalls große Partys steigen. Am Samstagabend lautet das Motto beispielsweise: das Berlin der 1920er Jahre.
Schon von Weitem begrüßt das in blaues Licht gehüllte Stadttheater in der Schlossergasse die Gäste. Im Gebäude hängt Lametta von den Treppengeländern, statt Blumen schmücken Federn und Perlenketten die Stehtische. Während im OlympiaKinosaal im Film „Maybe, Baby“eine selbstbestimmte Frau das Leben zwischen Männern, Kinderwunsch und unerfüllten Träumen meistern muss, füllt sich im StadtGäste theater das Foyer: Männer im Anzug mit Hut und Fliege. Frauen in eleganten Charlestonkleidern, mit Federn als Haarschmuck, Netzstrumpfhosen und Pumps. Aus den mit Lametta behangenen Lautsprechern ertönen Saxofone. Der Hauptsponsor – Fernsehsender – zeigt als Einstimmung auf die Feier drei Serien, darunter unter anderem zwei Folgen eines der Aushängeschilder des Senders: Babylon Berlin. Die Serie spielt – passend zum Motto des Abends – im Berlin der 1920er Jahre.
Die Party zieht viele Regisseure und Gäste an. Sie tanzen zu Klängen der Goldenen Zwanziger, trinken Wein und unterhalten sich über Filme und Serien. Dass Partys in den neun Tagen einen großen Raum einnehmen, gefällt Klaus Berghofer aus dem Olympiakino aber nicht: „Die Partys werden immer wichtiger. Zum Teil laufen noch Filme, während dort schon gefeiert wird – da wissen die Leute letztlich nicht, wo sie hingehen sollen.“Veranstalter Tom Bohn, der schon bei mehreren Tatort-Krimis Regie geführt hat, weist die Kritik zurück. „Das Herzstück des Festivals sind die Filme. Die Partys dienen lediglich der Auflockerung“, sagt er. Mit dem Verlauf des neuntägigen Festivals, das nun zu Ende gegangen ist, zeigt er sich sehr zufrieden. Für eine Ausweitung des Festes nach Augsburg gebe es jedoch keine konkreten Pläne. „Es gab zwar die Idee, zunächst müssen wir aber erst einmal sehen, dass wir in Landsberg ordentlich präsent sind.“