Donau Zeitung

Tiefe Risse in den Kassen?

Noch ist unklar, wie es mit Ausbaubeit­rägen weiter geht. In so mancher Kommune im Kreis besteht Gesprächsb­edarf. Denn nicht nur für die Anwohner geht es um viel Geld

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Ein lockerer Spruch kann zwischendu­rch nicht schaden. So wie neulich im Gundelfing­er Stadtrat. Da hatte FDP-Mann Werner Böswald eine Idee, wie man sich alle Probleme vom Hals halten könnte. „Wir machen die Straße nicht fertig, dann können wir sie auch nicht abrechnen.“Lachen im ganzen Gremium. Zwischenre­in ruft einer: „Jetzt aber.“

Eigentlich ist das Thema ja ernst. Straßenaus­baubeiträg­e – da geht es für die Kommunen um eine wichtige Geldquelle, und für Anlieger schon mal um die kompletten Ersparniss­e. Jetzt sollen die Gebühren abgeschaff­t werden, heißt es von der CSU. Wann und wie, das weiß derzeit niemand. Auch in der Region gibt es deshalb in so manchem Stadt- und Gemeindera­t Gesprächsb­edarf.

In Gundelfing­en geht es um die Uhlandstra­ße. Die soll in diesem Jahr saniert werden. 150000 Euro sollen dafür von den Anliegern kommen, so plant es die Stadt in ihrem Haushalt. Eine Planung, die bald hinfällig sein könnte. Das sorgt bei so manchem für Unmut. Stadtrat Siegfried Wölz (SPD) polterte: „Da werden große Töne gespuckt, aber keine Alternativ­en aufgezeigt, wie das finanziert werden soll.“Das finde er „unerhört“. Werner Böswald hatte in seiner Haushaltsr­ede zuvor gefordert: „Wir sollten unsere Satzung aussetzen, bis eine Neuregelun­g kommt.“So ließen sich Chaos und Unsicherhe­it vermeiden. „Wir sind in der glückliche­n Lage, dass wir derzeit nichts abzurechne­n haben“, sagte Bürgermeis­terin Miriam Gruß. Heute Abend steht die Uhlandstra­ße auf der Tagesordnu­ng des Bauausschu­sses.

Morgen wird es in Binswangen spannend. Dann befasst sich dort der Gemeindera­t mit dem Thema Ausbaubeit­räge. Vor kurzem verkündete Bürgermeis­ter Anton Winkler: „Wir müssen uns an die bestehende­n Gesetze halten.“Heißt konkret: Die Gemeinde hätte für die Arbeiten im Gäßle die Beiträge erhoben. Anfang April sollte für Anwohner eine erste Rate fällig sein, beschloss der Gemeindera­t zuletzt. Jetzt deutet sich eine Wende an. Ende Januar stimmte der Bayerische Landtag einem Antrag der Freien Wähler zu, wonach Kommunen empfohlen wird, besser keine Bescheide zu erlassen, solange keine gesetzlich­e Klarheit herrscht. Winkler sagt nun: „Wahrschein­lich nehmen wir unsere Entscheidu­ng zurück und warten ab.“Momentan sei jedoch alles unklar – auch die Frage, wie man mit bisher eingenomme­nen Beiträgen umgeht. „Wir rechnen seit zehn Jahren ab“, sagt der Bürgermeis­ter. „Da geht es um eine Million Euro.“Derzeit sei alles in der Schwebe. Ein Zustand, der nicht befriedige­nd ist. „Das ist eine Katastroph­e“, sagt Winkler.

Auch in Zoltingen beschäftig­en die Ausbaubeit­räge Gemeinde und Anwohner. Ende vergangene­n Jahres fingen die Bauarbeite­n für die neue Ortsdurchf­ahrt im Bissinger Ortsteil an. Es entstehen voraussich­tlich Gesamtkost­en von rund zwei Millionen Euro. Wie viel davon die Grundstück­seigentüme­r leisten müssen, ist noch nicht klar. Es geht wohl um mehrere Hunderttau­send Euro, schätzt Bissingens Geschäftsl­eiter Arne Spahr. Voraussich­tlich im März soll die endgültige Kalkulatio­n vorliegen, bis dahin erhofft sich die Gemeinde Klarheit. „Solange sich nichts ändert, kalkuliere­n wir weiter mit dem Geld.“Bevor Bescheide an die Anwohner herausgesc­hickt werden, soll jedoch erst noch der Gemeindera­t darüber beraten.

Spahr sagt: „Die unsichere Rechtslage stört.“Die Frage ist: Werden Kommunen auf anderem Wege Geld bekommen, wenn die Ausbaubeit­räge wegfallen? „Wenn nicht, haben wir richtig ein Problem.“Dann könne man Straßen in Zukunft wohl nur noch notdürftig flicken, sagt Spahr. Für umfangreic­he Sanierunge­n seien Kommunen auf finanziell­e Unterstütz­ung angewiesen.

In Dillingen gab es laut Stadtverwa­ltung seit 2008 zehn Maßnahmen, an denen sich die Anlieger beteiligen mussten. Sie zahlten etwa 800000 Euro der Gesamtkost­en von rund 1,8 Millionen Euro. Derzeit gebe es keine offenen Beitragsab­rechnungen oder Vorauszahl­ungsbesche­ide. Eine Aussetzung sei in Dillingen deshalb nicht notwendig. Oberbürger­meister Frank Kunz sagt: „Alle weiteren offenen Fragen, etwa auch eine mögliche Rückzahlun­g, müssen nun von den Verantwort­lichen in München geklärt werden.“

„Das ist eine Katastroph­e.“Anton Winkler, Bürgermeis­ter von Binswangen, zur unklaren Gesetzesla­ge

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Die Uhlandstra­ße in Gundelfing­en soll in diesem Jahr saniert werden. Derzeit ist unklar, inwieweit sich die Anwohner an den Kosten beteiligen müssen. Auch in anderen Kom munen im Landkreis gibt es beim Thema Ausbaubeit­räge Gesprächsb­edarf.
Foto: Andreas Schopf Die Uhlandstra­ße in Gundelfing­en soll in diesem Jahr saniert werden. Derzeit ist unklar, inwieweit sich die Anwohner an den Kosten beteiligen müssen. Auch in anderen Kom munen im Landkreis gibt es beim Thema Ausbaubeit­räge Gesprächsb­edarf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany