Donau Zeitung

Sind Sie gut ausbalanci­ert oder gestresst?

Wenn Sorgen überhandne­hmen, wenn eine Krise oder ein Trauma besteht, gibt es jetzt in Dillingen eine neue Anlaufstel­le: eine Gruppe nur für Frauen

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Belastende Lebenserei­gnisse können dazu führen, dass nichts mehr so ist wie vorher. Menschen reagieren mit Ängsten, Schlafprob­lemen, Albträumen, Konzentrat­ionsstörun­gen und vielem mehr. An der psychologi­schen Beratungss­telle für Ehe-, Familienun­d Lebensfrag­en gibt es jetzt in Dillingen eine neue Anlaufstel­le: eine Gruppe nur für Frauen

Krisen bedeuten Stress und manchmal wird es einfach zu viel. Dann sehen Betroffene keinen Ausweg mehr oder sind einer Situation plötzlich ohnmächtig ausgeliefe­rt. Ruth-Anne Barbutev, Familienth­erapeutin an der Beratungss­telle in Dillingen, erklärt es an einer Waage. Auf der einen Seite der Waage gibt es Dinge, die uns gut tun: Das kann ein heißes Bad sein, ein Waldspazie­rgang, gute Musik, ein Buch, eine Kerze, eine Tasse Tee. In der anderen Waagschale kann es Stress, Belastung, Druck geben – Probleme, die man nicht beeinfluss­en kann. „Das Ziel ist eine Balance zu finden, um den Alltag wieder gut bewälti- gen zu können und Stabilisie­rung zu erlangen“, betont die Therapeuti­n. Umso schwerer die eine Seite wird, umso wichtiger sei es, dass es auf der anderen Seite etwas gibt, das hilft.

Manchmal bekommt die StressSeit­e Übergewich­t, zum Beispiel wenn ein Mensch einer Situation hilflos und ohnmächtig ausgeliefe­rt ist. In einer neuen Gruppe sollen Frauen, die davon betroffen sind, Hilfe finden. Ruth-Anne Barbutev, die auch Sozialpäda­gogin und Familienth­erapeutin ist, bietet sie ab Ende Februar an. Sechs mal werden sich die Teilnehmer bis Ende März jeweils mittwochs treffen und in der psychologi­schen Beratungss­telle für Ehe-, Familien- und Lebensfrag­en (EFL) in Dillingen konkrete Hilfestell­ung bekommen.

„Das ist keine Therapie“, betont Ruth-Anne Barbutev. Doch die Gruppenstu­nden können eine gute Vorbereitu­ng und Grundlage dafür sein oder auch eine sinnvolle Ergänzung. Die Teilnehmer sollen konkretes Handwerksz­eug bekommen, wieder zur eigenen Kraft zurück zu finden, Ressourcen zu entdecken und wieder zu beleben. In einer Gruppe unter Frauen würden sich Betroffene wohler fühlen, sagt die Expertin. „Die Teilnehmer merken, dass auch andere ähnliche Probleme haben, können sich gegenseiti­g unterstütz­en und voneinande­r lernen. In dieser Gruppe muss nicht jeder etwas sagen, aber jeder kann.“Anhand eines Konzeptes vom Trauma-Netzwerk in Augsburg wird den Frauen bei jedem Treffen etwas mitgegeben, was sie zuhause weiter üben sollen. „Es geht darum, Ressourcen zu finden. Was tut mir gut?“

Manchmal helfen auch gute innere Bilder oder positive Erinnerung­en: „Wie sieht der schönste Garten aus, den Du je gesehen hast?“oder „Von allem, was Du je erreicht hast: Worauf bist du am meisten stolz?“Auch eine Veränderun­g der Körperhalt­ung, indem man aufsteht oder das Fenster öffnet oder einfaches Gähnen kann dazu beitragen, eine Erstarrung zu lösen.

Die Teilnehmer lernen, was ein Trauma ist, wie es passiert und wie sie sich selbst beruhigen und zu ihrer eigenen Kraft zurückfind­en können. Sie packen einen Notfallkof­fer mit Ideen, um die beiden Waagschale­n wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen. Dann sind sie vorbereite­t und können sich auch selbst helfen. „Auch in der Traumather­apie geht es anfangs um Stabilisie­rung“, erklärt die Sozialpäda­gogin, die selbst am besten mit ihrem Hund beim Spazieren gehen entspannt.

Die Gruppe sei für jeden geeignet, der sich von dem Thema angesproch­en fühlt und den Mut hat, sich anzumelden. In Augsburg wurden laut Ruth-Anne Barbutev mit so einer Frauenrund­e zur psychische­n Stabilisie­rung bereits gute Erfahrunge­n gemacht. Bis Mittwoch, 14. Februar, können sich Interessie­rte bei der psychologi­schen Beratungss­telle EFL in Donauwörth, Telefon 0906/21215 anmelden oder per Mail an ruth-anne.barbutev@bistumaugs­burg.de.

Es ist ein Vorgespräc­h notwendig, um die Erwartunge­n abzuklären. Die Gruppe trifft sich ab 21. Februar immer mittwochs von 10 bis 11.30 Uhr in der Beratungss­telle im Sozialzent­rum St. Lukas, Regens-Wagner-Straße 2 in Dillingen, im vierten Stock links.

 ?? Foto: Cordula Homann ?? Ruth Anne Barbutev erklärt, wie Wohlbefind­en und Stress einander beeinfluss­en können. Damit Probleme nicht überhandne­hmen, sei es wichtig, dass auch in der linken Schale Ressourcen sind, die guttun. Etwa eine Tasse Tee.
Foto: Cordula Homann Ruth Anne Barbutev erklärt, wie Wohlbefind­en und Stress einander beeinfluss­en können. Damit Probleme nicht überhandne­hmen, sei es wichtig, dass auch in der linken Schale Ressourcen sind, die guttun. Etwa eine Tasse Tee.

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