Die falsche Nummer
Die Fristinger Faschingsfreunde rangieren beim Dillinger Gaudiwurm weit hinten. Deshalb hat der Spaß für sie ein Loch. Wie die Organisatoren darauf reagieren
120 Nummern gibt es beim Dillinger Nachtumzug. Das ist die Obergrenze. Ausgerechnet ein Dillinger Verein ist nicht zufrieden mit seiner Nummer.
Dillingen Echte Fastnachter spüren es. Die närrische Saison steht vor ihrem Finale – sogar in Dillingen. Und dabei sagten beispielsweise nicht wohlmeinende Lauinger den Kreisstädtern früher nach, dass sie gar keinen Fasching feiern könnten. Doch am Freitagabend steigt ausgerechnet in der Landkreismitte ein hoch dekoriertes Narrenspektakel: der Dillinger Nachtumzug. Die Steinheimer Faschingsfreunde als Ausrichter haben dafür jüngst vom designierten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder den Heimatpreis Schwaben erhalten (wir berichteten). Etwa 4000 Fastnachter verwandeln am Freitagabend ab 19 Uhr Dillingen in ein Tollhaus, 15 000 Zuschauer werden erwartet, dreieinhalb Stunden dürfte diese Parade der Fantasie mit 120 Zugnummern dauern. Und genau hier beginnt das Problem der Faschingsfreunde Fristingen, denn für die Narren aus dem Dillinger Stadtteil hat der Spaß dieses Mal ein Loch. „Wir wurden wieder nach hinten durchgereicht“, sagt Angelika Jung von den Fristinger Faschingsfreunden. „Zuerst hatten wir die letzte Nummer, jetzt ist es die vorletzte.“
Jung ist die Mutter von drei faschingsverrückten Kindern. Die Erfahrung lehre, dass viele Fastnachter das Ende des dreieinhalbstündigen Spektakels gar nicht mehr abwarten. Die Fristingerin prophezeit, dass viele Umzugsbesucher die Pocahontas aus dem Dillinger Stadtteil gar nicht mehr sehen werden. „Wir müssen jedes Jahr weiter nach hinten“, klagt Jung. Und dabei setze sich die Feuerwehr aus Fristingen ja auch für den Nachtumzug ein und helfe beim Absperren. Aus der ganzen Stadt seien nur Kicklingen und Fristingen vertreten.
Fristingens FaschingsfreundeVorsitzender Florian Kitzinger hat ebenfalls festgestellt, „dass wir sehr oft weit hinten sind“. Es sei nicht angenehm, wenn man drei Stunden bis zum Start warten müsse. Für den Dillinger Nachtumzug könne man sich bereits ab September anmelden. Das sei den Fristinger Faschingsfreunden aber nicht möglich. „Wir sind auf das Equipment der Landwirte angewiesen“, erklärt Kitzin- ger. Planen könne er deshalb erst ab Ende Oktober, Anfang November. In der Reihe der Anmeldungen sei Fristingen deshalb immer spät dran. „Ich würde mir mal wünschen, dass bei den Zugnummern zwischen 50 und 70 wären“, sagt Kitzinger, dessen Verein 140 Mitglieder zählt.
Die Steinheimer Faschingsfreunde können dagegen die Aufregung der Fristinger Fastnachter nicht so recht verstehen. Vorsitzender Christian Kamrath sagt: „Es ist ein Zufall, dass die Fristinger immer weiter nach hinten gekommen sind.“Bei der Planung des Gaudiwurms brauche es ein Gesamtkonzept, es könne auch nicht jeder Wagen überall stehen. Und es ist Kamrath deutlich anzumerken, dass er die Sache auch noch gerne im Sinne der Fristinger Faschingsfreunde geregelt hätte. Das sei jetzt aber nicht mehr möglich. „Die Blätter mit dem Ablauf des Dillinger Nachtumzugs sind bereits gedruckt“, erläutert Kamrath. Deshalb müssten es die Fristinger in diesem Jahr noch einmal akzeptieren, dass sie weit hinten eingereiht wurden, bittet der Vorsitzende um Verständnis.
Der Run auf den Dillinger Nachtumzug ist groß. „Wir haben 30 Gruppen leider absagen müssen“, informiert Kamrath. Der Nachtumzug habe 120 Nummern, das sei die Obergrenze. Der Gaudiwurm, der am Freitag um 19 Uhr startet, dauere bereits jetzt drei bis dreieinhalb Stunden. „Eine weitere Ausweitung wäre zu lang“, sagt der Vorsitzende. Allein von den Faschingsfreunden Steinheim legen sich 150 Helfer für die Abwicklung des Narrenspektakels ins Zeug. Hinzu kommen Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, das Rote Kreuz und die Polizei. „Gemeinsam funktioniert’s“, sagt Kamrath. Am Sicherheitskonzept werde ständig gefeilt. Und er hoffe, dass alle fröhlich Fasching feiern und nicht wieder einige wenige über die Stränge schlagen, sagt Kamrath. Das nächste Mal werde er darauf achten, „dass die Fristinger woanders platziert sind“.
Echte Fastnachter haben jetzt natürlich eine Pflicht. Sie sollten am Rußigen Freitag auf die Pocahontas aus Fristingen warten. Die Letzten könnten so die Ersten sein und ganz groß rauskommen.