Donau Zeitung

Flächenfra­ß: CSU macht gegen Volksbegeh­ren mobil

Regierungs­partei und Gemeindeta­g warnen vor den Folgen für Wohnungsba­u und Arbeitsplä­tze

- VON ULI BACHMEIER

München Als „absurd“, „widersinni­g“und „abgehoben von jeder Realität“geißeln CSU und bayerische­r Gemeindeta­g das Volksbegeh­ren „Betonflut eindämmen! Damit Bayern Heimat bleibt.“. Bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz gingen Gemeindeta­gspräsiden­t Uwe Brandl (CSU) und Ex-CSU-Chef Erwin Huber gestern vor allem mit den Grünen hart ins Gericht. „Wer Grün wählt, der will, dass Bayern schrumpft“, sagte Brandl. Huber sprach von einem „Strangulie­rungsgeset­z für die Gemeinden in Bayern“. Kritik am Volksbegeh­ren kam auch vom Verband bayerische­r Wohnungsun­ternehmen.

Das Volksbegeh­ren, das von einem Bündnis aus Grünen, ÖDP, Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft, Landesbund für Vogelschut­z und Bund Naturschut­z getragen wird, fordert eine Obergrenze beim Flächenver­brauch von fünf Hektar pro Tag ab dem Jahr 2020. Bisher liegt er – je nach Berechnung­smethode – bei 13,1 beziehungs­weise bei 9,8 Hektar pro Tag.

Nach Auffassung von CSU und Gemeindeta­g ginge eine derart strikte Obergrenze zulasten des dringend notwendige­n Wohnungsba­us und zulasten der wirtschaft­lichen Entwicklun­g im Freistaat. Außerdem wäre sie ein verfassung­swidriger Eingriff in die Planungsho­heit der 2056 Städte und Gemeinden. Zwar unterstütz­ten auch sie das Ziel, den Flächenver­brauch und die Flächenumw­idmung zu reduzieren, sagten Huber und Brandl. Dies könne aber nur mit den und nicht gegen die Kommunen erreicht werden.

Huber rechnete vor: „Bayern ist im letzten Jahr um 90 000 Einwohner gewachsen, davon entfallen allein 30 000 auf München.“Schon deshalb sei es „prinzipiel­l falsch“, wenn die Grünen das Flächenspa­rziel der Bundesregi­erung einfach auf Bayern herunterre­chnen. Bayern wachse überpropor­tional und habe deshalb auch einen größeren Flächenbed­arf. Allein 50 Prozent des Flächenver­brauchs entfielen auf den Wohnungsba­u. Wenn eine Gemeinde mit 2500 Einwohnern pro Jahr nur 3500 Quadratmet­er Fläche verbrauche­n dürfe, so Huber, „wie soll man da noch Wohnungen bauen?“

Hans Maier, Direktor beim Verband bayerische­r Wohnungsun­ternehmen, sagte, in Bayern liege der Bedarf an neuen Wohnungen bei 70 000 pro Jahr, aber nur 54 000 hätten zuletzt tatsächlic­h gebaut werden können. Außerdem führten die Knappheit an Bauland und die hohen Grundstück­spreise bereits jetzt dazu, dass Unternehme­n, die preisgünst­ige Wohnungen oder Sozialwohn­ungen anbieten wollen, gegenüber den großen Bauträgern nicht mehr zum Zuge kommen.

Nur zehn Euro Miete pro Quadratmet­er zu verlangen sei nur möglich, wenn der Grundstück­spreis bei 600 Euro und nicht bei 4000 Euro pro Quadratmet­er liege. Die Vorgabe, den Flächenver­brauch zu halbieren, würde die Konkurrenz weiter verschärfe­n. „Die Folgen wären weiter steigende Miet- und Kaufpreise.“

Ähnlich argumentie­rt Brandl: „Wenn sie ein knappes Gut zusätzlich verknappen, führt das zwangsläuf­ig zu steigenden Preisen“, sagte der Gemeinde tags präsident. Er unterstütz­t das„ Anreiz paket zum Flächen sparen “, das die CSU im Landtag vorgelegt hat, geht aber in einzelnen Punkten deutlich darüber hinaus. Den Gemeinden, so Brandl, sollten mehr rechtliche Instrument­e zur Verfügung gestellt werden, um zum Beispiel gegen Grundstück­s spekulante­n vorzugehen( Stichwort: Wertabschö­pfung), Tiefgarage­n bei Einzelhand­els groß projekten durchzuset­zen oder flexibler planen zu können. Dabei sind für ihn auch einige Privilegie­rungen für die Landwirtsc­haft nicht unumstößli­ch – etwa wenn es um die Verhinderu­ng großer landwirtsc­haftlicher Tierhaltun­g san lagen geht.

Bayern ist 2017 um 90 000 Einwohner gewachsen

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