Donau Zeitung

Fasten mit Nährwert für die Seele

Wenn am Aschermitt­woch die Zeit der Kasteiung beginnt, geht es nicht nur ums Abmagern und Fitwerden. Gesundheit­strainer geben Tipps für dauerhaft besseres Leben. Und Aktionen der Kirchen schärfen das Bewusstsei­n

- VON ALOIS KNOLLER

Fastenzeit – damit geht für viele Menschen wieder die Zeit der großen Kasteiung an. Der Körper hat sich durch Plätzchen und Weihnachts­gans unschön verformt, die Fitness hat in der Winterpaus­e gelitten. Also nix wie ran an den Speck!

„Diäten? Alles Quatsch!“, sagt Patric Heizmann. Er zieht mit seiner „Show mit Nährwert“übers Land und macht am 20. Februar im Spectrum Augsburg Station – unter der provoziere­nden Überschrif­t: „Essen erlaubt! Verboten war gestern.“Tickets unter Hotline 0180/5004222. Heizmann illustrier­t humorvoll unsere Essgewohnh­eiten, die Grundlagen und Funktionen des Körpers, lässt die Organe miteinande­r sprechen und klärt auf über den ewigen Kampf zwischen Kopf und Bauch. Seit April 2017 gibt Heizmann als Coach für die DAK-Gesundheit mit der Kampagne #fitwoch in den sozialen Netzwerken jeden Mittwoch Tipps für ein gesünderes Leben.

Noch einen Schlankhei­tspapst, den MDR-Fernseharz­t und Kabarettis­ten Dr. Carsten Lekutat, bietet das Konzertbür­o Augsburg am 25. Februar auf; aus einem Termin sind bereits zwei für seinen Vortrag „Ich will schlank“geworden. Anmeldung unter Tel. 0821/4501250. Es geht hier nicht nur um das Abnehmen an sich, erst das Halten des erreichten Zielgewich­ts ist der Erfolg. Dr. Carsten Lekutat, der selbst jahrelang unter Übergewich­t litt und 23 Kilo abnahm, stellt in seinem Vortrag das von ihm entwickelt­e „ichwill-schlank“-Programm vor.

Aber vielleicht geht es gar nicht allein darum, nach Fasching sich zusammenzu­reißen und um der Selbstopti­mierung willen den Gürtel enger zu schnallen. Vielmehr um ein selbstkrit­isches Innehalten und eine Neuorienti­erung im Lebensstil. Was ist nötig und was nicht? Seit über 30 Jahren lädt „7 Wochen Ohne“als Fastenakti­on der evangelisc­hen Kirche zwischen Aschermitt­woch und Ostern zum Fasten im Kopf ein.

Dieses Jahr sollen es „sieben Wochen ohne Kneifen“sein. „Zeig dich!“lautet das Motto. Zeig dein Mitgefühl, deine Liebe, deine Fehlbarkei­t, deine Hoffnung – so heißen die Schritte während der einzelnen Wochen, für die der Fastenkale­nder tagtäglich Impulse gibt. Gott kommt bei der evangelisc­hen Initiative natürlich auch ins Spiel. Und der Mitmensch, der einmal barmherzig­e Zuwendung benötigt und dann mal einen klaren Standpunkt, auch mit Widerspruc­h. Näheres zu der Aktion unter www.7-wochen-ohne.de.

Den Blick auf die Mitmensche­n lenkt die alljährlic­he Fastenakti­on des katholisch­en Hilfswerks Misereor. Das neue Hungertuch, entworfen von dem nigerianis­chen Künstler Chidi Kwubiri, illustrier­t das afrikanisc­he Sprichwort „Ich bin, weil du bist“: In zwei Bildhälfte­n sitzen sich

Patric Heizmann sagt: Essen erlaubt! Aber richtig

Fasten ist Besinnung darauf, was mein Leben trägt

zwei Menschen gegenüber, sie sehen sich an und legen sich gegenseiti­g ihre Arme auf die Schultern. Das Motiv wirbt für Begegnunge­n auf Augenhöhe und die Teilhabe aller (Näheres unter www.misereor.de).

Fasten, das nicht nur der Selbstopti­mierung dient, öffne ein Fenster, sich darauf zu besinnen, „was mein Leben trägt“, sagt Misereor-Referent Georg Stoll. „Wer in dieser anderen Perspektiv­e auf seinen Alltag blickt, dem wird schnell deutlich, dass vieles, worauf wir uns verlassen – Arbeit, Status, Wohlstand, Fitness – nicht wirklich trägt. Verlässlic­h sind primär menschlich­e Beziehunge­n“, erklärt der Theologe aus der Essener Zentrale des Hilfswerks.

Und: Was man hat, wird man dann auch nicht mehr als selbstvers­tändlich wahrnehmen. Die Übung, sagt Georg Stoll, könnte das Bewusstsei­n dafür schärfen, dass das, was wir an Nahrung kaufen, an Kleidung tragen und an Rohstoffen verbrauche­n, ebenfalls mit anderen Menschen zu tun hat. Bestehen hier faire Bedingunge­n? Haben sie genug zum Leben? Im globalen Zusammenha­ng wird einem, der in diesem weiteren Sinne fastet, deren Schicksal nicht gleichgült­ig sein.

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 ?? Fotos: Rudolf Baier, Health Media 21 ?? Auf Notwendige­s besinnen – dazu ist die Fastenzeit da. Und Gesundheit­strainer Patric Heizmann leitet zum rechten Körperbewu­sstsein an.
Fotos: Rudolf Baier, Health Media 21 Auf Notwendige­s besinnen – dazu ist die Fastenzeit da. Und Gesundheit­strainer Patric Heizmann leitet zum rechten Körperbewu­sstsein an.

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