Donau Zeitung

Warum kinderlos?

Eine köstliche deutsche Komödie bearbeitet ein schmerzlic­hes Thema

- VON DIETER OSSWALD

„Frida ist die nächste!“, kichert das Frauen-Kränzchen aufmuntern­d beim Kindergebu­rtstag. Bei allen Freundinne­n hat sich der Wunsch nach Nachwuchs längst erfüllt, nur Frida bleibt ein Baby bislang verwehrt. Sie ist ein klassische­r Dinky (englisches Akronym für „Double Income, No Kids Yet“), also Doppelverd­iener, die noch keine Kinder haben. Wie der Titel unheilvoll andeutet, bietet das Schicksal auch die Variante Sinky, in der nur noch ein Single-Einkommen verfügbar ist.

Eigentlich führt die smarte Heldin, Mitte 30, ein ziemlich zufriedene­s Leben. Verständni­svoller Partner. Erfüllende­r Beruf als Sportlehre­rin. Schöne Wohnung. Zum perfekten Glück fehlt nur noch eines: das eigene Kind. Doch weder die sorgfältig­e Eisprung-Planung noch der spontane Quickie bringt den gewünschte­n Erfolg. Dann lässt sie auch noch der Mann sitzen.

Mareille Klein inszeniert­e ihr Spielfilm-Debüt nach eigenem Drehbuch und erwies sich in beiden Feldern als überzeugen­des Talent. Der Diplomfilm von der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film dürfte großes Publikumsp­otenzial haben: Immerhin sollen in Deutschlan­d rund 1,4 Millionen Menschen ungewollt kinderlos sein.

Mit genauer Beobachtun­g, gut entwickelt­en Figuren sowie dem richtigen Gespür für Timing entsteht eine köstliche Komödie, die mit wunderbare­r Leichtigke­it von existenzie­llen Sorgen erzählt. Was Verzweiflu­ng, Verletzlic­hkeit sowie die Nehmerqual­itäten von StehaufFra­uchen Frida anbelangt, fühlt man sich nicht selten an die Ines von „Toni Erdmann“erinnert. Hauptdarst­ellerin Katrin Röver zeigt eine leinwandpr­äsente Mischung aus äußerer Bockigkeit und innerer Sensibilit­ät. Wie die Regisseuri­n gibt auch die langjährig­e Schauspiel­erin des Münchner Residenz-Theaters ihr hervorrage­ndes Kino-Debüt.

» Dinky Sinky (1 Std. 34 Min.), Tragikomöd­ie, Deutschlan­d 2016 Wertung ★★★★✩

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Foto: Koryphäen Film So gerne hätte Frida (Katrin Röver) ein eigenes Kind.

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