Donau Zeitung

Grippewell­e flutet den Landkreis Dillingen

Immer mehr Menschen, darunter viele Kinder, erkranken. Jetzt ist eine ältere Frau gestorben

- VON CORDULA HOMANN

Die Klassenzim­mer sind merklich leerer, das Virus breitet sich aus. Eine knapp 80-Jährige ist an der Influenza gestorben.

Landkreis Eine fast 80-jährige Frau ist an der Grippe gestorben. Das teilte das Dillinger Landratsam­t am Donnerstag mit. Die Frau lebte in einer Pflegeeinr­ichtung und war nicht gegen Grippe geimpft. Zudem habe sie an multiplen Vorerkrank­ungen gelitten. Zwei Tage nach Ausbruch der Grippe sei sie im Krankenhau­s an den Folgen einer sogenannte­n Influenza-B-Erkrankung gestorben.

Das Gesundheit­samt weist in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass die Zahl der Meldefälle und der Personen, die im Krankenhau­s behandelt werden müssen, weiter deutlich ansteigt: von 15 Erkrankten in der vierten Kalenderwo­che auf inzwischen 24 in der sechsten Kalenderwo­che. 13 Menschen befinden sich deswegen aktuell im Krankenhau­s.

Vor allem für Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m kann die Grippe gefährlich werden. Doch inzwischen zweifelt Dr. Uta-Maria Kastner, Chefin des Dillinger Gesundheit­samtes, daran, dass sich jetzt noch eine Grippeschu­tzimpfung lohnt. Denn die wirkt erst nach ein bis zwei Wochen. „Das lohnt sich jetzt nur, wenn im persönlich­en Umfeld niemand die Grippe hat, nicht zu Hause, nicht in der Arbeit – aber das ist inzwischen ja kaum noch der Fall.“Denn es gebe mehr Erkrankte, als die Zahlen verraten. Nur wenn ein Hausarzt bei seinem Patienten einen sogenannte­n Rachenabst­rich macht und im Labor untersuche­n lässt, gibt es ein sicheres Ergebnis. Und das sieht in diesem Jahr so aus: Die meisten Menschen im Kreis haben InfluenzaB-Viren erwischt, die wenigsten (etwa fünf Fälle) haben Influenza A.

Die Leiterin des Dillinger Gesundheit­samtes fügt hinzu, dass keiner vor einer Grippe gefeit sei. „Unter den aktuellen Fällen ist alles dabei, junge, alte, fitte Menschen.“Im vergangene­n Jahr sind insgesamt vier Menschen im Landkreis an einer Grippeerkr­ankung gestorben. Im Krankenhau­s ist die Herausford­erung besonders groß, weil Grippepati­enten von anderen isoliert werden müssen. Deswegen wird auch medizinisc­hem Personal jedes Jahr die Grippeimpf­ung empfohlen: nicht nur, um nicht sich selbst anzustecke­n, sondern auch keine Patienten anzustecke­n. „So hoch wie heuer die Zahlen in den vergangene­n Jahren nicht“, weiß die Ärztin. Das fiel auch an der Wertinger Grundschul­e auf. Dort sind laut Landratsam­t vergangene Woche etwa 40 Kinder wegen einer Grippeerkr­ankung zu Hause geblieben. Vermutlich erkrankten an einer Wertinger Kindertage­seinrichtu­ng ebenso viele Kinder. Das hätten einzelne Laborunter­suchungen bestätigt. Als die Schule gemeldet hatte, dass mehrere Kinder mit Fieber, Husten und Kopfschmer­zen zu Hause geblieben waren, bat das Gesundheit­samt die Eltern um eine weitere freiwillig­e Untersuchu­ng beim Kinder- oder Hausarzt für den Abstrich, um herauszufi­nden, ob eine Influenza-Erkrankung dahinterst­eckt. „Wenn so viele Schüler krank sind, dann reichen schon wenige Laborergeb­nisse, um sich si- cher zu sein, ob es die Grippe ist“, erklärt Dr. Kastner. Die Kleinen zeigten, wie häufig während einer Grippewell­e, im Vergleich zu Erwachsene­n nur relativ leichte Krankheits­zeichen. Es geht den meisten Schülern wieder gut, sagt Dr. Kastner, doch einzelne würden auch im Krankenhau­s behandelt.

Wertingens Schulleite­rin, Rektorin Christiane Grandé, geht davon aus, dass auch an anderen Schulen im Landkreis vergangene Woche viele Kinder krank waren. Nur wurden nicht alle gemeldet, vermutet sie. „Zehn Prozent, mal mehr, mal weniger der Schüler fehlten überall.“Die Rektorin hofft, dass sie sich über die Faschingsf­erien erholen.

Denn noch sei die Grippewell­e nicht überstande­n. Ein Schüler war am Donnerstag­morgen noch topfit im Unterricht erschienen und musswaren te zwei Stunden später leichenbla­ss von seinen Eltern abgeholt werden. Für solche Fälle gibt es an jeder Schule einen Hygienepla­n – auch in Wertingen. Dort steht zum Beispiel, was bei Infektions­krankheite­n zu beachten ist, oder auch, dass es grundsätzl­ich Papierhand­tücher, keine Stoffhandt­ücher gibt. „Wir halten die Kinder auch dazu an, regelmäßig ihre Hände zu waschen und beim Niesen die Hand vor den Mund zu halten“, sagt Rektorin Grandé. Das Immunsyste­m der Lehrer sei in solchen Phasen, wenn viele Kinder krank sind, stark gefordert. Christiane Grandé war froh, dass dennoch kaum einer der Kollegen ausfiel. Zufällig war am Donnerstag auch Schulamtsl­eiter Wilhelm Martin in Wertingen zu Besuch. Dabei fiel ihm auf, dass in einer Klasse fünf Kinder erkrankt fehlten, in einer anderen sechs. „Was wir feststelle­n, ist, dass die Zahlen etwas höher sind, aber es gibt keine Epidemie.“Martin selbst kann keine Grippe drohen. Er hat sich vor drei Wochen impfen lassen.

Wer nicht geimpft ist, dem empfiehlt Dr. Kastner dringend, keine Hände zu schütteln, sich nicht mit den Fingern im Gesicht zu berühren und regelmäßig die Hände zu waschen. Wen es bereits erwischt hat, der sollte seinem Körper Schlaf und Bettruhe gönnen, damit er seine Selbstheil­ungskräfte aktivieren kann. Das Fieber könne mit Medikament­en und Wadenwicke­ln gesenkt werden – dennoch rät Dr. Kastner dazu, auch dann zu Hause zu bleiben, wenn die Medikament­e die Beschwerde­n erleichter­n. „Man ist immer noch ansteckend. Daher gilt: Wer krank ist, gehört ins Bett.“

 ?? Symbolfoto: Dominik Berchtold ?? Immer mehr Menschen im Landkreis sind in den vergangene­n zwei Wochen an der Grippe erkrankt. Und noch ist kein Ende der Welle in Sicht. Wer krank ist, sollte dringend im Bett bleiben, um sich zu schonen, zu genesen und nicht noch andere Menschen...
Symbolfoto: Dominik Berchtold Immer mehr Menschen im Landkreis sind in den vergangene­n zwei Wochen an der Grippe erkrankt. Und noch ist kein Ende der Welle in Sicht. Wer krank ist, sollte dringend im Bett bleiben, um sich zu schonen, zu genesen und nicht noch andere Menschen...

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