In Lauingen, Landshausen und Gundelfingen ging es rund
Lauinger, Gundelfinger und Landshausener zündeln wieder. Beim Faschingsendspurt sind hunderte Freiwillige und Feierwillige dabei
Landkreis Der Herr der Jahreszeiten steht auf der Bühne, umringt von rund einem Dutzend Hexen und Frühlingsfeen. Es ist ein Kampf zwischen Winter und Frühling, der sich auf der Bühne auf dem Lauinger Marktplatz abspielt. Eine jede Seite zieht am Ende eines Seiles. Dann fallen die Hexen zu Boden, sie haben das Tauziehen verloren. Doch damit nicht genug: Damit der Winter endlich enden kann, wird es für die Oberhexe Barbara Schwertgoschin noch so richtig ungemütlich. Hoch oben, aus dem Fenster des Schimmelturmes, baumelt die Hexe. Ein Seil führt hinunter zum Scheiterhaufen, wo sie ihr Ende in den Flammen finden soll.
Für den Bau der Puppe waren Johannes Schneider und Michaela Roth zuständig. Die beiden stehen auf der Bühne – er als Herr der Jahreszeiten, sie als Hexe –, während ihre Bastelarbeit ihrem Ende entgegensaust. „Die Klamotten kommen meistens aus Lokalen, wo sie liegen geblieben sind“, verrät Schneider. Die Hexenmaske ist ein älteres, billigeres Modell. „Wir kaufen dafür nix Neues“, sagt Schneider. Die Schuhe der Puppe zum Beispiel wa- vor einigen Jahren noch bei einem der Hexen-Darsteller im Einsatz. Ob es nach dem Basteln nicht schade sei, die Hexe zu verbrennen? „Wir machen ja nächstes Jahr wieder eine“, sagt Schneider.
Außerdem ist die brennende Puppe ja das, auf das alle gewartet haben. Als die Flammen übergreifen, klatschen viele der Zuschauer, die sich dicht an das Absperrseil um den Scheiterhaufen versammeln. Die Hexe brennt lichterloh, bald ist nur noch ein dunkler Ascheklumpen übrig. Der Frühling kann kommen.
Auch in Gundelfingen wird es gestern Abend feurig-heiß. Die Tschasibo-Hexen entzünden das Walpurgisfeuer und eröffnen dadurch die Nacht der Hexen und Narren auf der Bleiche. Den ganzen Tag zuvor herrscht in der Gärtnerstadt am Gumpigen Donnerstag Ausnahmezustand. Los geht es mit dem närrischen Frühshoppen, dem traditionellen Kesselfleischessen und buntem Faschingsprogramm in der Bleiche. Später ziehen die vielen Faschingsverrückten unter Musik der Hüttagoischdr aus Syrgenstein zum Rathaus, um den Verwaltungs- sitz zu erstürmen. Gerhard Kleiber, Vorsitzender der Glinken, nimmt Bürgermeisterin Miriam Gruß gefangen und führt sie vors Narrengericht. Einer der Vorwürfe, die Walter Hieber und Scharfrichter Eugen Hander verlesen: Sie habe es versäumt, in Lauingen ein Umleitungsschild für arme Säue in Richtung Gundelfingen aufzustellen. Nach der Anklageverlesung sagt das Stadtoberhaupt reumütig: „Ich bekenne mich schuldig.“
Auf dem Weg zur Urteilsverkündung am Bleichestadel ergeht es ihr jedoch nicht so schlimm wie Stadtrat Werner Böswald. Der wird in einen Gefangenenwagen eingesperrt, den die Gundelfinger erstmals von der Gemeinde Glött bekommen haben. Faschingsprinzessin Franziska
Traut begnadigt die beiden jedoch – unter der Prämisse, dass Gruß bis Aschermittwoch in Bayern die Monarchie einführt und Königin des Freistaates wird.
Viel Spaß haben auch die zahlreichen Besucher der traditionellen Hexenverbrennung im Hexendorf in Landshausen. Die Bachtalhexen feiern in diesem Jahr ihr 22-jähriges Bestehen. Das hält Waldschrat Cleren mens Ruf dennoch nicht davon ab, der Erschtbachhex die Leviten zu lesen. Zum einen der Vorwurf der Sabotage und des Diebstahls in Dischingen. Zum zweiten die Verschmutzung der Luft in Syrgenstein und zum dritten der Verkauf von fauligen Fleisch in Bachhagel.
Jubiläum hin oder her, die Erschtbachhex landet unter massiven Protest der anwesenden Bachtalhexen auf dem Scheiterhaufen hinter dem Hexendorf. Während die „Schuldige“in hellen Flammen aufgeht, tanzen die Bachtalhexen in ihren braunen Lumpenkleidern ausgelassen um das Geschehen. Begleitet wird das Spektakel vom „Fanfarenzug Essingen“und den „Weinberg Weible“aus Ohmenheim. Die Gastgeber heizen den Besuchern mit warmen Getränken, beheizten Stehtischen und den diesjährigen Schlagerhits ordentlich ein. Neben den zahlreichen Hexenhäusern präsentieren die Bachtalhexen ihren diesjährigen Hexentanz auf der großen Bühne. Damit sind sie aber nicht alleine. Die Panscherhexen aus Giengen geben ihr Bestes und präsentieren eine großartige Darbietung. Den finalen Abschluss läuten die Hüttagoischdr ein. Wie auch in Lauingen und Gundelfingen treiben die Faschingsverrückten ihr Unwesen bis spät in die Nacht.
Der Stadtrat kommt in den Gefangenenwagen