Pannen im Fasching
Hier ein Patzer, dort ein krankheitsbedingter Ausfall: Unsere Gesellschaften im Landkreis haben nicht nur Humor, sie nehmen kleinere Missgeschicke sportlich
Die Faschingsgesellschaften im Kreis stellen mit viel Herzblut und Engagement große Veranstaltungen auf die Beine. Ganz ohne Pannen geht es aber nicht.
Landkreis Rainer Egger muss lachen. Ja, Pannen gibt es immer wieder mal im Fasching und „die gehören definitiv dazu“. Der Präsident der Epponia sammelt diese „Vorkommnisse“, wie er sie nennt. Denn am Aschermittwoch hält Egger traditionell seine Predigt und dafür brauche er auch „Material“. Und auch in dieser Faschingssaison hat er schon fleißig gesammelt. Beim Dekorieren für den großen Hofball beispielsweise habe sich ein Showtänzer auf eine Schraube gesetzt. „Mir wurde erzählt, dass es ihm dabei seine beste Unterhose zerrissen hat“, sagt Egger und lacht. Er wolle keine Namen nennen, nur so viel: Es ist ein männlicher Showtänzer, der auch im Vorstand aktiv ist. Davon gibt es bei der Epponia zwei – und einer davon hat dem Präsident die Geschichte gesteckt.
Es gibt aber auch Patzer, die weniger lustig sind. So stürzte eine Showtänzerin der Epponia kurz vor dem großen Hofball bei einer Hebefigur zu Boden. „Sie musste auch ins Krankenhaus, aber es war glücklicherweise nicht so schlimm, wie es ausgesehen hat“, so der Präsident. Sie musste zwei Wochen aussteigen und ist nun aber wieder voll dabei. „Die Erwartungshaltungen und Ansprüche der Zuschauer werden nicht weniger und unsere Tänzer wollen auch zeigen, was sie üben“, erklärt Rainer Egger, warum es auch gerade bei den Auftritten der Tänzer wichtig sei, konzentriert und ernst an die Sache zu gehen. „Aber natürlich ist der Fasching auch lustig und kleine Aussetzer gehören dazu. Und dürfen auch sein. Es ist Fasching.“
In eine etwas kuriose Situation sind die Tollitäten der Faschings freunde Steinheim in dieser Saison geraten. Vorsitzender Christian Kamrath wollte anfangs so recht nicht mit der Sprache heraus, er musste am Freitag ja auch für den Dillinger Nachtumzug aufbauen (siehe Bericht auf Seite 27). Seine Recherchen hätten ergeben, „dass unser Prinzenpaar Andreas II. und Rebecca I. in einer Nacht arg viel Party gemacht hat“, verrät Kamrath. Dann passierte das Malheur. Die Tollitäten legten ihre Kostüme in ein fremdes Auto. Und am nächsten Morgen wussten die Steinheimer Regenten nicht mehr, wo die Gewänder sind. „Da kommt am Morgen Hektik auf – und du bekommst Stress-Pusteln“, weiß Kamrath.
„Da kommt am Morgen Hektik auf – und du bekommst Stress Pusteln.“Vorsitzender Christian Kamrath, Steinheimer Faschingsfreunde, zu dem misslichen Um stand, dass die Tollitäten am Morgen nach der Party ihre Gewänder nicht mehr fanden
Zum Glück seien das Prinzessinnenkleid und die Robe des Prinzen wieder aufgetaucht.
Kleinere Turbulenzen gab es auch bei der Finninger Faschingsgesellschaft. Drei mal musste beim Finndonia Hofball die Männergarde ihren Auftritt abbrechen, da die vorbereitete Musik-CD defekt war. Beim vierten Versuch klappte es dann doch noch und so wurde die Parodie auf die ZDF-Hitparade zum viel umjubelten Auftritt beim Hofball. Pech hatte auch FinndoniaPräsidentin Yvonne Stocker. Sie infizierte sich in der zweiten Faschingswoche mit einer Kinderkrankheit und musste das Bett hüten. Zum Faschingsendspurt hofft sie, wieder einsatzbereit zu sein.
Auch bei den Dillinger Faschings freunden lief es am Freitag voriger Woche nicht ganz rund. Sie traten beim Hausball der Hallo Wach in Donaualtheim auf, informiert 3. Vorsitzender Thomas Demel. Bei der Zugabe nach dem Prinzenwalzer habe Philipp III. seine Prinzessin Sandra III. leicht gestoßen. „Sie fiel um, aber es schaute so perfekt aus, als ob es dazugehört“, verrät Demel. Danach hätten natürlich alle schallend gelacht.
Die Prinzessin der Höchstädter Schlossfinken, Marina Draxler, berichtet von einer Panne in der Vorbereitungszeit. Es fing damit an, dass sie ihren Unterrock für das Kleid von der Schneiderin abholte. Da freute sie sich noch: Denn sie wollte nicht so einen breiten Rock, wie sie es schon oft gesehen hatte. „Aber wir haben uns gewundert, warum der so komisch zugeht“, erzählt Draxler. Auch beim Tanzkurs wurde sie darauf angesprochen – „Gehört das so?“– und sie sagte, klar, der soll ja nicht so breit sein. Als die Schneiderin bei einer Anprobe dann selbst die Kleidung für die Prinzessin bereitlegte, war die Verwirrung groß: „Wo ist der Unterrock?“
Da liegt er doch, sagte die Schneiderin und deutete auf ein Kleidungsstück, das der Prinzessin ganz und gar nicht bekannt vorkam. Des Rätsels Lösung: Damit man den Rock, mit all seinen Lagen, gut transportieren kann, wird dieser auf Links gedreht. Die Innenseite ist komplett glatt – aber eben eigentlich nur für den Transportweg bestimmt.
Auch bei der Laudonia kennen die Aktiven solche Geschichten, bei denen nach mühsamer Planung dann doch etwas Unvorhersehbares passiert. In diesem Jahr war glücklicherweise nichts Großes dabei – obwohl eine ausgelaufene Wasserflasche auch schnell zum Problem werden kann. Denn diese war zwischen zwei Auftritten zusammen mit dem Kostüm in einer Tasche verstaut. 15 Minuten waren noch Zeit, als die Laudonen das klitschnasse Kostüm entdeckten. Mit einem Fön wurde es dann aber doch rechtzeitig trocken genug für den Auftritt. In den vergangenen Jahren gab es aber auch größere Probleme mit fahrbaren Untersätzen. 2017 standen die Laudonen vor dem Gundelfinger Umzug bereit. Die Narren warteten lange, bis sie endlich an der Reihe sein würden. Dann war es so weit. Und sie blieben stehen. „Der Traktorfahrer hat den Schlüssel nicht gefunden“, erinnert sich LaudoniaPräsidentin Lisa Kreuzer. Für die Lauinger wurde ein Loch im Gaudiwurm gelassen, und alle beteiligten sich an der Schlüsselsuche. Der Schlüssel tauchte zum Glück bald auf und die Gesellschaft konnte ihren Platz doch noch, mit etwas Verspätung, einnehmen. FahrzeugProbleme der anderen Art hatten die Laudonia Teens auf dem Weg zu einem Auftritt in Elchingen. Welches Elchingen? Der Busfahrer stellte sich diese Frage offenbar nicht und steuerte die Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm an. Dort angekommen konnten die Tänzer die gesuchte Halle nicht finden. Denn die stand in Elchingen auf dem Härtsfeld, einem Stadtteil von Neresheim in Baden-Württemberg.
„Man will ja so professionell wie möglich sein“, sagt Jochen Bucher, Präsident der Dillinger Faschingsgesellschaft Hallo Wach. Dennoch kann was schiefgehen, etwa, dass das falsche Lied vom Band läuft. Und einmal verschwand die Garde nach einem Auftritt durch den falschen Ausgang von der Bühne – und landete direkt in der Bar. Versehentlich, angeblich …
Den Glinken wird der diesjährige Auftritt in Niederstotzingen wohl noch länger im Gedächtnis bleiben. Bei einer Hebefigur stürzten zwei Tänzerinnen der Showtanzgruppe und verletzten sich. Beide mussten ins Krankenhaus, sind mittlerweile aber wieder wohlauf. Auch Faschingsprinz Marius Reisacher musste bei diesem Auftritt eine unangenehme Erfahrung machen. Während des Prinzenwalzers bekam er plötzlich Nasenbluten. „Die Zuschauer haben das zum Glück nicht gesehen“, sagt er. „Aber es hat sehr gestört beim Tanzen.“
Spontane Aufregung gab es heuer bei der Bachtalia. Drei Tage vor dem Hofball sagte die beauftragte Band ab, weil der Sänger erkrankt war. Die Faschingsfreunde setzten alle Hebel in Bewegung und telefonierten die Region ab. Und tatsächlich: Noch am gleichen Abend fanden sie eine Ersatzband. „Das war Glück im Unglück “, sagtBa ch taliaOrganisat ions chefin Michaela Retten berg er. Sie und ihre Kollegen hatten auch beim Kinderball mit einem Problem zu kämpfen: Dort fiel der Flammkuchen-Ofen wegen technischer Probleme aus. Diejenigen, die bereits einen Flammkuchen bestellt hatten, bekamen ihr Geld zurück. Erst nach knapp zwei Stunden funktionierte das Gerät wieder. „So etwas ist höhere Gewalt, das findet man in diesem Moment nicht lustig“, sagt Rettenberger. „Aber die Leute hatten großes Verständnis.“