Donau Zeitung

Rote Rosen und die Liebe zur SPD

Genossen sollen großer Koalition zustimmen. Wie ein Juso das Herz der alten Dame SPD rührte

- VON HANS GUSBETH

Echenbrunn Bei politische­n Aschermitt­wochsveran­staltungen geht es gewöhnlich um das „Derblecken“des politische­n Gegners. Beim Aschermitt­woch 2018 des SPD-Unterbezir­ks Dillingen stand das nicht im Vordergrun­d. Vielmehr ging es darum, jene Wunden zu lecken, die sich die Partei in den vergangene­n Wochen und Monaten selbst zugefügt hatte.

Die Verärgerun­g über die Diadochenk­ämpfe der obersten SPD-Spitze steckte nicht nur Dietmar Bulling noch immer in den Knochen. Als bayerische­r Sozialdemo­krat sei man ja einiges gewöhnt, räumte der Unterbezir­ks-Vorsitzend­e zu Beginn ein. Aber das „verrückte politische Bild“, das seine Parteiober­en in den letzten Wochen lieferten, habe er in seiner 40-jährigen SPD-Laufbahn noch nicht erlebt. Die Personalqu­erelen an der Parteispit­ze „nervlich durchzuste­hen, ist mir schwer gefallen“, gestand er der in Echenbrunn versammelt­en SPD-Basis.

Allerdings gibt es auch Balsam auf diese Wunden. Der ausgehande­lte Koalitions­vertrag trage zu 70 Prozent die Handschrif­t der Sozialdemo­kraten, betonten Bulling und der Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner unisono. Die Sozialdemo­kraten hätten bei den Koalitions­verhandlun­gen „ein tolles Ergebnis“erreicht, über das man sich „eigentlich freuen müsste“, betonte Bulling. Sogar das Finanzmini­sterium gehe an die SPD, sagte Brunner. Gerade mit Blick auf den Koalitions­vertrag wäre es falsch, nun „ein Schlachtfe­st“darüber zu eröffnen „wer weg muss“, warnte der NeuUlmer Bundestags­abgeordnet­e. Jeder mache Fehler und jedem müsse die Chance gegeben werden, es besser zu machen - auch Andrea Nahles.

Brunner warb vehement für die Zustimmung der Genossen zum Koalitions­vertrag, weil mehr erreicht worden sei, „als wir erwarten konnten“. Dietmar Bulling stimmte zu und warnte sein Genossen: „alles andere wäre das Ende der SPD als Volksparte­i“. Sowohl beim Mitglieder­entscheid wie auch bei der Landtagswa­hl gehe es vor allem darum, die Erfolge der SPD präsent zu ma- chen und draußen zu vertreten. Einig war man sich, dass ein personelle­r Neuanfang auf der Bundeseben­e unabdingba­r sei. Diesen personelle­n Neuanfang habe man beim Unterbezir­k Dillingen bereits geschafft, betonte Dietmar Bulling nicht ohne Stolz. Dabei setze man große Hoffnungen auf Tobias Rief (35) aus Dillingen, der in den Landtag will und auf Thomas Reicherzer (22) aus Gundelfing­en, dessen Ziel der Bezirkstag ist.

Beide präsentier­ten sich der Basis erstaunlic­h profession­ell, kenntnisre­ich und rhetorisch versiert. Rief sprach nahezu frei. Reicherzer traf mit einem Satz gar mitten ins Herz der Genossen: „Heute ist nicht nur politische­r Aschermitt­woch, heute ist auch Valentinst­ag. In beiden Fällen verbringt man diesen Tag mit seiner großen Liebe. Unsere große Liebe ist die SPD.“Keiner anderen Aussage wurde an diesem Abend mehr applaudier­t. Passend dazu hatte Bulling statt Blasmusik rote Rosen organisier­t. Mit „DankeFreun­dschaft-Glückauf“lieferte Reicherzer gar noch einen Münteferin­g-reifen Schlusssat­z. Und der war auch mal SPD-Bundesvors­itzender.

 ?? Foto: Gusbeth ?? Die SPD Personalqu­erelen in Berlin und die Ergebnisse des Koalitions­vertrages stan den beim politische­n Aschermitt­woch im Mittelpunk­t der Rede von Dietmar Bulling, dem Vorsitzend­en des Unterbezir­ks Dillingen.
Foto: Gusbeth Die SPD Personalqu­erelen in Berlin und die Ergebnisse des Koalitions­vertrages stan den beim politische­n Aschermitt­woch im Mittelpunk­t der Rede von Dietmar Bulling, dem Vorsitzend­en des Unterbezir­ks Dillingen.

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