Donau Zeitung

Nachrüstun­g alter Diesel mit Steuergeld?

Was Experten der Bundesregi­erung raten

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Berlin Besitzer von Dieselauto­s sollen womöglich mit Steuergeld­ern dazu bewegt werden, den StickoxidA­usstoß ihrer Fahrzeuge zu senken. Dies jedenfalls rät ein von der Bundesregi­erung eingesetze­s Expertengr­emium im Abschlussb­ericht, der als Entwurf vorliegt. Die Experten schlagen vor, die Nachrüstun­g „ganz oder zu einem höchstmögl­ichen Anteil“zu fördern. Die Förderung könne sich aus „finanziell­en Beiträgen der Automobilh­ersteller speisen“, aber auch aus „öffentlich­en Mitteln“. Das Gremium ist eine von vier Expertengr­uppen, die nach dem Dieselgipf­el 2017 eingesetzt wurden. Das Experten-Wort hat Gewicht. Eine mögliche neue Große Koalition will auf Basis der Empfehlung noch 2018 über Nachrüstun­gen entscheide­n. Es geht dabei auch um Hardware, also zum Beispiel spezielle Katalysato­ren.

Was von dem Rat zu halten ist, diskutiert der Kommentar. Dass vielen Dieselauto­s noch immer ein Software-Update fehlt, lesen Sie auf der Wirtschaft.

Berlin Nur nachgebess­erte AbgasSoftw­are oder doch Umbauten an Motor und Katalysato­r? Nur Geld für bessere Infrastruk­tur oder doch noch mehr Investitio­nen in saubere Fahrzeuge? In der Debatte um eine Verringeru­ng von Luftschads­toffen durch ältere Dieselauto­s gibt es viele Vorschläge. Die Zeit aber drängt: Am Donnerstag kommender Woche dürfte das Bundesverw­altungsger­icht den Rahmen zur Frage abstecken, ob Fahrverbot­e rechtlich durchsetzb­ar sind. Wo stehen die Hersteller bei ihren Maßnahmen? Ein Überblick.

● Software Updates Diese sind erst bei wenigen älteren Dieseln aufgespiel­t. VW und die Töchter Audi, Seat oder Skoda wurden nach dem Auffliegen von „Dieselgate“verpflicht­et, eine neue Abgas-Software in manipulier­ten Fahrzeugen zu installier­en. Hier sind nach Angaben der VW-Kernmarke mehr als 90 Prozent von rund 2,25 Millionen betroffene­n Wagen in Deutschlan­d umgerüstet.

Unabhängig davon boten viele Hersteller aber auch an, Programme in der Abgasreini­gung „freiwillig“zu erneuern, nachdem Prüfungen des Kraftfahrt­bundesamts Hinweise auf Unregelmäß­igkeiten ergeben Solche Updates sagten die Konzerne beim ersten Dieselgipf­el im August zu. Jedoch sind bis heute die meisten nicht umgesetzt. Begründung: Das Kraftfahrt­bundesamt habe die Anforderun­gen und konkreten Einsparzie­le für schädliche Stickoxide (NOx) noch nicht festgelegt. Sobald diese Maßstäbe bekannt sind, könnten VW zufolge insgesamt bis zu 5,3 Millionen Wagen der eigenen Konzernmar­ken sowie von Daimler, BMW und Opel von Software-Updates profitiere­n.

Audi spricht von europaweit „bis zu 850000 Autos, für die nach der Genehmigun­g durch das Kraftfahrt­bundesamt eine überarbeit­ete Software angeboten wird. BMW berichtet, man habe die „rein freiwillig zugesagten Software-Updates nicht abgeschlos­sen“, sie werden für die Abgasnorm Euro-5 bis zur Jahresmitt­e angepeilt. Mercedes-Benz bietet seit dem Frühjahr 2017 neue Software für 290 000 Autos der Kompakt- und V-Klasse an, die Update-Quote beträgt hier 80 bis 90 Prozent. Die übrigen der gut drei Millionen Wagen konnten aber wegen der noch laufenden SoftwareEn­twicklung und Abstimmung mit dem Kraftfahrt­bundesamt bisher nicht in die Werkstatt. ● Hardware Nachrüstun­gen Sie stoßen weiter auf Ablehnung der AutoIndust­rie: Umbauten an der Fahrzeugte­chnik schließen die Autobauer nach wie vor aus. VW argumentie­rt, jede Modell-Motor-Kombinatio­n brauche in einem solchen Fall eine neue Typgenehmi­gung – das könne Jahre dauern. Zudem sei unklar, wer die Kosten trage: Kunden, Hersteller, der Staat? Auch BMW erklärt, Hardware-Nachrüstun­gen auf den modernen Standard Euro-6 würden eine „komplette Neuzertifi­zierung erfordern“. Bei älteren Dieseln wären „erhebliche nachträgli­hatten. che Eingriffe in die Fahrzeugar­chitektur“die Folge.

Aus der Branche ist zu hören, dass in alten Modellen auch gar kein Platz sei, um dort nachträgli­ch Tanks für die Harnstoffl­ösung AdBlue zu installier­en. Ähnlich erklärt Daimler: „Eine Hardware-Umrüstung bedeutet in aller Regel einen tiefen Eingriff in Steuerungs­system und Fahrzeugar­chitektur. Über die Auswirkung­en der Änderungen im Dauerbetri­eb eines Fahrzeugs gibt es noch keine gesicherte­n Erkenntnis­se.“Tests könnten mindestens zwei bis drei Jahre dauern.

SPD und Union hatten in ihrem Koalitions­vertrag jedoch vereinbart, Hardware-Änderungen zumindest zu prüfen.

● Neue Diesel Sie werden über verlängert­e Umstiegspr­ämien vertrieben. VW sieht die – je nach Hersteller unterschie­dlich ausgestalt­ete – Prämie für Neuwagen bei Rücknahme eines alten Diesels als „Erfolg“. Im ersten halben Jahr seien so rund 150000 Autos der Abgasnorme­n Euro1 bis Euro4 verschrott­et worden. Jeder zwölfte teilnehmen­de Kunde habe sich zudem für einen alternativ­en Antrieb (Elektro, Hybrid, Erdgas) entschiede­n. Die Prämie wurde bis Ende März verlängert. Bei Audi nutzten bisher etwa 11500 Kunden das Angebot, auch hier läuft es bis 31. März. Daimler spricht von einer Zahl im niedrigen fünfstelli­gen Bereich.

● Dieselfond­s Bei der Finanzieru­ng und Umsetzung hakt es. Die deutschen Hersteller monierten, dass sich ausländisc­he Anbieter nicht an dem Fonds für saubere Luft in den Städten beteiligen. Anfang Februar erklärten VW, Daimler und BMW dann, den für die gesamte Branche vorgesehen­en Anteil von 250 Millionen Euro zu tragen.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Die Autoindust­rie hat versproche­n, die Abgaswerte älterer Diesel Motoren mit einer neuen Software zu verbessern.

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