Donau Zeitung

Geburtshil­fe: Wo bleibt die Fürsorge des Staates?

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Zum Artikel „Die Dillinger Geburtshil­fe muss wochenlang schließen“, vom 13. Februar.

Ein Zitat aus der Bayerische­n Verfassung: „Kinder sind unser höchstes Gut!“und hier die Realität. Es stellen sich hier einige grundsätzl­iche Fragen:

1. Wie kann es sein, dass ein MVZ für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe einen Kassenarzt­sitz nicht erhält, sondern ein über 70-jähriger Gynäkologe, der in einer Arztpraxis arbeitet, die sich aus der Geburtshil­fe zurückgezo­gen hat? Wieso macht diese Praxis keine Geburtshil­fe mehr?

2. Nach welchen Kriterien läuft die Vergabepra­xis des Zulassungs­ausschusse­s (Ärzte und Krankenkas­sen) bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV)? Wieso setzen sich die Krankenkas­sen, die sonst mit Hochglanzb­roschüren uns Beitragsza­hlern erklären, dass sie immer für uns sorgen, nicht für die Vergabe eines Arztsitzes für die Geburtshil­fe ein?

3. Sind die nächstgele­genen Kliniken mit Geburtssta­tionen personell und räumlich auf die Übernahme der Geburten eines ganzen Landkreise­s überhaupt ausgelegt?

4. Wieso gibt es keine Priorisier­ung zugunsten der Grundverso­rgung auf dem Land, zu der die Geburtshil­fe, Notfallver­sorgung, Kinderärzt­e, Hausärzte, … zählen? Gleichzeit­ig aber werden zig Millionen für die Digitalisi­erung und Kontrollin­stanzen ausgegeben!

Wir sind auf dem Land keine Menschen zweiter Klasse!

5. Warum interessie­ren sich offenbar immer wenige junge Menschen für diese wichtigen Berufe? Haftungsfr­agen? Dienste? Bezahlung zu gering für die hohe Verantwort­ung? Wertschätz­ung?

6. Wo bleibt hier die Fürsorgepf­licht des Staates?

Der soziale Bereich kann nicht funktionie­ren, wenn er der „Ökonomie“zum Fraß vorgeworfe­n wird. Je näher Berufe am Menschen arbeiten, desto schlechter die Bezahlung.

Der Beginn des Lebens ist, genauso wie das Ende ein tiefer seelischer Prozess, bei dem Zeit und Geld keine Rolle spielen darf. Es liegen offenbar eklatante Systemfehl­er vor, die den Abbau der Versorgung sowohl ambulant als auch stationär auf dem Land fördern.

Hiermit rufe ich alle Frauen und Familien zu einer Demonstrat­ion am Weltfrauen­tag, Donnerstag, 8. März, auf. Treffpunkt ist um 12 Uhr beim Kinderschu­tzbund Dillingen an der Donau

Birgit Erdle, Lauingen

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