Donau Zeitung

Glanzvolle Konzerte in Dillingen und Höchstädt

Kammerorch­ester Bobingen holt den Winter in den Rittersaal

- VON ELMAR GRECK

Höchstädt Ein besonders geschickte­s Händchen muss wohl die Vorsitzend­e und Organisato­rin des Kammerorch­esters Bobingen Mathilde Wehrle gehabt haben, als sie die Konzertrei­he „Alte Meister“der Romantik im Schloss Höchstädt geplant hatte. Das Bühnenbild und das märchenhaf­te Ballett hat es den Besuchern bei der Anfahrt einfach daher geschneit.

Die passende Musik dazu liefert in großer sinfonisch­er Besetzung das Kammerorch­ester Bobingen. Es verfügt über Streicher, Bläser in mehrfacher Besetzung, dazu Pauken und eine Harfe. Die Musiker sind meist ambitionie­rte, konzertrei­fe Laien. Der kompetente, versierte musikalisc­he Leiter des Orchesters ist Ludwig Schmalhofe­r, Mitglied der Augsburger Philharmon­iker und Dozent für Viola am Leopold Mozart Zentrum der Universitä­t Augsburg.

Besser, treffliche­r, romantisch­er kann das dargeboten­e Programm nicht zusammenpa­ssen. Für die ge- zuckerte Winterstim­mung ist immer noch weit und breit kaum ein anderer Komponist beliebter und geeigneter als Peter Tschaikows­ky (1840-1893). Für seine mythisch märchenhaf­ten Ballettstü­cke „Dornrösche­n“, „Schwanense­e“sowie die „Nussknacke­r“. Der Erfolg und die Anerkennun­g durch das Publikum und die breite Öffentlich­keit stellten sich jedoch leider erst 60 Jahre nach seinem ominösen Tod ein. Die rasche Folge der kurzen, markanten Stücke lässt keine Langeweile aufkommen, sondern sorgt für ständige Überraschu­ngen und macht neugierig für den musikalisc­hen programmat­ischen Ablauf.

Das große Orchester verfügt nicht nur über eine grandiose Ausdruckss­tärke im Rittersaal, sondern ist auch in der Lage, verschiede­ne Klangbilde­r im satten Ton mit Konturen zu zeichnen. Besonders aufgefalle­n ist das beim Walzer in „Dorn- röschen“und im Ballettkla­ssiker der „Nussknacke­r“im „Danse Arabe“sowie „Dance Chinoise“. Da tanzen nachvollzi­ehbar Araber und Chinesen in unserer Fantasie. In Smetanas „Moldau“gelingt es dem Orchester, eine kontinuier­liche Bildfolge der Moldau von der Quelle bis zur Mündung in die Elbe darzustell­en. Zarte, fast schon sphärische anmutende, Flötenklän­ge symbolisie­ren die kleinen kalten und warmen Quellen. Wellenförm­ige Sequenzen deuten auf das Anschwelle­n des Stromes. Bilder einer intakten erlebbaren Flusslands­chaft mit Flussdynam­ik reihen sich aneinander. Den Blechbläse­rn ist es dabei überzeugen­d gelungen, die furchteinf­lößende, tosende, ungebändig­te Wasserkraf­t der Strudeln und Stromschne­llen nicht nur zu Gehör zu bringen, sondern auch schaurig durchdring­end zu warnen: bleib da weg!

Die erst 20-jährige Meistersch­ülerin Natalie Schmalhofe­r taucht erst bei dem Stück „Aus der Heimat“von Smetana auf. Das Werk ist ursprüngli­ch nur für Violine und Klavier geschriebe­n, wurde aber extra für Natalie und das Bobinger Orchester von Frank Lippe bearbeitet. Den grandiosen Solopart aber übernimmt sie erst am Schlusstei­l des Konzerts im Virtuosens­tück „Tzigane“von Maurice Ravel. Für die auskomponi­erte Kompositio­n, die durch die Bekanntsch­aft mit der improvisie­renden ungarisch-englischen Geigerin Jelli d´Aranyi entstanden ist und somit sehr schwer zu interpreti­eren ist, verwendet Nathalie zur Zeit eine Geige aus Mailand, gebaut um 1699, mit den heute üblichen Nylonsaite­n.

Das Werk ist gespickt mit allerhand technische­n Finessen wie Trillern, Arpeggien, Doppelgrif­fen, Staccato-Läufen und allen anderen möglichen artistisch­en Kunstgriff­en.

Das Bravourstü­ck stellt höchste Anforderun­gen an den Geiger. Das Publikum staunt über die bereits treffsiche­r erlernten Fingerfert­igkeiten und Anschlagsa­rten, die die junge Solistin zu Gehör bringt und spendet freudig, stehend anhaltende­n, lautstarke­n Beifall.

Markante und kurze Stücke

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DONNERSTAG, 22. FEBRUAR 2018
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Foto: Elmar Greck Die preisgekrö­nte junge Solistin Nathalie Schmalhofe­r zusammen mit ihrem Vater Ludwig Schmalhofe­r, dem musikalisc­hen Leiter und Dirigenten des großen sinfonisch­en Kammerorch­ester Bobingen, nach dem grandiosen Auftritt freudestra­hlend inmitten des...

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