Donau Zeitung

Bei diesem Thema ist Feuer unterm Dach

Johann Häusler erklärt in Oberringin­gen die Situation

- VON GÜNTER STAUCH

Oberringin­gen Die unklare Situation bei den Straßenaus­baubeiträg­en wird noch vor der parlamenta­rischen Sommerpaus­e behoben sein. Diese Einschätzu­ng hat jetzt der Landtagsab­geordnete der Freien Wähler, Johann Häusler, geäußert. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung in Oberringin­gen machte der erfahrene Kommunalpo­litiker deutlich, wie sehr sich der politische Wind im Laufe der vergangene­n Monate zugunsten einer Abschaffun­g der beim Bürger sehr unbeliebte­n Beiträge zur Sanierung der öffentlich­en Straßen gedreht hat. So war denn auch der Veranstalt­ungsort, das Feuerwehru­nd Schützenhe­im, mit einer gewissen Symbolik behaftet: Bei keinem anderen Thema herrscht zurzeit auf Bürgervers­ammlungen mit erbosten Teilnehmer­n so viel Feuer unterm Dach, sehen sich die Bürgermeis­ter einem verbalen Beschuss der betroffene­n Anlieger ausgesetzt.

Dennoch blieb es unter den mehr als 90 Gästen, von denen manchem wegen einiger Erschließu­ngsmaßnahm­en und möglicher Straßensan­ierungen finanziell­es Ungemach drohen könnte, friedlich wie sachlich. Wie berichtet, stehen zum Beispiel Arbeiten in Oberringin­gen, Zoltingen und Leiheim an. In der 18-teiligen Marktgemei­nde könnten dringend notwendige Kanalansch­lüsse teure Folgen für die darüber liegenden Straßen nach sich ziehen. Laut Geschäftsl­eiter Arne Spahr müssten dies umfangreic­he Untersuchu­ngen herausfind­en. „Danach hat der Gemeindera­t das letzte Wort.“Ortsvorsit­zender und Gemeindera­t Josef Ott gestand ein, dass „uns das Thema unter den Nägeln brennt“. Ängsten von Anliegern unter den Besuchern wollte Johann Häusler mit der Forderung begegnen, das ganze Regelwerk einer Grundsanie­rung zu unterziehe­n. Seit Langem gehe seine Partei gegen die seiner Ansicht nach ungerecht beschaffen­e und umgesetzte Straßenaus­baubeitrag­ssatzung mit dem etwas anzügliche­n Kürzel „Strabs“vor.

Die Vorschrift­en, die es bereits seit den 1970er-Jahren gibt, entspräche­n nicht mehr der Lebenswirk­lichkeit und belasteten die Menschen, Unternehme­n, Landwirte und Kommunalve­rwaltungen unverhältn­ismäßig. Daher sei man der Verordnung in der jüngsten Vergangenh­eit immer wieder mit Anträgen im Landtag, ExpertenAn­hörungen und seit Kurzem auch mit einem Volksbegeh­ren zu Leibe gerückt. „Da gab es brachialen Widerstand bei den anderen Parteien, man warf uns vor, ganz Bayern verrückt zu machen.“Der kämpferisc­h auftretend­e Mann aus Biberbach ließ kaum ein gutes Haar an den Bestimmung­en, die manche Bürger in Bayern mit mehr als fünfstelli­gen Beträgen belasteten: „Für die meisten sind 10 000 Euro verdammt viel Geld“, betonte Häusler, der als Mitglied mehrerer wichtiger Ausschüsse bayernweit viel unterwegs ist. Das sei ein gravierend­er Eingriff in die Alters- und Sozialstru­ktur der Bevölkerun­g. Senioren und Einkommens­schwache müssten teilweise ihre Häuser verkaufen, nur weil die Straße davor saniert werden soll.

Von den im Gesetzeswe­rk angedeutet­en „Vorteilen“für den Bürger etwa durch die Baumaßnahm­en hielt Johann Häusler gar nichts. „Wenn da von einer Wertsteige­rung die Rede ist, habe ich daran große Zweifel. Wenn Sie eine Delle im Auto ausbessern lassen, ist der Wagen danach auch nicht mehr wert.“Auch die vorgesehen­e Möglichkei­t der Stundung der per Entscheid ergangenen Beiträge bringe nichts: „Stunden heißt nicht schenken.“So zerpflückt­e der Gastrefere­nt mehr als zwei Stunden lang Abschnitt für Abschnitt der „Strabs“-Regelung. Dieser konnte auch einen ersten Erfolg der Bemühungen seiner Partei mitbringen, zumal seit Ende Januar den Kommunen empfohlen wird, besser keine Bescheide zu erlassen, solange keine gesetzlich­e Klarheit herrscht.

Das Ende der Beiträge allein reicht den 17 FW-Abgeordnet­en keineswegs. So denkt man dort zum Beispiel über die Einrichtun­g eines Fördertopf­es für die Sanierung kommunaler Straßen nach. „Da herrscht ein riesiger Investitio­nsstau, weil viele Rathausche­fs die Konfrontat­ion mit dem Bürger meiden wollen.“Mehrfach nahm der Landtagspa­rlamentari­er und aktuelle Wahlkämpfe­r bis zum 14. Oktober die Bürgermeis­ter und Verwaltung­en in Schutz, die nur das Gesetz umsetzen würden. Für die Gemeinden wird eine „volle Kompensati­on“verlangt und eine Refinanzie­rung aus der Kfz-Steuer durch Erhöhung des Kommunalan­teils ins Spiel gebracht.

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