Donau Zeitung

Betroffenh­eit ist Definition­ssache

- VON JAKOB STADLER jakob.stadler@donau zeitung.de

Sie sind keine direkten Anlieger, deshalb sind sie auch nicht betroffen. Das ist die technische Definition, wegen der die Stadt Lauingen in Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t der Meinung war, ein Paar, das neben dem Kindergart­en in der Kurlandstr­aße wohnt, nicht in die Nachbarbet­eiligung mit einzubezie­hen. Ihr Reihenhaus ist das dritte in der Reihe. Und irgendwo muss eine Grenze gezogen werden, das ist klar. Doch die Grenze, die die Behörden in diesem Fall für richtig hielten, ist willkürlic­h.

Wer an einem Tag aus seinem Fenster auf elf große Bäume schaut und am nächsten Tag auf eine Brachfläch­e, ist betroffen. Rein rechtlich hat derjenige deshalb noch lange kein Mitsprache­recht. Aber wenn hier mit mehr Umsicht gearbeitet worden wäre, dann wären auch diese Anwohner informiert worden. Und das wäre auch im Interesse der Stadt Lauingen gewesen.

Denn wenn Betroffene­n Informatio­nen fehlen, schadet das der Diskussion. Es herrscht Unverständ­nis, warum eigentlich überhaupt Bäume abgeholzt werden müssen – der Platz daneben reiche doch für einen Container.

Eine berechtigt­e Frage – auf die das Stadtbauam­t aber eine plausible Antwort hat. Schließlic­h muss ein Container auf- und später auch wieder abgebaut werden. Dafür muss ein Kran aufs Gelände. Da stehen die Bäume im Weg.

Für eine konstrukti­ve Diskussion zwischen den Anwohnern und der Stadt ist es wichtig, dass alle solche Informatio­nen haben. Deswegen können Anwohner natürlich weiterhin dagegen sein. Doch ohne die Informatio­nen der Stadt haben sie dafür sicherlich noch mehr Gründe. Und ein weiterer Grund für Unzufriede­nheit kommt dann sogar noch hinzu: das Gefühl, nicht ernstgenom­men zu werden.

Nach diesem Fehler, das muss man der Stadtverwa­ltung lassen, macht sie vieles richtig. Die Bäume sind weg, das lässt sich ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Was man aber wieder gut machen kann, ist dass Gefühl, nicht beachtet zu werden. Die Stadt tut gut daran, Betroffene – ob direkte Anwohner oder nicht – möglichst gut in ihre Projekte einzubinde­n.

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