Wertingen will Temposünder ins Visier nehmen
Im Kampf gegen Raser zeigt sich Bürgermeister Willy Lehmeier frustriert. Es fehlt unter anderem an einer Laserpistole. Doch die Stadt könnte bald einen anderen Weg bei der Überwachung gehen
Wertingen Kommt die Sprache auf Raser, wird der sonst so sachliche Willy Lehmeier emotional. Denn der Kampf, den Kommune und Polizei in den vergangenen Jahren gegen die Raser geführt hätten, war aus seiner Sicht vor allem eines: frustrierend. „Was man auch tut und sich einfallen lässt – Zonierungen, Schilder, Schikanen – es bringt nicht den durchschlagenden Erfolg, den wir uns wünschen würden“, sagt der Wertinger Bürgermeister. Lehmeier ist sicher: Nur wenn oft und konsequent kontrolliert wird, dann gibt es ein Umdenken. Es muss den Rasern an den Geldbeutel gehen, nur dann werden sie langsamer fahren.
Das Thema bewegt viele Bürger in der Zusamstadt, das machten die zahlreichen Bürgerversammlungen Ende vergangenen Jahres klar. Kaum eine Veranstaltung dort, wo der Unmut gegen die rücksichtslosen Fahrer nicht an Bürgermeister Lehmeier herangetragen wurde. Besonders in Bliensbach war die Frustration auch bei den Bürgern greifbar. Anders als in Rieblingen, wo sich Verkehrsschikanen bewährt hatten, kamen hier mehrere Raser bei Messungen trotz aufgestellten Schikanen noch auf über 100 Stundenkilometer. Und das im Ort.
Dass mehr gegen die Raser getan werden sollte, darüber herrscht Konsens. Doch bei der Umsetzung zeigt sich, wie hilflos die Beteiligten zuweilen sind. Denn der Kampf scheitert an anderen Problemen als am Unwillen der Beteiligten. Als probates Mittel gegen diese rücksichtslosen Fahrer – die extremeren Raser hatten der Bürgermeister und diverse Bürger auf den Versammlungen als „Wahnsinnige“bezeichnet – gelten dabei vor allem mobile Verkehrskontrollen mit den mobilen Messgeräten, im Volksmund Laserpistolen genannt. Polizeihauptkommissarin Martina Guß würde ab und zu eine Streife mit der Laserpistole herausschicken, um an einem problematischen Ort eine Messung durchzuführen. Das geht aber nicht, denn die Wertinger Polizeistation hat keine eigene Laserpistole. „Wir teilen uns dieses Gerät mit den Kollegen aus Dillingen“, sagt Guß. Intern regeln die Polizisten, wer an welchen Tagen in der Woche die Pistole benutzen darf. Das mache die Arbeit unflexibel, sagt Guß.
Willy Lehmeier äußerte im Gespräch mit unserer Zeitung den Wunsch, ein solches Messgerät auf Kosten der Stadt anzuschaffen. Einige tausend Euro in die Hand zu nehmen, um etwas in Bewegung zu bringen. Doch das ist vor allem aus dem nicht möglich, weil eine Stadt nicht die Ausrüstung der Polizei finanzieren kann, sagt Martina Guß. Sie dürfte ein solches Gerät aus den Händen Lehmeiers gar nicht annehmen, auch wenn sie das wollte. Auf die Frage, ob ein solches Gerät vonseiten des Freistaates in näherer Zukunft zur Verfügung gestellt wird, hält sich Guß bedeckt. Genaues weiß man nicht in der Polizeistation.
Bürgermeister Lehmeier hat aber keine Lust mehr, sich vertrösten zu lassen. Deshalb will er jetzt, gemeinsam mit dem Stadtrat, andere Möglichkeiten ausloten, um den Rasern entgegenzutreten. Der Blick geht nach Gundelfingen. Denn vor etwas über drei Jahren war dort der Frust ähnlich groß wie jetzt in Wergerne tingen. Die Gärtnerstadt entschied sich deshalb, dem Kommunalunternehmen „Verkehrsüberwachung Schwaben Mitte“beizutreten.
Nun wird die Verkehrsüberwachung quasi „outgesourced“, also die Zuständigkeit verlagert. Und die Gundelfinger sind damit vollauf zufrieden, wie Nikolaus Mayr, Leiter des Ordnungsamtes, erzählt. „Die machen das gut“, sagt Mayr. Die Kontrolleure sind keine Polizisten, aber ebenfalls im öffentlichen Dienst tätig. Für Gundelfingen entfällt auch der bürokratische Aufwand, den die Verfolgung der Verstöße mit sich bringt. Der ist im Service des Kommunalunternehmens inbegriffen.
In ein solches Kommunalunternehmen muss man sich einmalig einGrund kaufen, sagt Mayr. Wo geblitzt werden darf, wird den Gundelfingern vorgeschrieben – es gebe zwischen 20 und 30 Plätze, an denen sich die Kontrolleure des Kommunalunternehmens postieren dürften.
Von der kommenden Stadtratssitzung am 21. März, in der dieses Projekt erläutert werden soll, erhofft sich Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier das Aufzeigen eines neuen, gangbaren Weges im Kampf gegen die ungeliebten Temposünder. Denn er ist sich in einer Sache mit dem Gundelfinger Ordnungsamtsleiter Mayr einig, der sagt: „Es braucht einfach einen gewissen Überwachungsdruck. Sonst fahren manche einfach viel zu schnell.“