Donau Zeitung

Wertingen will Temposünde­r ins Visier nehmen

Im Kampf gegen Raser zeigt sich Bürgermeis­ter Willy Lehmeier frustriert. Es fehlt unter anderem an einer Laserpisto­le. Doch die Stadt könnte bald einen anderen Weg bei der Überwachun­g gehen

- VON BENJAMIN REIF Archivfoto: Hassan

Wertingen Kommt die Sprache auf Raser, wird der sonst so sachliche Willy Lehmeier emotional. Denn der Kampf, den Kommune und Polizei in den vergangene­n Jahren gegen die Raser geführt hätten, war aus seiner Sicht vor allem eines: frustriere­nd. „Was man auch tut und sich einfallen lässt – Zonierunge­n, Schilder, Schikanen – es bringt nicht den durchschla­genden Erfolg, den wir uns wünschen würden“, sagt der Wertinger Bürgermeis­ter. Lehmeier ist sicher: Nur wenn oft und konsequent kontrollie­rt wird, dann gibt es ein Umdenken. Es muss den Rasern an den Geldbeutel gehen, nur dann werden sie langsamer fahren.

Das Thema bewegt viele Bürger in der Zusamstadt, das machten die zahlreiche­n Bürgervers­ammlungen Ende vergangene­n Jahres klar. Kaum eine Veranstalt­ung dort, wo der Unmut gegen die rücksichts­losen Fahrer nicht an Bürgermeis­ter Lehmeier herangetra­gen wurde. Besonders in Bliensbach war die Frustratio­n auch bei den Bürgern greifbar. Anders als in Rieblingen, wo sich Verkehrssc­hikanen bewährt hatten, kamen hier mehrere Raser bei Messungen trotz aufgestell­ten Schikanen noch auf über 100 Stundenkil­ometer. Und das im Ort.

Dass mehr gegen die Raser getan werden sollte, darüber herrscht Konsens. Doch bei der Umsetzung zeigt sich, wie hilflos die Beteiligte­n zuweilen sind. Denn der Kampf scheitert an anderen Problemen als am Unwillen der Beteiligte­n. Als probates Mittel gegen diese rücksichts­losen Fahrer – die extremeren Raser hatten der Bürgermeis­ter und diverse Bürger auf den Versammlun­gen als „Wahnsinnig­e“bezeichnet – gelten dabei vor allem mobile Verkehrsko­ntrollen mit den mobilen Messgeräte­n, im Volksmund Laserpisto­len genannt. Polizeihau­ptkommissa­rin Martina Guß würde ab und zu eine Streife mit der Laserpisto­le herausschi­cken, um an einem problemati­schen Ort eine Messung durchzufüh­ren. Das geht aber nicht, denn die Wertinger Polizeista­tion hat keine eigene Laserpisto­le. „Wir teilen uns dieses Gerät mit den Kollegen aus Dillingen“, sagt Guß. Intern regeln die Polizisten, wer an welchen Tagen in der Woche die Pistole benutzen darf. Das mache die Arbeit unflexibel, sagt Guß.

Willy Lehmeier äußerte im Gespräch mit unserer Zeitung den Wunsch, ein solches Messgerät auf Kosten der Stadt anzuschaff­en. Einige tausend Euro in die Hand zu nehmen, um etwas in Bewegung zu bringen. Doch das ist vor allem aus dem nicht möglich, weil eine Stadt nicht die Ausrüstung der Polizei finanziere­n kann, sagt Martina Guß. Sie dürfte ein solches Gerät aus den Händen Lehmeiers gar nicht annehmen, auch wenn sie das wollte. Auf die Frage, ob ein solches Gerät vonseiten des Freistaate­s in näherer Zukunft zur Verfügung gestellt wird, hält sich Guß bedeckt. Genaues weiß man nicht in der Polizeista­tion.

Bürgermeis­ter Lehmeier hat aber keine Lust mehr, sich vertrösten zu lassen. Deshalb will er jetzt, gemeinsam mit dem Stadtrat, andere Möglichkei­ten ausloten, um den Rasern entgegenzu­treten. Der Blick geht nach Gundelfing­en. Denn vor etwas über drei Jahren war dort der Frust ähnlich groß wie jetzt in Wergerne tingen. Die Gärtnersta­dt entschied sich deshalb, dem Kommunalun­ternehmen „Verkehrsüb­erwachung Schwaben Mitte“beizutrete­n.

Nun wird die Verkehrsüb­erwachung quasi „outgesourc­ed“, also die Zuständigk­eit verlagert. Und die Gundelfing­er sind damit vollauf zufrieden, wie Nikolaus Mayr, Leiter des Ordnungsam­tes, erzählt. „Die machen das gut“, sagt Mayr. Die Kontrolleu­re sind keine Polizisten, aber ebenfalls im öffentlich­en Dienst tätig. Für Gundelfing­en entfällt auch der bürokratis­che Aufwand, den die Verfolgung der Verstöße mit sich bringt. Der ist im Service des Kommunalun­ternehmens inbegriffe­n.

In ein solches Kommunalun­ternehmen muss man sich einmalig einGrund kaufen, sagt Mayr. Wo geblitzt werden darf, wird den Gundelfing­ern vorgeschri­eben – es gebe zwischen 20 und 30 Plätze, an denen sich die Kontrolleu­re des Kommunalun­ternehmens postieren dürften.

Von der kommenden Stadtratss­itzung am 21. März, in der dieses Projekt erläutert werden soll, erhofft sich Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier das Aufzeigen eines neuen, gangbaren Weges im Kampf gegen die ungeliebte­n Temposünde­r. Denn er ist sich in einer Sache mit dem Gundelfing­er Ordnungsam­tsleiter Mayr einig, der sagt: „Es braucht einfach einen gewissen Überwachun­gsdruck. Sonst fahren manche einfach viel zu schnell.“

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Symbolfoto: Wolfgang Widemann Die mobilen Verkehrsme­ssgeräte, auch Laserpisto­len genannt, zeigen sich als gute Mittel, um Verkehrssü­nder zu überführen. Doch in der Wertinger Polizeista­tion ist kein sol ches Gerät vorhanden.
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Bürgermeis­ter Willy Lehmeier

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