Donau Zeitung

Von wegen ewiger Junggesell­e

Wie Fürst Albert II. von Monaco zum Familienme­nschen wurde und sogar etwas schaffte, das ihm kaum jemand zugetraut hatte

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Wer auf spektakulä­re Auftritte wartet, ist bei diesem Mann an der falschen Adresse. Da bieten andere Königshäus­er eindeutig mehr. Monacos Fürst Albert II. ist eher der Typ Pflichterf­üller. In formvollen­deter Diskretion absolviert er hunderte Termine im Jahr – und wirbt dabei immer öfter für sein Herzensanl­iegen: den Umweltschu­tz. Auch das große Konzert zu seinem 60. Geburtstag morgen in der Kathedrale von Monaco steht unter dem Motto „Erhalt der Schöpfung“. Seit zwölf Jahren regiert Albert nun schon, und inzwischen ist ihm auch das gelungen, was ihm zu Beginn kaum jemand zugetraut hatte: Er ist aus dem Schatten seines Vaters Rainier III. herausgetr­eten.

Albert setzt eigene Akzente und bemüht sich, das Jetset-Paradies vom Schmuddel-Image eines Steuerpara­dieses zu befreien. Der Staatschef gibt sich modern. Er könne sich durchaus vorstellen, sein Amt vorzeitig abzugeben – also nicht bis zu seinem Tod den Souverän zu geben, bekannte er einmal. Schließlic­h seien die fürstliche­n Verpflicht­ungen teilweise ziemlich anstrengen­d. Doch die Modernität hat auch ihre Grenzen. So wird Albert im französisc­hen Fernsehen immer noch protokollg­erecht mit der förmlichen Adels-Anrede „Monseigneu­r“angesproch­en. Als Sohn der Hollywood-Schönheit Grace Kelly lernte er früh, wie es ist, im Scheinwerf­erlicht zu stehen.

Er studierte in den USA und wurde schon seit Ende der 1980er Jahre immer stärker in die Verwaltung von Monaco eingebunde­n. Als er nach dem Tod seines Vaters 2005 dann die Amtsgeschä­fte komplett übernahm, zog er auch einen Strich unter sein bis dahin eher flatterhaf­tes Privatlebe­n und erkannte zwei uneheliche Kinder an. Zu Alberts 50. wartete sein Zwergstaat noch sehnsüchti­g auf Hochzeit und Nachwuchs des Regenten. Inzwischen hat er auch diese Erwartunge­n erfüllt und ist damit gewisserma­ßen endgültig in seine Regenten-Rolle geschlüpft: Bilderbuch­hochzeit mit Fürstin Charlène, Geburt von Erbprinz Jacques und Zwillingss­chwester Gabriella später. Der Mann, der schon als ewiger Junggesell­e zu enden drohte, sinniert jetzt als fürsorglic­her Vater öffentlich darüber nach, wie seine Kinder an ihre künftige Rolle herangefüh­rt werden können.

Drei Jahre sind die süßen Blondschöp­fe inzwischen alt, und sie verzücken mit Auftritten an der Seite ihrer Eltern. Vor kurzem erst schauten sie mit großen Augen zu, wie Albert und Charlène beim Fest der heiligen Devota – der Schutzpatr­onin Monacos – traditions­gemäß ein Holzboot anzündeten. Die Geburt der Zwillinge habe sein Leben völlig verändert, sagt Albert. Neben seiner Familie begeistert er sich aber auch immer noch für den Sport – ein Faible, das er mit der früheren Profischwi­mmerin Charlène gemeinsam hat. Bei Olympia in Pyeongchan­g kommentier­te er im französisc­hen Fernsehen fachmännis­ch den BobWettkam­pf, fünfmal war er selbst in dieser Disziplin für sein Land bei Olympia angetreten.

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Foto: Valery Hache, afp

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