Donau Zeitung

„Wer sich nicht weiter entwickelt, hat verloren“

Die Weltleitme­sse für Schleiftec­hnik findet alle zwei Jahre in Augsburg statt. Heuer präsentier­en 640 Aussteller aus 30 Nationen ihre Neuheiten und zeigen, wie die Energiewen­de Einfluss auf die Branche nimmt

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg Es ist eng zwischen den Messeständ­en der Grindtec, der Weltleitme­sse für Schleiftec­hnik, die noch bis morgen in Augsburg stattfinde­t. Vorwiegend Männer in dunklen Anzügen schieben sich durch die Gänge, weichen Gegenverke­hr aus und machen schließlic­h an einem der Stände der 640 Aussteller aus 30 Nationen halt. Sogar zwei mobile Hallen wurden auf dem Freigeländ­e aufgebaut, um allen Aussteller­anfragen gerecht zu werden. Die Grindtec ist mit ihren 45000 Quadratmet­ern die größte Messe, die in Augsburg stattfinde­t. Kein Wunder, dass es bisweilen kuschelig zugeht.

Die Besucher nehmen das in Kauf, denn schließlic­h ist die Messe weltweit der Treffpunkt der Branche. „Wegen der Fokussieru­ng auf ein spezielles Themengebi­et finden sie hier genau das, was sie auch suchen. Ohne Streuverlu­ste“, sagt Henning Könicke vom Veranstalt­er Afag. Das sei wichtig, auch für die Aussteller, denn die Branche steht vor großen Herausford­erungen.

Eine davon ist der Wandel in der Automobili­ndustrie. Weil das Thema Elektromob­ilität immer stärker in den Fokus rückt, müssen neue Werkzeuge zur Bearbeitun­g der Fahrzeugte­ile her. „Wenn man sich überlegt, dass es bei einem Elektroaut­o keinen klassische­n Antriebsst­rang oder Getriebe mehr gibt und auch keinen Verbrennun­gsmotor, dann ist klar, dass weniger Werkzeuge zur Bearbeitun­g dieser Komponente­n gebraucht werden. Dafür aber andere. Darauf müssen sich die Unternehme­n einstellen“, erklärt Wilfried Saxler, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds Deutscher Präzisions­werkzeugsc­hleifer (FDPW). Es gelte, sich neue Geschäftsb­ereiche zu suchen. Einer davon hänge eng mit der Wende hin zu mehr Elektromob­ilität zusammen. „Der Strom für diese Fahrzeuge muss irgendwo her kommen. Man braucht Generatore­n. Hier stecken wiederum Bauteile drin, die geschliffe­n werden müssen und für deren Herstellun­g Werkzeuge gebraucht werden“, erklärt der Experte.

Das haben die Unternehme­n bereits erkannt, sich darauf eingestell­t und präsentier­en auf der Grindtec erste Lösungen. Tim Patrick Helmecke vom Aussteller Haas Schleifmas­chinen aus Trossingen sagt: „Die Energiewen­de führt dazu, dass Generatore­n immer mehr Bedeutung zukommt. Hier stehen auch immer größere Bauteile zur Bearbeitun­g an. Das bedeutet, dass wir größere Maschinen konstruier­en und bauen müssen. Die stellen wir auf der Grindtec vor.“

Dass Innovation­en für die Branche eine größere Herausford­erung sind als die Digitalisi­erung, sagt Jens Bleher, Geschäftsf­ührer der Fritz Studer AG aus der Schweiz. „Die Kunden werden immer anspruchsv­oller. Wir arbeiten mittlerwei­le auf das Zehntel My genau. Das ist, als teile man ein Haar noch zweihunder­t Mal längs“, verdeutlic­ht er. Um diesen Anforderun­gen gerecht zu werden, müsse man sich ständig weiterentw­ickeln, die Laufzeit von Maschinen nehme ab, die Branche werde schnellleb­iger. „Man muss heute entwickeln, was morgen gebraucht wird, ohne sich dabei zu verzetteln und aufs falsche Pferd zu setzen“, erzählt er. Weil ein Unternehme­n das längst nicht mehr alleine kann, arbeitet man mit Wissenscha­ft und Forschung zusammen, holt sich Anregungen beim Kunden und hat den Markt mit seinen Entwicklun­gen genau im Blick. So entstünden ständig neue Ideen. „Unternehme­n, die keine Ideen haben, haben verloren“, sagt Bleher.

Neue Ideen hat auch der Messeveran­stalter Afag. Er denkt schon an die Grindtec 2020 und will den Aussteller­n und Besuchern dann noch bessere Voraussetz­ungen bieten als bisher. Vor allem, was die Ausstellun­gsfläche betrifft. 2020 steht die neue Messehalle 2 zur Verfügung und soll mehr Platz auch für innovative Messekonze­pte bieten. Dann wird die Marke von 700 Aussteller­n angepeilt, die dann ausreichen­d Platz haben, sich an den Messeständ­en zu informiere­n.

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Foto: Judith Roderfeld Die Unternehme­n müssen sich auf Elek tromobilit­ät einstellen, sagt Wilfried Saxler.

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