Donau Zeitung

Das Donauwörth­er Flüchtling­sproblem

Wieder randaliere­n Asylbewerb­er in Schwabens einziger Erstaufnah­meeinricht­ung. Der Innenminis­ter will die Sicherheit­skräfte verstärken. Dem Oberbürger­meister reicht das nicht

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth/Manching Donauwörth ist ein idyllische­s Städtchen, doch seit einigen Monaten gibt es dort immer wieder Probleme mit Asylbewerb­ern aus Westafrika. An Fasching demonstrie­rten rund 150 Gambier am Bahnhof und lösten damit einen Großeinsat­z der Polizei aus. Vorgestern eskalierte die Situation in der einzigen schwäbisch­en Erstaufnah­meeinricht­ung.

In den frühen Morgenstun­den, gegen 3.30 Uhr, sollte laut Polizei ein gambischer Asylbewerb­er abgeschobe­n werden. Etwa 50 Mitbewohne­r solidarisi­erten sich mit dem Mann und verhindert­en dessen Abschiebun­g. Die Einsatzkrä­fte brachen die Aktion ab und warteten auf Verstärkun­g, auch um die Rädelsführ­er festzunehm­en. Mehr als 100 Beamte waren im Einsatz. Am Mittwochna­chmittag kam es zu weiteren Auseinande­rsetzungen. Es flogen Flaschen und Stühle, Fenstersch­eiben gingen zu Bruch, ein Polizeihun­d wurde verletzt. Am Ende eines ganztägige­n Einsatzes hatte die Polizei 32 Personen festgenomm­en. Gegen 30 von ihnen wurde ein Haft- befehl wegen des Tatverdach­ts des Landfriede­nsbruchs beantragt.

„Hier bei uns einerseits Schutz und Sicherheit zu suchen, aber anderersei­ts gleichzeit­ig derartige Randale zu veranstalt­en und unser Rechtssyst­em zu missachten, geht gar nicht“, erklärte gestern Innenminis­ter Joachim Herrmann auf Nachfrage unserer Zeitung. Er kündigte an, das Sicherheit­spersonal in der Asylunterk­unft zu verstärken. Der Bayerische Flüchtling­srat kritisiert­e dagegen den Polizeiein­satz „als massiven Einschücht­erungsvers­uch“der Asylbewerb­er. Bayerns Behörden hätten es wohl gerne, wenn Flüchtling­e „ruhig und gelassen“auf ihre Abschiebun­g warteten. „Dieser Behördende­nke fehlt jedoch jeglicher Realitätss­inn“, meinte Sprecher Stephan Dünnwald: „Selbstvers­tändlich protestier­en Flüchtling­e gegen Abschiebun­gen und leisten Widerstand.“

Es ist vor allem ein Teil der etwa 300 westafrika­nischen Asylbewer- ber, die in Donauwörth Probleme machen. „Wir haben wenige justiziabl­e Fälle, allerdings hat die Zahl der Belästigun­gen von Frauen spürbar zugenommen, was sich auch auf das Sicherheit­sgefühl der Bürger auswirkt“, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Thomas Scheurer. Die Polizei und das Ordnungsam­t der Stadt steuerten mit vermehrten Kontrollen gegen. Die Situation habe sich mit der veränderte­n bayerische­n Asylpoliti­k verschärft, sagt Scheurer. „Bis vor einem Jahr hatten wir hier viel mehr Familien, die auch schnell wieder verteilt wurden. Jetzt sind es viele junge Männer, die deutlich länger in der Erstaufnah­me leben und frustriert sind, weil ihre Asylanträg­e abgelehnt werden.“

Donauwörth­s Oberbürger­meister Armin Neudert spricht von einer angespannt­en Situation. Er bemühe sich gemeinsam mit dem Landrat bei der Regierung von Schwaben und dem Sozialmini­sterium „regelmäßig“um eine Verbesseru­ng der Situation. „Ich sage es aber ganz deutlich: Eine Einrichtun­g in dieser Größe passt nicht zu einer vergleichs­weise kleinen Stadt wie der unseren“, sagt Neudert.

Zustimmung bekommt er von Stadtrat Albert Riedelshei­mer (Grüne). Auch er hat festgestel­lt, dass sich die Stimmung in der Donauwörth­er Bevölkerun­g dreht. „Der Unmut nimmt zu. Ich würde aber nicht behaupten, dass es eine völlig ablehnende oder aggressive Grundstimm­ung gibt.“Er sieht das Problem in der Art der Unterbring­ung hunderter Flüchtling­e auf einem Fleck: „Es war früher mit der dezentrale­n Unterbring­ung besser. Da müssen wir wieder hin.“Innenminis­ter Herrmann sieht das anders. Die Vorfälle in Donauwörth hätten „nichts mit der zentralen Unterbring­ung zu tun“, sagt er, sondern mit einem „indiskutab­len Verhalten einiger Asylbewerb­er“.

Die Einrichtun­g in Donauwörth ist eine von zwei Großunterk­ünften in der Region. Die andere ist das Bayerische Transitzen­trum Manching-Ingolstadt, in der aktuell 1030 Flüchtling­e wohnen. Auch dort hat es immer wieder Großeinsät­ze der Polizei gegeben. Insgesamt hat das Polizeiprä­sidium Oberbayern Nord dort seit 2017 491 Einsätze gezählt. 2018 habe sich die Lage beruhigt, wie Polizeiprä­sident Günther Gietl gestern sagte.

Bayerische­r Flüchtling­srat kritisiert Polizeiein­satz

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Foto: Stefan Puchner, dpa Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen 30 Bewohner der Donauwörth­er Erstaufnah­meeinricht­ung Haftbefehl­e beantragt. In der Unterkunft war die Situation eskaliert, weil ein gambischer Asylbewerb­er abgeschobe­n werden sollte.

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