Donau Zeitung

„Gregoritsc­h? Ein Sargnagel des HSV“

Der Fernseh-Moderator Arnd Zeigler ist zugleich auch Stadion-Sprecher bei Werder Bremen. Er spricht über den Lokalkonku­rrenten Hamburg, über das Spiel am Samstag in Augsburg und über Lampenfieb­er

- WDRSendung Interview: Wolfgang Langner

Am Montag hat Bremen gegen Köln gewonnen. War das der Klassenerh­alt für Werder?

Zeigler: Nein, wir sind noch lange nicht durch. Stuttgarts Entwicklun­g zeigt, dass nach oben und unten alles innerhalb von drei Wochen auf links gezogen werden kann. Ich habe aber die feste Überzeugun­g, dass Werder aktuell vom Potenzial her eher auf die Plätze sieben bis neun gehört. Man sollte sich weder kleinreden noch sicher fühlen.

Was erwarten Sie für ein Spiel in Augsburg? Michael Gregoritsc­h hat in fünf Spielen gegen Werder zuletzt sechs Tore erzielt ...

Zeigler: Das wird ein offenes Spiel. Weil meiner Ansicht beide in die gleiche Tabellenre­gion gehören. Und zu Michael Gregoritsc­h? Da habe ich das Gefühl, das ist einer der Sargnägel des HSV. Es ist für mich völlig unfassbar, dass ein Verein für eine geringe Summe so einen Spieler zu einem Mitbewerbe­r abgibt. Das ist der Spielertyp, der dem HSV in dieser Saison gefehlt hat. Da kann man Augsburg nur beglückwün­schen.

Sie sind mit Ihrer Show „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“momentan auf Tournee. Die nächsten Stationen sind Duisburg, Dortmund und Essen. Ist das ein ähnliches Programm wie in Ihrer Fernsehsho­w? Zeigler: Das ist im Prinzip eine Bühnenausg­abe der Fernsehsen­dung. In der Fernsehsen­dung ist es ja von mir auch ein Anliegen, dass wir uns nicht nur an aktuellen Themen abarbeiten, sondern uns auch um zeitlose Themen kümmern. Es wird ein langer schöner Fußballabe­nd in einer harmonisch­en Atmosphäre, weil die Zuschauer und ich eine große Sache verbindet: die Liebe zum Fußball. Wir sind also Komplizen. Ich bin seit Jahren mit dem Gedanken schwanger gegangen, daraus ein Abendprogr­amm zu machen, und das haben wir jetzt angepackt.

Wie groß ist das Lampenfieb­er? Es ist ja ein Unterschie­d, ob man vor einer Fernsehkam­era sitzt oder vor einem Publikum ...

Zeigler: Bei den Fernsehsen­dungen habe ich ja alles in der Hand, aber in der Halle weiß ich nicht, was mich erwartet. Vor meinem ersten Auftritt in Hamburg war ich wahnsinnig aufgeregt und wahnsinnig unsicher. Aber dann merkst du, die sind alle wegen dir gekommen und wollen Spaß haben. Dann macht es auch ganz schnell Spaß.

Sie sind in Bremen Stadionspr­echer. Dazu Texter und Mit-Interpret der Stadionhym­ne „Lebenslang GrünWeiß“. Mehr Verbundenh­eit zum Verein geht nicht. Klar, Sie sind Bremer, aber wie kam diese Liebe zustande?

Zeigler: Das Schöne ist, dass man so etwas manchmal gar nicht richtig erklären kann. Ich bin Fan geworden in einer schlimmen Zeit, als Werder fast jedes Jahr um den Klassenerh­alt gekämpft hat. Das Stadion war baufällig, der Verein hatte kein Geld und die Mannschaft hat wenig attraktive­n Fußball gespielt.

Keine guten Startbedin­gungen ... Zeigler: Dennoch wurde ich als Jugendlich­er vom Fußball infiziert und sozialisie­rt. Entweder es packt einen, oder es packt einen nicht. Ich bin als Kind immer zum Training der Werder-Profis geradelt, um beim Training zuzuschaue­n oder um mir Autogramme zu holen. Da hat sich dann eine Solidaritä­t entwickelt mit einer Mannschaft, die ums kämpft. Ich habe dann auch zu wertschätz­en gelernt, wenn du im Abstiegska­mpf ein Spiel gegen Duisburg gewinnst. Ich habe dann auch eine Saison erleben müssen, als Werder in der 2. Liga Nord gegen Solingen, Bocholt oder Erkenschwi­ck spielen musste. Das prägt unheimlich. Das ist etwas anderes, als wenn du für eine Mannschaft bist, die jede Woche den Gegner mit 4:0 wegfiedelt.

Nehmen Sie in Ihrer Satire-Show mehr Rücksicht auf Werder?

Zeigler: Das ist ein schwierige­s Thema, weil jeder natürlich weiß, dass ich dem Verein nahestehe. Ich werde niemals den Anschein erwecken, dass ich neutral bin. Aber ich habe auch das Glück, dass es eine

ist und Werder da nicht die große Rolle spielt. Aber selbst wenn es in Bremen schlecht läuft, dann läuft es nicht so schlecht und so spektakulä­r wie in Hamburg. Da interessie­rt es natürlich mehr, wenn es in Hamburg den Bach runtergeht oder wenn es Ärger bei den Bayern oder in Dortmund gibt. Ich bin aber auch froh, dass ich in einer Sonderroll­e bin. Jeder weiß, dass ich Fan bin und deshalb wird es auch niemanden überrasche­n, wenn ich da subjektiv bin.

Der Bremer Fan mag Hamburg nicht. Wie groß ist die Schadenfre­ude? Zeigler: Ich mache da schon noch Unterschie­de. Einerseits freut man sich vor allem, wenn der HSV weit hinter Bremen in der Tabelle steht, anderersei­ts ist natürlich das Nordderby jedes Jahr ein schönes Ritual. Aber ich bin schon lange dabei und habe mir oft von Hamburgern anhören müssen: Bremen ist nur eine popelige Stadt und ein kleiner Pinkelvere­in. Hamburg ist dagegen eine Weltstadt und ein Weltverein. Da wird man dann schon geprägt. Aber Schadenfre­ude wäre bei mir das falsche Wort. Es geht auch nicht um Häme, aber ich sehe das als FußballÜbe­rleben fan. Da ist so viel schlecht und falsch gelaufen, dass sie es von Herzen verdient haben, abzusteige­n. Da muss einfach einmal das ganze Elend beendet werden. Das ist dann auch die große Chance, sich wieder neu zu erfinden.

Mehmet Scholl hat sich erst zu Wort gemeldet. Ihm sind derzeit zu viele junge Laptop-Trainer unterwegs. Bremen wird jetzt vom 35-jährigen Florian Kohfeldt trainiert ...

Zeigler: Zum einen habe ich großen Respekt vor Jupp Heynckes und was der in dieser Saison reißt und wie der mit 72 Jahren noch brennt. Aber ich glaube nicht, dass es eine Generation­sfrage ist und ein junger Trainer gleich ein Laptop-Trainer ist. Ich erlebe das hier mit Florian Kohfeldt, der ein Glücksfall für Werder ist. Das ist ein Taktikfrea­k und er spielt mit einem Kader, der vielleicht nicht besser ist als in den vergangene­n Jahren, aber eine Klasse besser spielt. Davor habe ich große Ehrfurcht. Laptop-Trainer im negativ gemeinten Sinne sind für mich Akademiker-Typen oder Technokrat­en, die zur Emotionali­tät und Sinnlichke­it des Fußballs wenig Zugang haben. Aber das ist Kohfeldt wohl genauso wenig wie Manuel Baum beim FC Augsburg.

Wie sehen Sie die sportliche Lage in Bremen?

Zeigler: Das ist irgendwie komisch. Einerseits stecken wir mittendrin im Abstiegska­mpf und anderersei­ts ist es so, dass man, seit Kohfeldt Trainer ist, so viele gute Entwicklun­gen sieht, dass man sagt, die sind so gut, die gehören eigentlich auf Platz acht oder neun. Wenn man eine Kohfeldt-Tabelle machen würde, stünde Werder auf Platz fünf und hat genauso viele Punkte in diesem Zeitraum geholt wie Borussia Dortmund. Deshalb glaube ich, dass sich die Mannschaft nicht bis zum letzten Spieltag im Abstiegska­mpf befinden wird. Arnd Zeigler

● Geburtsdat­um 7. Juli 1965

● Geburtsort Bremen

● Hörfunk und Fernsehen Neben seiner Tätigkeit bei Radio Bremen war er von 1992 bis 2001 auch Hör funkmodera­tor beim WDR in Köln. Dort hat er auch seit 2007 mit „Zeig lers wunderbare Welt des Fußballs seine eigene Sendung.

● Stadionspr­echer Seit 2001 bei Werder Bremen. (wikipedia) auch noch mit über 40 um die Weltmeiste­rschaft mitfahren. Die Streckenbe­treiber rund um den Globus werden die Nachricht von gestern erleichter­t aufnehmen. Denn egal ob der Rennzirkus auf dem Sachsenrin­g, in Brünn oder Mugello gastiert – die meisten Anhänger outen sich als Rossi-Fans und haben irgendwo auf der Maschine, dem Overall oder dem T-Shirt die Aufschrift: The doctor.

Die Geschichte dazu klingt skurril. Weil Valentino einst in seinem italienisc­hen Telefonbuc­h viele Rossis mit dem akademisch­en Grad fand, hat er sich selbst den Spitznamen verliehen.

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Foto: dpa Im Fernsehen beim WDR hat Arnd Zeigler immer am Sonntag seinen festen Sendeplatz. Zeigler moderiert die Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs.“Außerdem ist er Stadionspr­echer bei Werder Bremen.
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Foto: afp Altmeister Valentino Rossi fährt auch über 40 noch Motorrad.

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