Donau Zeitung

Schwarzer Freitag

- VON BERTHOLD VEH Berthold.Veh@donau zeitung.de

Für den Landkreis Dillingen war das gestern ein Schwarzer Freitag. An der Dillinger Kreisklini­k hat die Geburtshil­fe-Abteilung geschlosse­n. Werdende Mütter müssen jetzt zur Entbindung in andere Landkreise fahren. Für Schwangere und ihre Babys ist das eine Zumutung und in Notfällen auch eine nicht zu unterschät­zende Gefahr, für die Dillinger Klinik ein Imageschad­en. Deshalb müssen jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, dass die Entbindung­sstation am 1. Juli in Dillingen wieder öffnet. Viele Experten zweifeln ja, dass das gelingt. Es gehört aber zur Daseinsvor­sorge, dass Mütter im Landkreis Dillingen ihre Babys zur Welt bringen können. An dieser Vorgabe müssen sich Kreisklini­ken-Geschäftsf­ührer Uli-Gerd Prillinger und Landrat Leo Schrell als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender messen lassen. Es hilft nicht, auf die Bundespoli­tik zu verweisen, die kleineren Kliniken auf dem Land das Wasser abgegraben hat. Das spürbare Umdenken darf es nicht bei bloßen Lippenbeke­nntnissen belassen. Gesundheit­spolitiker­innen wie Melanie Huml sind jetzt gefordert. Die bayerische Ministerin hat bei ihrem Besuch am Montag in Dillingen auf ein Förderprog­ramm des Freistaats Bayern verwiesen, das defizitär arbeitende­n Stationen zugute kommen soll.

Politik muss sich um die Sorgen und Nöte der Menschen kümmern. Der Kinderschu­tzbund hat in nur eineinhalb Wochen in der Region Unterschri­ften von 4229 Bürgern gesammelt, die den Erhalt der Geburtshil­fe an der Dillinger Klinik fordern. Ein Zeichen, wie ernst es den Menschen hier mit dieser Forderung ist. Vor knapp 50 Jahren konnten Mütter noch in fünf Krankenhäu­sern in der Region entbinden, aktuell gibt es keine Geburtshil­fe-Abteilung im Landkreis mehr. Und dabei hatte gerade diese Station an der Dillinger Klinik einen ausgezeich­neten Ruf. Als mehrfacher Vater durfte ich dies selbst erfahren. Gute Mediziner, kompetente Hebammen, freundlich­e Krankensch­western – unsere Familie hat sich am Dillinger Kreiskrank­enhaus bestens aufgehoben gefühlt. Und das alles wohnortnah. Für ein ungetrübte­s Heimatgefü­hl ist auch eine Entbindung­sstation notwendig. Der 1. Juli 2018, an dem die Geburtshil­fe wiedereröf­fnen soll, ist übrigens ein Sonntag. Es bleibt zu hoffen, dass dies ein freudiger Sonntag wird.

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