Donau Zeitung

„Vergiss es nie, was wirklich im Leben zählt“

In Lauingen wird das Musical „Freude“aufgeführt. Schauspiel­er und Musiker machen sich darin auf die Suche nach dem Glück

- VON JONATHAN LINDENMAIE­R

Lauingen Ein Mann im blauen Anzug sitzt an seinem Schreibtis­ch und starrt in einen silbernen Laptop. Umgeben ist er von einer futuristis­ch anmutenden, silber-grauen Szenerie. „Es war einmal ein reicher Geschäftsm­ann. Der lebte in einem Haus aus Glas, Beton und Stahl“, tönt eine sonore Männerstim­me aus den Lautsprech­ern. Die ersten Worte des Musicals „Freude“erinnern an die Texteinsti­ege der Grimm-Märchen. Und das nicht ohne Grund: „Freude“ist ein modernes Märchen untermalt mit Musik. Zusammen mit der Lebenshilf­e Dillingen und der Grundschul­e Lauingen bringt die Lauinger Stadtkapel­le das Musical-Märchen auf die Bühne. Komponist ist Kurt Gäble. Er hat in Augsburg studiert und wird am Sonntag die Aufführung in der Stadthalle besuchen.

Worum geht es also? Im Mittelpunk­t steht eben jener reiche Geschäftsm­ann im blauen Anzug, ge- spielt von Kristian Kempfle. Reich geworden ist er mit einem smarten Geschäftsm­odell: Im Internet verkauft er „Freude“in Form von immerneuen Produkten. Bald aber kommt es zum Bruch der Geschichte. Die Stadtkapel­le verlangsam­t die Musik, sie wird tragender und me- lancholisc­her. Den Kopf in die Hände gestützt, besingt der Geschäftsm­ann sein Elend: „Was ist los seit einigen Tagen, ich könnte verzagen.“Während er Freude verkauft hat und damit reich wurde, hat er selbst seine Freude verloren. Weil er es nicht anders kennt, versucht er sie selbst im Internet zu kaufen – erfolglos. Hier offenbart sich die Moral des Musicals: Es ist die Erkenntnis, dass ständiges Geldanhäuf­en, um es auszugeben und dann auch das x-te Smartphone zu besitzen, nicht glücklich machen kann. Was sich dabei konkret hinter jenen „Freudendin­gen“verbirgt, lassen die Darsteller bewusst offen. Das Stück wirkt dadurch zeitlos – angesiedel­t irgendwo zwischen Gegenwart und Zukunft. Was also bringt uns dann Freude, wenn nicht die neuesten Produkte? Der Geschäftsm­ann lernt das von einer mysteriöse­n Frau, die in sein Leben tritt. Gespielt wird sie von Juliet Eberle. Sie überredet ihn aus dem Haus zu kommen, läuft mit ihm durch Wälder und Wiesen. Mit imitierten Vogelgesän­gen und Spechthämm­ern liefert die Stadtkapel­le die entspreche­nde Geräuschku­lisse. An einem Bach, dargestell­t von Schauspiel­ern der Lebenshilf­e, erhellt sich die Stimmung des Geschäftsm­anns. Er vergisst seine technische­n Spielereie­n und findet die Freude in der Natur, der Freundscha­ft und der Liebe. Ein sehenswert­es Musical mit starkem Orchester und überzeugen­den Darsteller­n, das in einem bunten Finale endet: Blumenmädc­hen tanzen durch die Halle, einige Kinder wedeln mit bunten Bändern, andere balanciere­n auf Bällen und Einrädern. „Vergiss es nie, was wirklich im Leben zählt“, singt der KinderChor zum Ende der Geschichte.

„Freude“wird noch heute (Beginn 19 Uhr) und morgen (17 Uhr) in der Lau inger Stadthalle aufgeführt.

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Fotos: Jonathan Lindenmaie­r Das Musical steigert sich und endet in lautem, farbenfroh­en Freudentau­mel: Die Hauptdarst­eller Kristian Kempfle und Juliet Eberle tanzen mit Kindern der Lauinger Grund schule und Schauspiel­ern der Lebenshilf­e Dillingen.
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