Mit sinfonischer Blasmusik zum Erfolg
Marie-Sophie Schweizer erringt das Bachelor-Diplom. Es ist eine beeindruckende öffentliche Lehrprobe, denn ein Stück sehen die Musiker in Dillingen zum ersten Mal
Dillingen Stehend dargebrachte Ovationen eines überwältigten Publikums in der Sebastian-KneippHalle am vergangenen Samstagabend und Blumen vom Oberbürgermeister Frank Kunz galten nach dem letzten Takt des vierten Vortragsstückes der Dirigentin des Sinfonieblasorchesters vom Musikverein Donautaler Fristingen-Kicklingen, der Stadtkapelle Dillingen und Gastmusikern. Erschöpft und glücklich nahm Marie-Sophie Schweizer diesen Vertrauensbeweis entgegen, hatte sie sich doch einer gut einstündigen Prozedur unterworfen, um das Bachelor-Diplom für die Leitung eines Blasorchesters zu erhalten.
Mit vier Vortragsstücken musste Marie-Sophie Schweizer beweisen, wozu sie nach vierjährigem Studium das 80 Musiker zählende Blasorchester animieren kann. Sie hatte „A festival prelude“(Alfred Reed), „On his bright morning“(David Maslanka), „Canterbury chorale“ (Jan van der Roost) und „The sword and the crown (Edward Gregson) mustergültig einstudiert. Die anspruchsvollen Titel verlangten dem Orchester und der Dirigentin alles ab. Marie-Sophie Schweizer legte Wert auf einen ausgewogenen Gesamtklang, adäquate Tempi und sicheres Ineinandergreifen der unterschiedlichen Register. Dabei hatte sie das riesige Orchester klar im Blick, agierte zuverlässig mit und ohne Taktstock, sodass die Musiker den Charakter der Werke evident interpretieren konnten.
Diese bewältigten auch solistische Aufgaben mit technischer Meisterschaft und durften den englischen Choral sogar singend mitgestalten. Große Beifallsbekundungen nach jedem Vortrag und erst recht, als der Prüfungsvorsitzende Prof. Maurice Hamers das Ergebnis für das Examenskonzert bekannt gab: Note 1,3 für eine überzeugende Dirigierleistung mit einem fantastischen Orchester.
Für die Mehrzahl der mehr als 600 Besucher, unter ihnen Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange, eine einmalige Erfahrung: die öffentliche Lehrprobe. Marie-Sophie Schweizer hatte 14 Tage die Partitur von „New Orleans“(Meinert Boekel) in Händen. Die Orchestermusiker sahen sie an diesem Sonntagabend zum ersten Mal. In einer halben Stunde musste die Dirigentin ihre Vorstellung von der Komposition vermitteln. Sie tat das auf fachmännische Weise.
Zuerst gab Marie-Sophie Schweizer passende Erläuterungen zum Stück, hielt nach dem fünfminütigen Einspielen immer wieder an. Sie achtete auf Intonation, auf rhythmische Genauigkeit, arbeitete mit den mittleren und tiefen Blechblasinstrumenten, wiederholte Holzbläseranteile, gab Trompeten und Hörnern spezielle Interpretationstipps. Es war verblüffend zu erleben, wie die Musiker der Dirigentin folgten, sich Notizen machten und wie sich hörbar der Lernerfolg einstellte.
Diesmal saßen die Juroren Lothar Uth (Deutschland), Prof. Maurice Hamers (Niederlande) und Irene Anda (Norwegen) in unmittelbarer Nähe zum Orchester.
Sie gewannen einen positiven Eindruck von der Prüfungskandidatin und bewerteten die Lehrprobe mit 1,7. Außerdem erhielt MarieSophie Schweizer für die Instrumentierung eines Sinfonieorchesterstückes zu einem Blasmusiksatz die Note 2,0.
Mit einem Plädoyer des Prüfungsvorsitzenden Prof. Maurice Hamers für die sinfonische Blasmusik, der Anerkennung der gezeigten Leistungen, des Publikumszuspruchs und den Dankensworten von Dirigentin Schweizer ging ein außergewöhnliches Blasmusikfest zu Ende, bei dem Julia Viechtl (München) charmant und informativ die Moderation übernommen hatte.