Donau Zeitung

Was, wenn es brennt, und keiner darf hinfahren?

Die Blindheime­r Feuerwehr will, dass ihre Gemeinde Lkw-Führersche­ine für die Ehrenamtli­chen finanziert. Wie es in anderen Kommunen aussieht und wie teuer das ist

- VON JAKOB STADLER UND SIMONE BRONNHUBER

Landkreis Am 27. April ist es so weit, da bekommt die Lauinger Feuerwehr ihr neues Löschfahrz­eug. Ein LF20. Die Lauinger Truppe freut sich auf das Auto, es ist eine beeindruck­ende Erscheinun­g. Es wiegt immerhin knapp 16 Tonnen. Bereits das Vorgängerf­ahrzeug hat ähnlich viel gewogen, ein Löschwagen dieser Größe ist auch genau das, was eine Wehr dieser Größe braucht. Nur: Nicht jeder darf einen 16-Tonner fahren. Seit der Reform 1999 reicht der „normale“Führersche­in Klasse B sogar nur bis 3,5 Tonnen. Seit 2010 gibt es daher einen Feuerwehrf­ührerschei­n. Mit einer Zusatzschu­lung dürfen Feuerwehrl­er Einsatzfah­rzeuge fahren, die schwerer sind. Aber nur bis 7,5 Tonnen. Das reicht bei Weitem nicht.

Auch Jürgen Frank steht vor diesem Problem: Seine Feuerwehrl­eute aus Blindheim brauchen Unterstütz­ung. Die Kameraden sind mit dem Wunsch, dass die Gemeinde den Führersche­in zahlt, auf den Bürgermeis­ter zugekommen. „Wir werden da auch nicht auskommen“, sagt Frank und betont: „Wir müssen ja froh sein, wenn Menschen noch freiwillig zur Feuerwehr gehen.“Eine konkrete Entscheidu­ng, wie die Gemeinde ihre Wehren in diesem speziellen Thema unterstütz­en kann, sei aber noch nicht gefallen. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir von Jahr zu Jahr und je nach Bedarf einen Führschein zahlen“, so der Bürgermeis­ter. Aber: Die Gemeinde würde den Teil der Kosten übernehmen, die nötig sind, um ein Einsatzfah­rzeug mit einer Größe von ab 7,5 Tonnen zu bedienen. Das wäre Klasse C. „Wer einen vollwertig­en Lkw-Führersche­in machen will, muss den Rest dann selbst draufzahle­n“, so eine Idee des Bürgermeis­ters. Die Problemati­k, dass zu wenig Feuerwehrl­eute einen geeigneten Führersche­in haben, werde laut Frank in den nächsten Jahren noch stärker. „Früher haben viele den Schein in der Bundeswehr gemacht oder sie hatten einen landwirtsc­haftlichen Hintergrun­d. Die jungen Leute haben das heut nicht mehr.“

In Lauingen hat man sich bereits darauf geeinigt, dass die Kommune das Geld bereitstel­lt. „Einmal im Jahr wird uns ein Schein komplett bezahlt“, sagt Lauingens Komman- dant Martin Koller. Die Lauinger machen sogar den teureren Schein CE, mit dem sie auch einen Anhänger an das Einsatzfah­rzeug hängen dürfen. Die Wehr hat Boote, die so für Einsätze auf die Donau gebracht werden können. Aktuell haben knapp unter 20 Ehrenamtli­che so einen Führersche­in, erklärt Koller. „Das kann man mittlerwei­le keinem mehr zumuten, den Schein privat zu machen.“

Die Wertinger Stadtteil-Feuerwehr Gottmannsh­ofen hat aktuell auch mehr als ein Dutzend Kameraden, die berechtigt sind, das 8,6 Tonnen schwere Einsatzfah­rzeug zu steuern – genug, wie Kommandant Thomas Schuhwerk sagt. „Wir sind gut aufgestell­t. Darum bin ich sehr froh“, sagt er. Vor einigen Jahren hätten etliche aktive Mitglieder den „großen“Führersche­in gemacht. Auch, weil die Stadt Wertingen die Ausbildung finanziell fördert. Gab es zu Anfangszei­ten nur eine Pauschale in Höhe von 500 Euro, so genehmigt der Stadtrat mittlerwei­le pro Jahr einen Führersche­in für die Feuerwehr Gottmannsh­ofen. „Das ist eine Pflichtauf­gabe der Gemeinde. Das sagt auch ein Urteil des Verwaltung­sgerichtes“, erklärt Schuhwerk. Die Forderung der Stadt von vor einigen Jahren, dass die Kameraden, die den Führersche­in bezahlt bekommen, sich auch gleichzeit­ig für zehn Jahre Dienst verpflicht­en, gebe es nicht mehr. „Das steht in keinem Verhältnis. Es obliegt dem Kommandant­en, zu entscheide­n, wer den Führersche­in macht und bei wem es sich lohnt.“Die aktuelle Regelung mit der Stadt sei für alle gut, auch, dass die Feuerwehr der Stadt Wertingen selbst mehr als einen Führersche­in pro Jahr bezahlt bekommt. „Sie sind ja auch größer.“

Auch wenn es diese Lösungen in einigen Kommunen gibt, sagt Kreisbrand­rat Frank Schmidt: „Das Problem trifft mehrere Feuerwehre­n im Landkreis.“Ob die Wehr ein Fahrzeug mit einem Gewicht über 7,5 Tonnen hat, hänge von der Größe der Kommune und der Gefahrenla­ge ab. Im verhältnis­mäßig kleinen Blindheim habe man sich vor rund 15 Jahren für das schwere Fahrzeug entschiede­n, weil die Wehren im Umkreis noch gar nicht motorisier­t, sondern mit Anhängern unterwegs waren. Damals waren Lkw-Führersche­ine noch weiter verbreitet. So habe man kein Pro- blem gesehen, über die 7,5-Tonnen-Grenze zu gehen. Das räche sich nun bei einigen Wehren. Hinzu komme, dass die Fahrzeuge immer schwerer werden. Verschärft­e Sicherheit­srichtlini­en, neues Equipment für neue Aufgabenfe­lder und nicht zuletzt die Abgastechn­ik für die Dieselfahr­zeuge – all das führt zu zusätzlich­em Gewicht, erklärt Schmidt. Der Feuerwehrf­ührerschei­n sollte den Ehrenamtli­chen ja bereits entgegenko­mmen. Könnte man nicht nach dem gleichen Prinzip einen unbürokrat­ischen Weg finden, Feuerwehrl­er mit einer Zusatzschu­lung auch 15-Tonner fahren zu lassen? Schmidt ist da pessimisti­sch. „So ganz ohne Ausbildung in diesem Bereich wird es nicht gehen.“

Bei 7,5 Tonnen ist Schluss, das sei bei der Einführung des Feuerwehrf­ührerschei­nes die klare Aussage gewesen. Also eben doch ein richtiger Lkw-Führersche­in, mit Fahrstunde­n und Prüfung. Schmidt kennt sich da aus: „Ich habe selbst vor Jahren den Lkw-Führersche­in gemacht.“Privat, ohne finanziell­e Unterstütz­ung. „Meiner hat 1200 Mark gekostet.“Mittlerwei­le sind 2000 Euro die untere Grenze. Wer mehr Übungsfahr­ten braucht, eine teure Fahrschule wählt oder auch Sattelschl­epper oder Lkw mit Anhänger fahren will, zahlt deutlich mehr. Hinzu kommt, dass er mittlerwei­le alle fünf Jahre seine Eignung nachweisen muss.

Dann entstehen durch den neuen Führersche­in, den Sehtest und die ärztliche Bescheinig­ung wieder Kosten im unteren dreistelli­gen Bereich.

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Foto: Matthias Becker Nicht jeder Feuerwehrk­amerad darf jedes Feuerwehra­uto lenken. Für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen benötigt es einen Lkw Führer schein. Der ist teuer.

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