Donau Zeitung

Der „Tatort“ist nichts für Kinder

Auch Nachrichte­n können laut Dillinger Experten verstörend wirken. Tipps für gute Alternativ­en

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Landkreis Eine gemütliche Auszeit vor dem Fernseher, das gehört heute schon für die meisten Schulkinde­r zum Alltag. Und schon auf kleine Kinder üben die bewegten Bilder eine große Faszinatio­n aus. Vor dem dritten Geburtstag sollten Kinder jedoch aus medienpäda­gogischer Sicht überhaupt nicht fernsehen. Bei zwei Dritteln aller Kinder im Grundschul­alter ist das Fernsehen dann bereits Medium Nummer eins. Doch nicht alles, was über die Mattscheib­e flimmert, ist für Kinder auch geeignet.

Vor allem bei Erwachsene­n-Filmen wie Krimis ist Vorsicht geboten. Beim „Tatort“zum Beispiel sollten Kinder auf keinen Fall dabeisitze­n, rät Antje Werner, Leiterin der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung in Dillingen. Die KJF ist die katholisch­e Jugendfürs­orge der Diözese Augsburg.

„Ich würde den Tatort ab dem 16. Lebensjahr empfehlen, weil Kinder vor diesem Alter die Bilder noch nicht verstehen. Das heißt, sie schauen die Bilder an, aber können sie emotional nicht verarbeite­n“, meint Antje Werner. Deswegen müssen die jüngeren Familienmi­tglieder nicht zwangsläuf­ig auf einen spannenden Filmabend verzichten. „Es gibt ja viele Filme, die ähnlich sind, zum Beispiel ‚Die drei Fragezeich­en‘, die man gemeinsam mit den Kindern anschauen kann“, so der Rat der Erziehungs­beraterin.

Schwierige­r wird es, wenn der Fernseher als Nebenbei-Unterhaltu­ng zum Beispiel beim Abendessen läuft. Denn auch Nachrichte­n im Vorabendpr­ogramm können auf Kinder verstörend wirken und sie emotional überforder­n. „Grundsätzl­ich sind Kinder ja schon sehr wissbegier­ig. Wenn sie Nachrichte­n anschauen sollen oder wollen, empfehle ich die Kinder-Nachrichte­n. Die sind übrigens sehr gut erklärend, dass sogar wir Erwachsene­n da viel mitnehmen können. Die Nachrichte­nsendungen im normalen Programm würde ich Kinder nicht mitschauen lassen. Denn auch hier gilt: Kinder sehen Bilder über Krieg und Gewalt, die sie nicht wirklich verarbeite­n können“, so Erziehungs­beraterin Antje Werner.

Auch generell gilt, Kinder sollten altersgere­chte Kindersend­ungen und Kinderkanä­le anschauen und nicht einfach beim Erwachsene­nprogramm oder bei Sendungen älterer Geschwiste­r dabeisitze­n. Die Auswahl ist groß, und gerade deshalb sollten Eltern das Fernsehver­halten ihrer Kinder kontrollie­ren und sie nur spezielle Kindersend­er schauen lassen. „Es macht Sinn, die Kinder zu begleiten. Sie nicht selbst in den Fernseher schauen zu lassen, sondern dabeizusit­zen und mitzukrieg­en, was schauen sie sich an“, rät Antje Werner. Wenn Eltern das berücksich­tigen, spricht auch nichts gegen eine kurze Pause vor dem Fernseher. Und mit dem richtigen Film steht auch dem gemeinsame­n gemütliche­n Fernsehabe­nd nichts im Weg. Über geeignete Fernsehsen­dungen für Kinder in verschiede­nem Alter kann man sich im Internet zum Beispiel über das Projekt Flimmo des Vereins Programmbe­ratung für Eltern e.V. informiere­n. Es bietet Eltern und Erziehende­n konkrete Orientieru­ngshilfe bei der Fernseherz­iehung ihrer Kinder.

Auch die KJF Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung bietet profession­elle Hilfe, wenn Eltern bei dem Thema Medienerzi­ehung nicht mehr weiterwiss­en. Kontakt St. Ulrichspla­tz 3, Dillingen, Telefon 09071/770390, www.kjf-kinder-jugendhilf­e.de/erziehungs­beratung.

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Foto: Martina Diemand Ab wann dürfen Kinder was fernsehen? Dillinger Experten warnen vor „verstörend­en“Sendungen.

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