China erhebt Zölle auf Sojabohnen aus den USA
Damit spitzt sich der Handelsstreit zwischen den Ländern zu. Zuvor hatte Trump höhere Abgaben auf chinesische Produkte angekündigt
Washington Die Mitteilungen der chinesischen Botschaft in den USA zeichnen sich in der Regel nicht durch Sprachwitz aus. Umso mehr fiel die Verlautbarung auf, mit der die Vertretung in Washington die Vergeltungsmaßnahmen im Handelsstreit bekannt gab. „Wie ein chinesisches Sprichwort sagt, ist es nur höflich, in gleicher Weise zu erwidern“, heißt es in dem Text.
Mit dieser Mitteilung kündigte Peking Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf US-amerikanische Produkte und Einfuhren in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar an. Allerdings war das nur eine Reaktion Pekings auf Strafzölle in gleicher Höhe, die zuvor der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer angekündigt hatte. Er begründete die Einführung mit chinesischem Technologieklau. Die Strafzölle der USA richten sich gegen die chinesische Hochtechnologie-Industrie, darunter der Maschinenbau, die Raumfahrt sowie die Informations- und Kommunikationstechnik. China verhängt seine Zölle gegen Sojabohnen und Rindfleisch, Autos und Produkte der Chemie- und Flugzeugindustrie.
Sojafarmer Joe Steinkamp, 52, aus Evansville im Midwest-Staat Indiana, war nicht amüsiert, als er realisierte, was das für ihn bedeutet. Sollte es innerhalb der nächsten 180 Tage zu keiner Verhandlungslösung kommen, werden seine Erzeugnisse passend zur Erntezeit mit einer chinesischen Einfuhrsteuer belegt. „Wir haben über ein Vierteljahrhundert in den Aufbau dieser Handelsbeziehungen investiert“, klagt er in der Sein Betrieb exportiert jede dritte Sojabohne nach China. Das entspricht ziemlich genau dem Anteil, den die Volksrepublik insgesamt aus den USA importiert.
Umgekehrt macht der Chinahandel bei Soja mit 12,4 Milliarden USDollar rund ein Viertel des gesamten US-Marktes aus. Experten halten diese Runde der Sanktionen für besonders schmerzhaft. „Die Schmerzen werden sehr sichtbar und die Gewinne eher abstrakt sein“, sagt Brad Sester, der Barack Obama im Weißen Haus in Handelsfragen beriet. „Die Regierung hat die USA nicht auf die nachteiligen Konsequenzen vorbereitet.“Das fürchtet auch Dean Garfield vom „Information Technology Industry Council“, eine Lobby-Gruppe, die Unternehmen wie Apple, IBM und Google vertritt. „Zölle bestrafen die Verbraucher durch Preiserhöhungen“, sagt er. „Am Verhalten der Akteure ändern sie nichts.“
Während der laxe Umgang der Chinesen mit intellektuellem Eigentum von amerikanischen und europäischen Unternehmen beklagt wird, setzten diese auf die Welthandelsorganisation (WTO). US-Präsident Trump betrachtet das als Zeitverschwendung. Statt die WTO einzubinden, blockiert er gezielt die Besetzung der Schiedsgerichte. In der Zwischenzeit hofft er, mit einer aggressiven Handelspolitik Fakten zu schaffen. „Wir befinden uns nicht in einem Handelskrieg mit China“, twitterte Trump am Mittwochmorgen. „Diesen Krieg haben wir vor vielen Jahren verloren.“