Riedberger Horn: Söder will Skischaukel kippen
Heute Spitzengespräch in der Staatskanzlei über umstrittenes Liftprojekt
Kempten Die geplante Liftverbindung am Riedberger Horn im Oberallgäu wird offenbar nicht gebaut. Nach Informationen unserer Zeitung soll das Ende dieses seit Jahren umstrittenen Projektes heute in München verkündet werden. Vorher wird es ein Gespräch zwischen Ministerpräsident Markus Söder und den Bürgermeistern der betroffenen Oberallgäuer Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein geben. Dabei soll besprochen werden, welche Unterstützung die Kommunen für den Tourismus bekommen, nachdem die CSU von ihrer lange massiv vertretenen Position, den Liftausbau zu unterstützen, abgerückt ist.
Söder hatte sich in seinem früheren Amt als Heimatminister ebenso wie sein Vorgänger als Ministerpräsident, Horst Seehofer, für den Bau der Skiverbindung eingesetzt. Zuletzt war sogar der Landesentwicklungsplan geändert worden, damit die Fläche am Riedberger Horn einem naturschutzrechtlich weniger stark geschützten Bereich zugeordnet und ein Bau ermöglicht werden kann. Dagegen hatte es heftige Proteste von Naturschutzverbänden gegeben. Söder war in den vergangenen Wochen deutlich zurückhaltender geworden, wenn man ihn auf das Riedberger Horn ansprach. Offensichtlich möchte er das Thema, das weit über das Allgäu hinaus kritisch gesehen wird, aus dem Landtagswahlkampf heraushalten. Sein Ziel ist es, die Gemeinden und Liftbetreiber dazu zu bringen, ihre Pläne aufzugeben. Von den Verantwortlichen, die heute in München zu dem Gespräch zusammenkommen, wollte sich niemand vorab äußern.
Hinter vorgehaltener Hand hatten einige Tourismusvertreter aus dem Allgäu in jüngster Zeit darauf hingewiesen, dass die Debatte über die Liftverbindung dem Image des Allgäus als Naturregion schade. Auch aus der Seilbahnbranche hieß es, die emotional geführte Diskussion kratze an ihrem Image.
Bürgerbefragungen in Obermaiselstein und Balderschwang waren eindeutig zugunsten des Baus ausgefallen. Befürworter und Gegner des Projektes hatten sich aber monatelang heftig beharkt. Kritiker des geplanten Lifts meldeten sich aus ganz Bayern zu Wort. Sie befürchten, dass der Bau in der Alpenschutzzone einen Präzedenzfall schaffe. Söder hatte diese Bedenken immer wieder zurückgewiesen und die Pläne am Riedberger Horn wortstark unterstützt. Nach seinem Kurswechsel soll er nun zugesagt haben, den Tourismus in den beiden Kommunen auf andere Weise zu fördern. Noch ist aber unklar, wie das geschehen soll. Die Gegner des Liftverbunds, darunter Bund Naturschutz, Alpenverein und Landesbund für Vogelschutz, halten an ihrer Klage gegen die Änderung der Schutzzonen im bayerischen Alpenplan fest. Bund-NaturschutzLandesbeauftragter Richard Mergner sagte: „Wir sind gespannt, wie Söder das begründet.“Er hoffe, dass die Skischaukel jetzt gestoppt und nicht nur auf die lange Bank geschoben sei.